Harmonie e.V.: Leben in einer neuen Umgebung

Der politische Zusammenbruch der Sowjetunion, der in Europa so große Umwälzungen hervorrief, veränderte auch den Lebensweg vieler Menschen in den GUS-Staaten: Für die deutschstämmigen Menschen bedeutete dies die Chance, in das Land der Vorfahren zurückzukehren. Angekommen in Deutschland wird die gesamte Tragweite des Wechsels deutlich: Die Sprachkenntnisse reichen nicht für eine problemlose Eingliederung, Berufsabschlüsse werden nicht anerkannt und die Handhabung der alltäglichen Dinge, insbesondere Behördengänge, gestalten sich anders, als man es aus seinen bisherigen Erfahrungen kennt.

Zwar ist die Zahl der Spätaussiedler, die nach Deutschland kommen, laut Meldung des Aussiedlerbeaufragten der Bundesregierung im Jahr 2003 rückläufig gewesen, weil bei den Antragstellern die sprachlichen Vorraussetzungen fehlten und die Hilfe für die Deutschstämmigen in den GUS-Staaten, speziell in Kasachstan, verstärkt wurde. Die Integrationsprobleme der bereits Übergesiedelten bleiben.

So ist eine Anlaufstelle wie der Harmonie e. V. hochwillkommen. Dieser Verein, der unter dem Projektnamen "INPUT" (Integration von Neubürgern Projekt Und Treffpunkt) von der Senatsverwaltung für Soziales, Arbeit und Frauen und dem Bundesministerium des Innern gefördert wird, wurde 1999 als gemeinnütziger Verein von einer Gruppe gegründet, die selbst zu den Spätaussiedlern gehört. Hier eine Auswahl der angebotenen Aktivitäten:

 

Zentrum für kulturellen und sozialen Austausch:

  • Gespräche und Ausflüge,
  • Arbeiten in Kreativgruppen, wie z. B. das Jugendmalstudio und die Klavierwerkstatt oder die Tanz- und Gesangsshow "Berliner Fantasien"
  • Treffpunkt für Trudarmisten (Unter "Trudarmisten" versteht man die Rußlanddeutschen, die während des Zweiten Weltkrieges unter Stalin zunächst zwangsumgesiedelt und dann zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden.)
  • Informationen aus dem Bereich Internet, Mobilfunk etc.

Die Begleitung bei Behördengängen wird angeboten, da oft viele Fragen, angefangen beim Personenstandsrecht bis zur Wohnungssuche, zu klären sind.

 

Arbeitsgruppe "Jugend und Recht":

  • Zusammenkünfte von Jugendlichen mit Vertretern der Berliner Polizei,
  • Informationsveranstaltungen über Rechte und Pflichten der Bürger,
  • Unterstützung der Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen,

Die Jugendlichen geben eine eigene Jugendzeitschrift mit dem Namen "Kompass" heraus.

 

Integrationsschule:

  • Sprachkurse
  • Kommunikationstraining
  • PC-Club
  • Bewerbungstraining und Jobbörse

Im Rahmen des Bewerbungstrainings werden Treffen mit Vertretern verschiedener Berufsgruppen organisiert, um möglichst praxisnah das Berufsbild vorzustellen. Bei der Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sind schon gute Erfolge erzielt worden.

An zwei Standorten, in Erfurter Straße 7a in Schöneberg und in der Celsiusstraße 56 in Lichterfelde, stehen die Vereinsräume jedem offen, der Unterstützung beim Einleben in das neue Umfeld braucht oder aber nur die Geselligkeit in den zahlreichen Gruppen schätzt. Der Einzugsbereich umfasst den gesamten Südwesten Berlins.

Der Harmonie e. V. heißt alle Hilfesuchenden und Interessierten herzlich willkommen!

 

Harmonie e. V.
Erfurter Str. 7a oder Celsiusstraße 56 (Nähe Innsbrucker Platz)
10825 Berlin 12207 Berlin
Tel.: 030 / 850 76 219

Öffnungszeiten: Mo. – Do. 9 – 17 Uhr, Fr. 9 – 14 Uhr

 

Marina Naujoks

April 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis