Familienbildung
Schöneberg-Steglitz wird 10 Jahre alt
Die Familienbildung für Kinder und für Eltern, eine Einrichtung des Nachbarschaftsheims Schöneberg, ist aus der Selbsthilfe entstanden. Das Nachbarschaftsheim Schöneberg e. V. entwickelte Anfang 1993 vor dem Hintergrund der Diskussion um die zunehmende Gewaltbereitschaft Jugendlicher und der möglichen Ursachen ein Konzept für ein Familienzentrum. Über das Programm „Jugend mit Zukunft“ (zur Gewaltprävention) der Senatsverwaltung für Jugend und Familie konnte eine Förderung dafür erlangt werden. „Wir bemühen uns seitdem, Eltern möglichst früh bei Erziehungsaufgaben zu unterstützen und sie in den ersten Lebensjahren ihres Kindes zu begleiten, bevor aus Fragen Probleme werden -.“ berichtet mir Frau Claudia Grass, die Koordinatorin der Familienbildung im Nachbarschaftsheim Schöneberg. „Die Angebotspalette in der Familienbildung reicht von Eltern-Kind-Kursen (die von qualifizierten Fachkräften angeleitet werden) über selbstorganisierte Gruppen und die Elternschule (mit Informationsveranstaltungen, Seminaren und Vor-trägen) bis hin zu Kinderbetreuungsangeboten sowie einem offenen Treffpunkt im Café“, erklärt mir Claudia Grass. „Die Familienbildung gibt ihnen einen Raum, in dem sie sich angenommen fühlen mit ihren Fragen und sucht gemeinsam mit ihnen Antworten, die ihnen in ihrem Alltag weiterhelfen. Wir stützen uns auf unsere Erfahrung mit den Eltern und ihren Bedürfnissen nach Informationen und Angeboten für den Umgang mit ihrem Kind. Die Tatsache, dass verunsicherte Eltern verunsicherte Kinder erziehen und dass Verunsicherung der eigenen Lebenssituation ein wesentlicher Faktor zur Ausübung von Gewalt gegenüber Schwächeren darstellen kann, bestärkt uns in unseren Zielen. Unsere Angebote richten sich deswegen an die werdenden Eltern schon während der Schwangerschaft. Danach begleiten unsere Kurse sie bei der Erziehung ihrer Kinder. In selbst organisierten Eltern-Kind-Gruppen können sie sich zum Erfahrungsaustausch miteinander im Nachbarschaftscafé treffen und bei Bedarf Unterstützung von Mitarbeiterinnen der Familienbildung erhalten.“ Seit 1998 gibt es noch eine zusätzliche halbe Koordinierungsstelle für Familienbildung im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. gefördert vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, um auch Steglitzer Eltern ein adäquates Angebot vorhalten zu können. So finden derzeit einige Kurse in Kooperation mit dem Stadtteilzentrum Steglitz im Kinder- und Jugendhaus im Immenweg 10 statt. Fr. Grass hat selber anlässlich der Geburt ihres 2. Kindes Angebote der Familienbildung wahrgenommen und dabei für sich noch neue Erkenntnisse in der Kindererziehung erhalten und vor allem Kontakte zu anderen Müttern im Kiez knüpfen können. Sie wünscht sich für die Familienbildung eine Finanzierung für noch viele Jahre. Im Jahr 2000 sollten die öffentlichen Mittel eingestellt werden. Dank massiver Protestaktionen von Eltern aus ganz Berlin - unter anderem ausgedrückt durch eine Urkunde zur misslungensten Familienpolitik für Senator Böger - wurden die Mittel nur gekürzt, was trotzdem ein Einschnitt für die Planungen bedeutete. Als weiteres Ziel sieht sie Angebote für nicht deutschsprachige Eltern. Die Familienbildung hat folgende Standbeine:
Als begleitende, entlastende Angebote gibt
es zum einen das Nachbarschaftscafé als Treffpunkt für Mütter, Väter
und Kinder und das Frieda im Rathaus Friedenau mit Kinderbetreuung
nachmittags und als In-Door-Spielplatz vormittags sowie Info- und
Trödelmärkte oder besondere Feste.
Die Veranstaltung begleitet eine
Ausstellung mit Berichten und Bildern über die Entwicklung von Angeboten
für Eltern in der Schwangerschaft, für Eltern mit Kleinkindern und
seltener für Eltern mit größeren Kindern. Bärbel Schneider |