Der Innsbrucker Platz

Viel Geld fließt in die Sanierung des Hausbestandes - aber die Aufenthaltsqualität des Platzes ist bescheiden. Was passiert hier in unserem Kiez? Seit März zeigen sich verstärkt Parkplatzprobleme in der Innnsbrucker Straße und in der Vossbergstraße. Zwei Projekte sind die Ursache dafür:

Zum einen wird ein zweiter direkter Zugang zum Bahnsteig des U-Bahnhofes Innsbrucker Platz gebaut. Nach Aussage von Herrn Untermann aus der Pressestelle der BVG wird dieses Vorhaben Ende August abgeschlossen sein. Als U-Bahn-Benutzerin freue ich mich schon darauf. Dann muss ich nicht mehr bis zum Platz vorlaufen.

Zum anderen wird der Gebäude-komplex Innsbrucker Platz 4, Innsbrucker Straße 32-34, Voßbergstraße 5-7 und Martin-Luther-Stra-ße 126-113 von der DEGEWO seit März grundsaniert. Die Autoabstellplätze vor diesen Häusern werden zur Zeit größtenteils von den Baufirmen belegt. In den Häusern werden die Kalt-, Warmwasser- und Abwasserstränge erneuert, die alten Gasanlagen entfernt, die Hausflure renoviert und die Fassaden instand gesetzt. Die Wohnungen erhalten Anschlüsse für Wasch- und Geschirrspülmaschinen und für die ausgebauten Gasherde Elektroherde. Teilweise werden auch die Heizkörper erneuert. Die Bäder werden mit Sicherheitsschutzschaltern abgesichert. Die Maßnahmen sind nicht überall gleich. Die Mieter wurden in einem Brief von den Maßnahmen unterrichtet. Sie werden von der argus GmbH (Arbeitsgruppe Gemeinwesenarbeit und Stadtteilplanung) betreut. Die Mieterberatung wird in einer Wohnung in der Innsbruckerstraße montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr angeboten. Das Baubüro an gleicher Stelle hat mittwochs von 17 bis 19 Uhr für die Mieter geöffnet.

Für Maßnahmen, die den Wohnwert verbessern, wird die Miete nach Fertigstellung entsprechend angehoben. „Die Fluktuation der Mieter anlässlich der Baumaßnahmen halten sich in Grenzen“ sagt Frau Kräber von der DEGEWO. Ende September sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Dann können die Mieter wieder ungestört wohnen und der Straßenbereich wird den Anliegern wieder zur Verfügung stehen.

Wenn dann doch noch das Umfeld am Innsbrucker Platz wieder ansprechender würde. Das kleine italienische Café kann das Flair nicht allein heben.

Unser Kiez... Unser Kiez ? - Innsbruck topp... Innsbrucker Platz Flop?

Wer über den Innsbrucker Platz „promenieren“ will muss eine Zauberbrille aufsetzen. Nur so sind der Schmutz, das kaputte Pflaster, die verdreckten Bänke und wie überall in Berlin die beschmierten Wände nicht zu übersehen. Was hat dieser Platz mit Innsbruck zu tun? Wie können wir Schöneberger und Friedenauer den Österreichern erklären, dass dieser Platz - nach einer der schönsten Städte Österreichs benannt - so verkommt. Die Überquerung dieses Platzes von Berlins erstem Hochhaus zum S-Bahnhof kann wegen einer abenteuerlichen Ampelschaltung einem „Rösselsprung“ gleich kommen. Die Grünanlage am Anfang der Innsbrucker Straße kann als Stadtmüllkippe bezeichnet werden. Das schlappe Rinnsal, das dem „Brunnen“ entplätschert, kann nicht verbergen, dass dieser „Wasserspender“ einen missratenen Platz nicht mehr retten kann.
Als dieser Platz in den sechziger Jahren von „Verkehrstechnikern“ geplant wurde, dachte man daran, eine autogerechte Stadt zu schaffen. Dafür wurde auf eine in ganz Berlin gerühmte Mittelinsel verzichtet. Diese Mittelinsel war - wie ich mich gerne erinnere - selbst im Radio einen Meldung wert :“Die ersten Krokusse blühen“

Die riesige Baugrube - ich habe sie in den siebziger Jahren tatsächlich auch bestaunt - hat allen suggeriert, dass hier ein Kreuz mit mehrstöckigem U-Bahnhof (Linie Walther- Schreiber Platz bis Kleiststr.), sich kreuzenden Stadtautobahnen und einer grosstädtischen Einkaufspassage entsteht. Leider ist nach der Schließung der Baugrube der Platz ober- und unterirdisch zur Ödnis geworden.
Die neu geschaffenen U-Bahneingänge, einem Lebensmittel Discounter geschuldet, haben den Zustand leider noch verschlimmert. Kassenzettel, Six-Pack-Artefakte, „vergessene Einkaufswagen“ und auch die in Berlin unvermeidlichen „tierischen Hinterlassenschaften“ zieren die Durchgänge zur U-Bahn.

Zu Beginn der neunziger Jahre war auf dem Parkplatz östlich des Bahnhofs Innsbrucker Platz ein Hotel im Gespräch. Der Investor war sogar bereit die schwierige Gründung wegen der weit verzweigten Gründung der U-Bahnschächte zu übernehmen. Der Streit über die Geschosszahl (es ging um zwei Geschosse, die der Senat nicht genehmigen wollte) hat diesen Bau verhindert.
Zwei, auf einer ehemaligen Brache südlich des Bahnhofs erbauten (Hoch-) Häuser können wegen ihres andauernd anhaltenden Leerstandes diesem Platz auch nicht mehr helfen. Wer dann ???

Vielleicht sollten wir Bürgerinnen und Bürger diesen Platz als Vorraum zu unseren Wohnungen betrachten und uns dort auch so verhalten. Die Stadt und der Bezirk sind pleite. Wir sollten nicht vergessen, dass wir durch unsere Nachlässigkeiten wie gedankenloses Wegwerfen von Papier, Zeitungen und anderem mehr, den Hinterlassenschaften unsere Hunde, die wir nicht wegräumen, und dem rücksichtlosen Umgang mit den öffentlichen Anlagen die Finanzen unnötig strapazieren. In Zeiten knappen Geldes müssen wir mit vorhandenem noch sorgfältiger umgehen.

Bärbel Schneider
ehrenamtliche Redakteurin
Fotos: Bärbel Schneider

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