Porträtreihe: Mitglieder der BVV
Wir führen unsere Serie fort, immer auf der Suche nach der Persönlichkeit hinter dem Mandat. Oder kennen Sie Ihre Bezirksverordneten? Wir wollen sie Ihnen mit dieser Serie ein wenig näher bringen.

3. Folge : Nina Katzemich (Bündnis90/Die Grünen)

Nina Katzemich (27) hat an der Freien Universität ihr Studium der Politik und Volkswirtschaftslehre abgeschlossen. Bis Ende April diesen Jahres hat sie im Deutschen Institut für Menschenrechte gearbeitet. Zurzeit erarbeitet sie das Thema für ihre Doktorarbeit. Nina Katzemich ist im Jahr 2000 bei den Grünen eingetreten.

Wie sind Sie Bezirksverordnete geworden?

Nachdem ich 1 1/2 Jahre regelmäßig zur Bezirksgruppe Tempelhof-Schöneberg gegangen bin und in verschiedenen Gremien mitgearbeitet habe, wurde ich zur Abgeordnetenhauswahl 2001 gefragt, ob ich für die BVV kandidieren will. Die Grünen probieren, junge Menschen in ihrer Partei - und hier vor allem Frauen - besonders zu fördern. Nun leite ich den Ausschuss für Frauen und sitze im Integrations-Ausschuss und im Ältestenrat.

Welchen Aufgaben stellen sich im Hinblick auf die Frauen im Bezirk am vordringlichsten?

Die Frauen müssen an allen Ecken und Enden gefördert werden. Das beginnt bei der Frage der beruflichen und gleichberechtigten Qualifizierung auf dem Arbeitsmarkt, der Betreuung des Nachwuchses, der Arbeit mit jungen Frauen, der Gewaltprävention und endet bei der Integration von Migrantinnen. In diesem Punkt spielt die Sprachförderung und soziale Integration - besonders im Schöneberger Norden - eine große Rolle. Es ist ein schier unerschöpfliches Betätigungsfeld.

Eins Ihrer Hauptthemen ist das „Gender Mainstreaming“. Was ist das?

Frauen und Männer benehmen sich oft nicht nur weiblich oder männlich, weil es genetisch festgelegt ist, sondern sie werden durch geschlechtsspezifische Erziehung auch dazu erzogen. Der englische Begriff „gender“ bezeichnet das soziale Geschlecht. Somit haben Männer und Frauen in der Gesellschaft z.B. auf den Gebieten Arbeitsmarkt und Bildung unterschiedliche Ausgangspositionen. Dies versucht Gender Mainstreaming in allen Bereichen bei allen Maßnahmen von vornherein zu bedenken. Man hat beispielsweise noch nicht die Themen Männer und Magersucht zusammengebracht. Das ist aber dringend notwendig, da zahlreiche Männer an dieser Krankheit leiden.

Dem schließt sich das Thema „Gender Budgeting“ an.

Hier wird im Haushalt untersucht, was für Beträge für Männer und Frauen ausgegeben werden. Im Sportbereich wird z.B. mehr Geld für Männer ausgegeben. Ausgaben für Sport sind ja auch gut, denn eine Vielzahl von Sportangeboten bedeutet auch eine verbesserte Gesundheitsprävention. Niemand will nun Fußball abschaffen, aber Frauen brauchen einen entsprechenden Ausgleich.

Die obligatorische Frage zum Schluss: Was nervt Sie?

Ich möchte etwas Positives vorausschicken. Ich bewundere das Engagement von vielen Bürgern bei uns im Bezirk, die sich ehrenamtlich betätigen.

Unnötig ist meiner Meinung nach die Diskussion über die Abschaffung der Bezirke. Berlin ist zu groß, um die unterschiedlichen Strukturen der einzelnen Bezirke im Blick zu behalten. Eine Zentralisierung würde also nicht nur den Verlust der Bürgernähe bedeuten, sondern auch unnötige Geldausgaben fördern. Außerdem halte ich das Niveau während der BVV-Sitzungen ab und zu für er-schreckend niedrig. Manch einer hätte auf höherer politischer Ebene schon eine Verwarnung kassiert.

Das Interview führte Anett Baron
ehrenamtliche Redakteurin

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