Die Würfel sind gefallen 
Das Café PositHiv sucht einen neuen Standort

Die Betreiber des Café PositHiv in der Alvenslebenstraße sehen für ihr Projekt im Schöneberger Norden keine Möglichkeit des Fortbestandes mehr. Zu häufig kam es zu Verbalattacken gegen die Besucher, zu häufig wurden die Räumlichkeiten u. a. mit Steinen und Flaschen beworfen. Die Sicherheit der Besucher sei nicht mehr zu gewährleisten, sagte Café-Betreiber Michael Grady in einem Gespräch mit der Stadtteilzeitung. Das Café ist seit vielen Jahren eine Anlaufstelle für Homosexuelle. Einige von ihnen sind HIV- oder HIP-infiziert, für sie ist das Café eine besonders wichtige Institution. Hier finden die Betroffenen vielfältiges Informationsmaterial oder einfach nur mal ein offenes Ohr.

Es hatte einige Initiativen gegeben, um gegen die Übergriffe vorzugehen, die nach Aussagen von Hauptkommissar Maiwald vom Polizeiabschnitt 41 häufig "auf das Konto männlicher Kinder und Jugendlicher aus Zuwandererfamilien" (Siegessäule vom 10.11.2003) gingen. Jeder Vorfall wurde in einer Liste notiert und der Polizei mitgeteilt. Auch wurden Gespräche mit dem Quartiersmanagement und dem Präventionsteam der Polizei geführt - man vereinbarte Zusammenarbeit, die offenbar nicht auf fruchtbaren Boden fiel. Denn sowohl dem Quartiersmanagement als auch der Polizei werfen die Betreiber in ihrer Presseerklärung vom November 2003 Versagen vor. Die zuständigen Streetworker hätten ihren Job nicht gemacht, sie sollten regelmäßig Präsenz zeigen, heißt es dort.

Die Fronten sind deutlich verhärtet. Denn auf der anderen Seite schickte das Café keinen Vertreter zu einem runden Tisch, den der BVV-Abgeordnete Ingo Nürnberger (SPD) am 12. November 2003 zum zweiten Mal zu diesem Thema initiiert hatte. Hier trafen sich u. a. Bezirkspolitiker, Vertreter der Polizei und Mitglieder verschiedener Schwulenverbände, um über Gewalt gegen Homosexuelle zu sprechen. Für Ingo Nürnberger gab es ein grundlegendes Problem in der Kommunikation. "Die Beteiligten haben, so befürchte ich, aneinander vorbeigeredet: Das Quartiersmanagement wollte, dass sich das Cafe auch selbst hilft. Die Cafe-Betreiber und die Gäste hingegen hatten keine Lust und nicht die Kraft, sich mit der schwierigen Nachbarschaft auseinanderzusetzen - schließlich ist das Cafe ein Rückzugsraum für Kranke. Darauf hätte man noch sensibler eingehen müssen."

Der geplante Umzug ist nun die Konsequenz. Mit verschiedenen Vermietern wurden Verhandlungen aufgenommen. Eine mögliche Räumlichkeit ist das ehemalige Café Chaiselongue in der Wilsnackerstraße in Moabit. Die Bevölkerungsstruktur ist der im Schöneberger Norden nicht unähnlich, somit abzuwarten bleibt, ob sich an dieser Stelle ähnliche Probleme auftreten werden.

Wer in Schöneberg die passende Räumlichkeiten (ca. 160 qm) anbieten möchte, kann die Betreiber des Cafés unter 2168654 erreichen.

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