Buchbesprechung
Alle Jahre Widder

Weihnachten naht - und bei dem einen oder anderen auch die Ratlosigkeit, was man den Lieben denn dieses Jahr unter den Christbaum legen soll. Die vorgestellten Kinderbücher sind bei der Ideenfindung vielleicht eine kleine Hilfestellung.

Beginnen wir mit Alle Jahre Widder (ab 8 Jahre) von Martin Klein. Schon der Titel lässt erahnen, dass Weihnachten von der komischen Seite her betrachtet wird. Und so ist es auch. Kurz vor dem 24. gerät Meister Matthäus im Weihnachtsland in die Bedroullie, als ausgerechnet die Rentiere mit Streik drohen. Das Anwerben weiterer Zugtiere ist nur eine der Bedingungen, die Herr Kaurismäki, Gewerkschaftsführer der Renntiere, aufstellt. Um Weihnachten dieses Jahr nicht ausfallen zu lassen, startet Meister Matthäus einen weltweiten Aufruf, dem viele Tiere nachkommen: Galloway-Rinder, Wasserbüffel, Shetlandponys … und Widur, das Widder-Kaninchen. Widur entpuppt sich schnell als Nervensäge, die partout nicht einsehen will, dass Schlittenziehen nicht der richtige Job ist. Schlittentiertrainer Siegfried Roy hat Mitleid und bringt Widur in die Abteilung Wunschzettel. Und hier ist der kleine Angeber genau richtig, denn auf der Erde lebt ein Mädchen, das sich nicht mehr wünscht als ein Kaninchen.
Wahrscheinlich können nur Widder-Kaninchen so sehr von sich überzeugt sein, unter Menschen ist dieses Phänomen in derartiger Ausprägung bestimmt nicht zu finden. Das Buch ist u. a. durch seinen lockeren Ton urkomisch und eignet sich als entspannende Lektüre für gestresste Geschenkejäger. Neben allem Spaß sind aber auch kritische Untertöne zu hören, die in der Frage münden: Ist der Konsumrausch in dieser eigentlich besinnlichen Zeit wirklich nötig?

Mit Freu dich, das Christkind kommt bald ist im Betz-Verlag einen Klassiker in überarbeiteter Neuauflage erschienen. Gertrud Fussenegger erzählt den Kleinen (ab 3 Jahre), dass die Vorweihnachtszeit und das Fest selbst in den verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Bräuchen gefeiert werden. Aus dem Norden kommt z.B. der Brauch des "Julklapps". Während wir daraus eine Spaßveranstaltung gemacht haben, die unter dem Tenor "nur bis drei Euro" oder "nur Dinge, die ich schon immer aus meinem Haushalt mit gutem Gewissen eliminieren wollte" laufen, wurden früher Geschenke aus Holz hergestellt. Die wurden dann in einem großen Korb in ein Haus geworfen - mit möglichst lautem Geklapper.

Der Schwerpunkt liegt auf Traditionen, die an die Geburtsgeschichte von Jesus Christus anknüpfen. So laufen bei der Herbergesuche ein Mädchen und ein Junge verkleidet als Maria und Josef von Tür zu Tür und bitten um Unterschlupf. Die farbenfrohen Illustrationen von Piotr Stolarczyk und die Weltoffenheit der Autorin geben diesem Bilderbuch eine besondere Note. Es erinnert an die wichtigen Dinge in der Weihnachtszeit: Besinnlichkeit und Nächstenliebe.

Auch über die Grenzen hinausschauend ist Maulwurfs Weltreise (ab 3 Jahren) von E.T.W. Igel aus dem Neugebauer-Verlag. Wie viele Kinder in der nasskalten Jahreszeit liegt der Maulwurf erkältet im Bett. Und während er sich so in die Federn kuschelt, denkt er darüber nach, wie schön es wäre, eine Weltreise zu machen. Ge-sagt - getan! Ohne Pause buddelt er sich seine Gänge, bis er schließlich am Nordpol landet. Mit seinem neuen Freund dem Eisbären hat er eine Men-ge Spaß, bis ihm zu kalt wird und er beschließt, sich in wärme Gefilde vor zu graben. Das Kontrastprogramm könnte nicht stärker sein, als er in der Wüste wieder an das Tageslicht ge-lang. Und so schaufelt sich der kleine Kerl von der Wüste in die Berge, dann geht es wieder Richtung Süden in den Urwald. Und an allen diesen Orten ist es entweder besonders warm oder sehr kalt - oder liegt das vielleicht am Fieber? Mit Hilfe dieses unterhaltsamen Bilderbuches lässt sich bestimmt das Kranksein ein wenig leichter aushalten.

Anett Baron
ehrenamtliche Redakteurin

zurück zum Inhaltsverzeichnis