Die Malerin Li Shalima und die Weisheit des LabyrinthsLishal1.jpg (14204 Byte)

Manchmal geht es uns so, wie dem Helden Theseus in der griechischen Sage, der auszog ein furchtbares Ungeheuer zu töten, das in den Tiefen eines Labyrinths hauste und Schrecken und Angst verbreitete. Wir irren durch unseren Alltag, ständig in Angst davor, dass uns etwas Schreckliches zustoßen könnte, erkennen kein Muster und keinen Sinn in diesem Hin und Her des Lebens und haben noch nicht mal den roten Faden, den Theseus von Ariadne erhielt, um aus dem Labyrinth herauszufinden.

"Falsch", sagt die Künstlerin Li Shalima, die seit Jahren zum Thema "Labyrinth" arbeitet und philosophiert. "Wir verwechseln in der Alltagssprache Labyrinth und Irrgarten. In einem Labyrinth kann man sich nicht verirren, man kommt unweigerlich in das Zentrum und genauso einfach wieder hinaus, man muss nur den Mut aufbringen, auf den scheinbar verschlungenen Wegen immer weiterzugehen." Und um bei dem Bild des Theseus zu bleiben: Das schreckliche Ungeheuer, das uns in der Mitte des Labyrinths erwartet, ist nichts weiter als das eigene Selbst. Auch der Psychoanalytiker C.G. Jung sah im Mandala, dass dem Labyrinth als Symbol entspricht, eine Metapher für die Selbstwerdung. Es ist ein uraltes, archetypisches Symbol, das die verschlungenen Pfade unseres Lebens genauso widerspiegelt, wie die komplizierten Windungen des Gehirns. Für Li Shalima ist das Labyrinth ein heilendes und starkes Symbol "für den Frieden, für den inneren genauso wie den im Außen, der entsteht, wenn wir bereit sind, das Leben mit all seinen Wendungen so anzunehmen, wie es ist." Als sie vor sieben Jahren zum ersten Mal auf dieses Symbol stieß, war sie sofort fasziniert von der Schönheit aber auch tiefen Weisheit, die sich hinter den scheinbar einfachen Linien verbirgt.

Li Shalima, 1959 in Charlottenburg geboren, wuchs im Frie-denauer Bezirk am Südwestkorso auf. Noch heute fühlt sie sich diesem Kiez verbunden und lebt und arbeitet nur ein paar Straßen weiter in der Blissestraße. Seit vielen Jahren unterrichtet sie Malerei und fördert ihre Schüler in der Entwick-lung der eigenen Kreativität. In ihren Bildern benutzt sie die Form des Labyrinths, um dem Geheimnis der Farbwirkung nachzuspüren. In der Technik orientiert sie sich an der Schichtenmalerei der alten Meister. Schicht um Schicht wird die Farbe aufgetragen, so dass eine ganz eigene Leuchtkraft entsteht. "Mein Ziel ist, dass meine Bilder im Schatten leuchten.", sagt Li Shalima. Dazu bedarf es einer unendlichen Geduld. Diese Ruhe und meditative Ausstrahlung besitzen eigentlich alle ihre Werke, auch die in letzter Zeit entstandenen Landschaftsbilder.
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Wer sich für die Arbeiten der Künstlerin oder auch für das Thema Labyrinth interessiert, sei auf die Einzelausstellung der Künstlerin und folgende Termine hingewiesen:

Ausstellungseröffnung:
Samstag, 11. Okt. 2003, 18:00h (mit Vortrag zum Thema)

Finissage:
Sonntag, 2. Nov. 2003, 11:00h
(mit Frühstück für Groß und Klein)

Ort: Galerie del Vento,
Waldemarstr. 33,
10999 Berlin-Kreuzberg

Dass ein Labyrinth nicht nur zur Kontemplation einlädt, sondern ganz real auch begangen werden kann, vermittelt uns die Künstlerin am

„Tag des Labyrinths“:
Samstag 25. Oktober 2003 (Diavortrag, Maltisch, lishal5.jpg (6729 Byte)
großes begehbares Labyrinth)

Workshop:
„Labyrinthe selbst anlegen“:
Dienstag, 18. November 2003

Ort: Haus der Kirche, Gothestraße 26-30, Berlin-Charlottenburg
Wie wunderschön die Anlage eines begehbaren Labyrinths auf den Betrachter wirkt, vermittelt der Bildband: Jürgen Hohmuth: "Labyrinthe und Irrgärten", Fredering und Thaler, München 2003. Das Maislabyrinth, dass Li Shalima vor 2 Jahren auf über 5000 qm in Schöbendorf anlegte, ist auf Seite 125 zu sehen.

Im Internet findet sich unter www.mymaze.de ein großer Überblick zum Thema.

© Doris Kollmann,
Stadtteilzeitung Schöneberg


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