"Ich vermisse meine Baustelle"
Baustelle
Im Mai 2003 wurden in Friedenau in der Fregestraße vor meinem Laden Arbeiten zur Erneuerung der Erdgasanlagen begonnen. Das großartige Team der Firma HAN buddelte auf  meine Bitte hin zuerst die Baugrube vor meinem Laden. Toll, denke ich, so wird zum Friedenau-Tag, Anfang Juni alles erledigt sein. Vorerst passierte nichts, auf Anfrage beim Bezirksamt nur Schulterzucken, kein Einfluss, kein Interesse, ab und an fuhren Bauwagen vor, mal schaute jemand in die Baugrube, fuhr wieder weg. Ich funktionierte die Baustelle um, zum Ein- und Umbau einer U-Bahn-Bilderbär-Haltestelle. Kinder und Eltern der umliegenden Kitas waren begeistert.

Ein trockener Juni, mit ab und an heftigen Regengüssen ließ die ersten Pflanzen sprießen, zudem füllte sich die Baustelle mit Bier-, Wein- und anderen Flaschen und Müll, sicher eine Fundgrube für Ethnologen in 100 Jahren. Ich wollte schon einen Baum pflanzen, doch da kam urplötzlich ein Bautrupp der Gasag. Und es wurden mit vielen Mitarbeitern die nötigen Arbeiten zügig fachmännisch durchgeführt. Es muss eine wichtige Bauschnittstelle gewesen sein. Fachleute selbst aus Hessen beobachteten die Arbeiten. So bekam ich einen guten Kontakt zu Mitarbeitern der Firma HAN - der Gasagtochter - wir freundeten uns an und luden uns ein. Ich lernte eine ausgezeichnete türkisch/russische Küche kennen.

Doch gerade als wir uns näher kamen, wurde die Baugrube zugeschüttet und erst einmal ein Gitter aufgestellt. Ich machte einen Streichelbärenzoo auf, zur Freude vieler Friedenauer Kinder. Schulklassen kamen vorbei, um die verschiedenen Bären einzuordnen. Anfragen von Fernsehsender lagen vor, doch die mussten abgesagt werden. Nach fast zwölf Wochen, eines morgens, war meine Baustelle weg. So einfach weg und damit die inzwischen freundschaftlichen Kontakte gekappt. Meine Bären und ich sind traurig: Wir wollen unsre Baustelle wieder.
Ihr Bilderbär

zurück zum Inhaltsverzeichnis