Serie Ehrenamt
Gästezimmer im neuen Hospitz in der Steglitzer Kantstraße
Sterben gehört auch zum Leben

Aus Anlass der Eröffnung des stationären Hospizes Schöneberg-Steglitz in der Steglitzer Kantstraße möchte ich heute Frau Hanna K. vorstellen. Sie ist ehrenamtliche Mitarbeiterin beim ambulanten Hospizdienst Schöneberg. Seit 2002 begleitet sie todkranke Mensche in ihrem Sterben.

Auf meine Frage, was sie dazu veranlasst hat, berichtete sie: "Meine eigene Krebserkrankung führte zur frühzeitigen Beendigung meiner Berufstätigkeit in der Bibliothek. Bald kam das Bedürfnis nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit und nach den eigenen Erfahrungen im Krankenhaus schien mir das Amt einer Patientenfürsprecherin eine lohnende Aufgabe. Doch die Auseinandersetzung mit meiner Krankheit hat mich auch an meine Sterblichkeit erinnert. Ich habe begonnen mir über meinen Tod und das Sterben mehr Gedanken zu machen und erkannte, wie wichtig es für todkranke Menschen ist, in ihrem Sterben begleitet zu werden. Darum habe ich mich Ende 2000 zu einem Vorbereitungskurs für den Hospizdienst angemeldet."

In fünf Wochenendseminaren und neun Abendveranstaltungen, die sich über ein halbes Jahr von Oktober 2000 bis März 2001 verteilten, wurde Frau Hanna K. auf vielfältige Themen wie Kommunikation, Rollenspiele zu Situationen der Hospizarbeit, pflegerische Aspekte und notwendigerweise auch die Vorstellung zum eigenen Tod vorbereitet sowie über Patientenverfügungen und –Vollmachten unterrichtet.

Ihre Einsätze steuert der Leiter des Hospizdienstes, Stephan Schütz, der Frau Hanna K. von dem Vorbereitungskurs her kennt und somit einschätzen kann, wo sie gut eingesetzt werden kann. Er begleitet sie nach einem eigenen ersten Kontakt zu dem Patienten bzw. dessen Angehörigen zum ersten Zusammentreffen mit dem Kranken, auf dem sie für sich erkennen muss, ob die "Chemie" zwischen sich und ihm stimmt. "Ein Kranker öffnet sich oft eher einem ehrenamtlichen Begleiter als den eigenen Angehörigen" hat Frau Hanna K. festgestellt. Oft ist sie nicht die einzige Person bei der Sterbebegleitung, da je nach den Umständen eine rund um die Uhr Begeleitung nötig ist. Mit einigen Todkranken teilte sie nur wenige Stunden. Dass dieses Begleiten nach einer Besserung der Erkrankung auch in eine freundschaftliche Beziehung übergehen kann, hat sie auch schon erlebt. Natürlich erhalten alle ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen durch Fortbildung und regelmäßige Supervision professionelle Unterstützung und Hilfe für ihre Tätigkeit.

"Durch diese Tätigkeit habe ich gelernt, das tägliche Geschehen als gegeben anzunehmen und nicht in gut und böse oder positiv und negativ einzuteilen. Ich empfinde meine Arbeit als große Bereicherung, da das Thema Tod bei uns noch stark tabuisiert wird. Durch die Begleitungen ist die Wahrnehmung meiner Gefühle stark sensibilisiert worden. Diese Menschen begegnen mir offener und ehrlicher" ist die Erkenntnis von Frau Hanna K. "Das Entscheidende für diese Menschen ist, dass da einfach jemand da ist." Einmal hat sie bei einem Kranken am Sterbebett eine so starke Nähe zu ihm verspürt, ohne eine Berührung oder ein Gespräch, dass sie davon ganz ergriffen nach Hause ging. Im Moment überlegt sie sich gerade, welche Arbeit sie im neu eröffneten stationären Hospiz leisten könnte.

Haben Sie liebe Leserin und Sie lieber Leser Zeit und Mitgefühl für Ihren Nächsten?

Wenn Sie Ziele und Angebote der Hospizarbeit kennen lernen wollen oder Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit im Hospiz haben, können Sie sich an den offenen Informationsabenden jeden letzten Mittwoch im Monat um 18.00 Uhr im Nachbarschaftscafé in der Holsteinischen Straße 30 näher informieren.

 

Bärbel Schneider
ehrenamtliche Redakteurin

April 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis