Spurensuche Berlin
Ein archäologischer Stadtführer.

Manche haben es immer schon geahnt: Archäologie findet nicht nur in Italien und Griechenland statt. Wie vielfältig auch die Berliner Bodenfunde sind, zeigt der vom hiesigen Landesdenkmalamt zusammengestellte Führer, der aus weit über 1000 Fundplätzen die interessantesten vorstellt. Durch die Orientierungskarten auf den Umschlagseiten und die vor jeder Fundortbeschreibung angegebenen U-/S-/Tram- und Busverbindungen lassen sich die Plätze bei einem Stadtspaziergang gut finden. Benutzt man dazu noch einen detaillierten Stadtplan (empfohlen wird der Internetservice der BVG, gleich mit Hinweis auf aktuelle Streckeninfos) kann die Zeitreise losgehen.

Man braucht schon Hilfe um sich das vergangene Berlin vorstellen zu können. Die Funde sind bestenfalls in den Museen, aber leider viel zu oft verlorengegangen; die alten Mauerreste oder Brunnen meist mehrmals überbaut. Viel sehen kann man noch in Spandau, dem ältesten Kern des Berliner Stadtgebietes, wo einst eine Burg der slavischen Heveller stand. Ein kleines hufeisenförmiges Dorf der ersten deutschen Einwanderungswelle wurde in Zehlendorf ausgegraben und rekonstruiert - heute heißt es Museumsdorf Düppel.

Spurensuche Berlin, Hrsg.: Landesdenkmalamt Berlin. L&H Verlag Hamburg, 8,90 Euro ISBN 3-928119-79-6, 160 S. In dieser Zeit entstand auch die Doppelstadt Berlin-Cölln, im Führer nachgezeichnet von der Gertraudenbrücke (ehemaliger Verbindungsweg der Doppelstadt ) über die Parochialkirche (überregional bekannt geworden durch die mumifizierten Grablegen aus dem 18. und 19. Jahrhundert) bis zum Strausberger Platz. Hier war der sogenannte "Rabenstein", die Hinrichtungsstätte Berlins. Für die Ur- und Frühgeschichte sind die Fundplätze entlang der Wasserstraßen besonders interessant. So stieß man beim Bau des Universitätsklinikums Benjamin Franklin in Steglitz und an der Wismarer Straße auf die Reste bronzezeitlicher Siedlungen. Sie wurden im 11. Jahrhundert v.Chr. am Ufer der Bäke angelegt. Das Flüßchen ist vor rund 100 Jahren zum Teltowkanal ausgebaut worden. Neben Hausgrundrissen wurde ein Opferschacht mit zahlreichen Gefäßen entdeckt. Am Ostpreußendamm fanden Torfstecher Bronzeschmuck und einen Dolch. Den kann man im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Charlottenburg anschauen. Leider ist der Verbleib der Fundstücke nicht immer so klar beschrieben, wünschenswert wäre auch ein Schlagwortverzeichnis. Ansonsten ist die Gliederung übersichtlich und die Einführung spannt gekonnt einen Bogen von den altsteinzeitlichen Jägern in Rixdorf bis zur Gründung der Stadt Groß-Berlin im Jahre 1920.
Ruth Wagner

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