Porträtreihe: Mitglieder der BVV

In der Bezirksverordnetenversammlung sitzen Bürger und Bürgerinnen des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg, die sich ehrenamtlich für die Belange des Bezirkes einsetzen. Aber wer sind sie eigentlich? Die Stadtteilzeitung möchte Ihnen Ihre Bezirksverordneten näher bringen. Daher werden wir in den folgenden Ausgaben jeweils einen zu Wort kommen lassen. Vielleicht erfahren wir mehr über die Ziele, Motivationen und Persönlichkeit unserer Bezirksverordneten.

1. Folge: Ingo Nürnberger (SPD)

Ingo Nürnberger (30) wurde in Niederbayern geboren und kam 1996 nach Berlin. Der Diplom-Politologe engagierte sich zunächst sehr stark für die ÖTV. Da lag zu seiner gewerkschaftlichen Arbeit der Parteieintritt in die SPD 1992 schnell auf der Hand.

Wie sind Sie in die BVV gekommen?

1999 habe ich mit meiner politischen Arbeit bei den Jusos angefangen. Als 2001 das Thema Neuwahlen auf den Tisch kam, wurde ich der Kandidat der Jusos für die BVV. Nach der Wahl durfte ich Vorsitzender des Sozialausschusses werden. Das freute mich besonders, weil ich mich schon lange mit Sozialpolitik beschäftige. Heute kann ich von mir behaupten, dass ich die sozialpolitischen Diskussionen und Entscheidungen in der BVV mit präge.

Was macht Ihre Arbeit spannend?

Das spannende ist, dass wir einen CDU-Sozialstadtrat haben, dem gegenüber ich in der Opposition bin. In dieser Opposition bilden wir aber mit den Grünen zusammen eine stabile Mehrheit, was uns einen beachtlichen Gestaltungsspielraum gibt. Mein größter Erfolg war, dass wir gegen den Willen der CDU im Bezirk die Chipkarten für Asylbewerber abschaffen werden.

Welches Projekt brennt Ihnen besonders unter den Nägeln?

Generell bin ich der Meinung, dass wir uns genau überlegen müssen, welche Aufgaben der Staat selbst durchführen muss und welche nicht. So sollten wir prüfen, ob wir nicht Seniorenfreizeitstätten und - wohnhäuser in freie Trägerschaft, z.B. bei den Kirchen oder gemeinnützigen Vereinen, übergeben können. Freie Träger sind häufig bürgernäher und kostengünstiger. Ein anderes konkretes Thema ist der Erhalt der Wochen- und Flohmärkte im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Sie machen unsere Kieze bunt und lebendig. Besonders den Flohmarkt am Rathaus Schöneberg möchte ich trotz mancher Kritik unbedingt erhalten.

Was ärgert Sie bei Ihrer politischen Tätigkeit?

Ich bin verärgert, wenn ich den Eindruck habe, dass andere es mit ihren politischen Argumenten nicht ernst und ehrlich meinen. Außerdem regt es mich auf, wenn die Gesprächspartner mir erst erklären, warum etwas nicht geht, anstatt konstruktive Vorschläge zu machen, wie es gehen könnte.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich möchte, dass die Bezirke als demokratische und bürgernahe Einheiten erhalten bleiben. Berlin ist zu groß, um zentral verwaltet zu werden.

Das Interview führte Anett Baron
ehrenamtliche Redakteurin

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