Gartenarbeitsschule Schöneberg
Eine Schulklasse lernt den Weinberg kennen
Schüler im Team
Kinder am Kompost
Frühling! Es grünt und sprießt! Doch wir Großstädter führen ein, geben wir es doch zu, naturfernes Leben. Besonders Kinder lernen nicht in der unmittelbaren Umgebung, wie Pflanzen und Tiere aussehen, erst recht nicht, wie man sie pflegt.

Naturverständnis muss rechtzeitig geweckt wird. Die Beschäftigung mit Flora und Fauna gibt dem Menschen auch etwas zurück: Respekt vor der Schöpfung und inneren Frieden. Die Gartenarbeitsschule Schöneberg hat daher eine besonders wichtige Aufgabe in unserem Bezirk. Zwischen Sachsendamm und Schöneberger Südgelände gibt es auf ca. 25.000m² Grünfläche

•    Gartenflächen, die von Schulklassen regelmäßig unter fachlicher Anleitung betreut werden,

•    Ein Freilandlabor mit Schaubeeten wie einer Kräuterspirale und einer Wildblumenwiese

•    mehrere Teiche mit den dafür typischen Pflanzen und einheimischen Tieren,

•    Einen Kräutergarten mit angeschlossener Lehrküche, die ermöglichen soll, den Geschmack des Geernteten gleich kennen zu lernen,

•    Ein Bienenhaus mit fachgerechter Betreuung durch Imker,

•    Tiergehege für Hühner und Kaninchen sowie ein Vogelbeobachtungshaus und

•    einen Weinberg

Das letztgenannte Naturbeispiel steht unter besonderer Obhut des Fördervereins der Gartenarbeitsschule. In Kooperation mit der Partnerstadt Bad Kreuznach werden die Weintrauben zum „Schöneberger Nahefreund“ verarbeitet, einem Wein, der zu besonderen Anlässen im Bezirk ausgeschenkt wird. Aber das nur nebenbei.

Oberstes Ziel ist, das Interesse der Heranwachsenden für Naturthemen zu wecken. Mehr als 100.000 Schulkinder wurden in den letzten 10 Jahren ganzjährig und wiederholt betreut. Gartenarbeit und Tierbeobachtung sowie gemeinsame Koch- und Bastelstunden stehen auf dem Programm. In zwei Klassenräumen findet ergänzender Unterricht statt, der über die praktischen Erfahrungen hinaus wissenschaftliche Kenntnisse vermitteln soll. Gemeinsames Arbeiten und Lernen im Freien fördern den sozialen Zusammenhalt in der Klasse.

Dass dieses breitgefächerte Angebot über Jahre kontinuierlich weiter ausgebaut wurde, ist dem besonderen Engagement der Mitarbeiter, insbesondere dem Leiter der Gartenarbeitsschule, Herrn Winkler, zu verdanken. Auch ABM-Kräfte wissen zu schätzen, dass hier eine besonders sinnvolle Arbeit auszuführen ist. Demnächst wird ein erdgeschichtlicher Lehrpfad entstehen, der in ganz kleinem Maßstab die unendlich lange währenden Erdzeitalter darstellen und damit den Schülern die bisher kurze Existenz des Menschen verdeutlichen soll.

Zum Schluss sei noch angemerkt, dass die Tradition der Gartenarbeitsschulen recht beachtlich ist: Schon Ende des 19. Jahrhundes wollte man weg von der sog. „Leichenzoologie“ mit aufgespießten Tieren. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab es Reformbewegungen, die eine völlig neue Lebensweise vermitteln wollten, sowohl hinsichtlich der Ernährung als auch des Wohnens. Die Schöneberger Gartenarbeitsschule ist 1922 gegründet worden. Sie überstand den Wechsel der politischen Zielsetzungen in den vielen Jahrzehnten. Ende der siebziger Jahre war sie von der Schließung bedroht, um für den geplanten Container-Bahnhof auf dem Südgelände Platz zu machen. Sie blieb bestehen.

Es gibt also Grund genug, diese Einrichtung kennen zu lernen und ihre Bedeutung zu schätzen. Die Gartenarbeitsschule freut sich über alle interessierten Besucher. Der Weg ist ausgeschildert: Sowohl vom Vorarlberger Damm als auch vom Parkgelände an der S-Bahn ist der Zugang möglich.

 

Marina Naujoks

April 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis