Konstanze Blanck-Lubarsch
"Teppichfliegerin" im Berliner Alltag

Sie hat auf dem Golan Bäume gepflanzt und Sonnenkollektoren gebaut, zehn Jahre in Damaskus gelebt und dort am Goethe-Institut Deutsch unterrichtet. Im Maueröffnungs-Jahr wieder in Berlin zurück, reichten ihre Aktivitäten von der Organisation arabischer Literaturtage im Haus der Kulturen bis zum Führerscheinkurs für arabische Frauen im Friedenauer Treff Al Nadi. Jetzt steht Konstanze Blanck-Lubarsch in VHS-Kursen Müttern ausländischer Herkunft zur Seite, die erste Schritte in der deutschen Sprache machen, um sich im Alltag verständigen und ihren Kindern in der Schule helfen zu können.

In diesen so genannten "Mütterkursen" bietet die Volkshochschule Frauen Deutschunterricht in Kitas und Schulen an, während ihre Kinder dort betreut werden. Oft mangelt es ihnen an ganz grundlegender Orientierung im Alltag. Wie liest man den U-Bahn-Netzplan oder versteht das Behördendeutsch von Schul-Mitteilungen? Neben dem reinen Sprachenlernen ist deswegen das Kennenlernen der anderen Lebens-Kultur ebenso wichtig wie die soziale Seite des Gruppen-Angebotes.

Konstanze Blanck-Lubarsch hat Ähnliches wie ihre Schülerinnen am eigenen Leibe erfahren: Bei einem Besuch des Patenonkels in Teheran nach dem Abitur begann ihre Begegnung mit dem Orient. Da war das noch eine fremde Welt, in der sie sich kaum verständigen konnte. Nach drei Semestern Studium des Arabischen konnte sie dann zwar mühevoll Zeitung lesen - sprachliche Verständigung war aber immer noch unmöglich. Sie ging nach Damaskus und merkte, dass das gelernte Hoch-Arabisch nicht mal für den ersten Einkaufsbummel reichte.

Um so glaubwürdiger kann sie sich heute auf die Probleme ihrer Schülerinnen einlassen. Dass sie es als studierte "Teppichfliegerin", wie sie die Orientalistik selbstironisch beschreibt, nun bis zur Deutschlehrerin gebracht hat, wundert sie manchmal selbst. Um so begeisterter ist sie von der Motivation und dem Mut "ihrer" Frauen, die sich voller Energie auf den Weg in die neue Sprache und die andere Kultur machen, ungeachtet ihrer oft mangelhaften Schulausbildung und der gänzlich anderen Rollenerwartungen der Männer zu Hause.

Die Erfolge bleiben nicht aus: Neben dem Abschluss von Einbürgerungs- und Sprachprüfungen, dem Beginn von neuen Schul- und Berufsausbildungen auf der Grundlage des Sprachkurses sind es manchmal ganz kleine Erfolgserlebnisse, die Konstanze Blanck-Lubarsch überzeugt sein lassen, dass der eingeschlagene Weg der einzig richtige zur Integration ist: Als beim Sommerausflug die Frauen eines Kurses ganz selbstständig den Weg zum Erholungspark Marzahn herausgefunden haben, war sogar die Lehrerin verwundert - denn den kannte sie bis dahin selbst nicht.


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