| Berliner Weihnachtsmärkte im Laufe
der Zeit Weihnachten? Das Wort geht auf das
mittelhochdeutsche "ze den wihen nahten" = zu den geweihten Nächten zurück.
Das Fest hat Wurzeln in vorchristlicher Zeit. An den kürzesten Tagen im Jahr - zur
Wintersonnenwende - wurde gefeiert. Wichtig waren in der kalten Jahreszeit zwei Dinge: Mit
üppigen Speisen der grimmigen Kälte und durch ein Lichterfest der unheimlichen
Dunkelheit zu begegnen. So gehört zum Weihnachtsfest auch der Weihnachtsmarkt, auf dem
genau diese beiden Bedürfnisse nach Essen und Helligkeit erfüllt werden.
In Berlin war der Weihnachtsmarkt das zentrale Ereignis der Winterzeit, Handels- und
Begegnungsstätte zugleich. Seit dem 16. Jahrhundert soll hier Honiggebäck und Lebkuchen
verkauft worden sein. Die Adventszeit ist traditionell Fastenzeit.
Gebräuche, die mit zuviel Lärm und Ausgelassenheit verbunden waren wie die
"Alfanzereien", bei denen die Berliner auf den Straßen und in den Häusern
tanzten, wurden unter dem Soldatenkönig verboten. Doch um den 10. Dezember (!) herum
wurde mit Erlaubnis der Obrigkeit der Markt aufgebaut. Ein Datum, das zu denken geben
sollte, wenn heute lange vor dem Totensonntag die weihnachtlichen Dekorationen in den
Geschäften uns entgegen prangen.
Berliner Baumkuchen, Zimtbrezeln, Pfeffernüsse und Honigkuchen entwickelten sich zum
beliebtesten Weihnachtsgebäck. Hier sind die heidnischen Wurzeln erkennbar: Germanen und
Slawen glaubten, durch den Verzehr von Figuren aus Teig, vor allem in Tierform, sich deren
gute Eigenschaften einzuverleiben. Der Stollen, der einfach Fruchtbarkeit symbolisieren
sollte, wurde später im übertragenen Sinne mit dem windelgewickelten Christuskind in
Verbindung gebracht. Die für die damalige Zeit exotischen Zutaten wie Zimt, Nelken,
Kardamon und Pfeffer wurden von reisenden Missionaren mitgebracht.
Zur Kaiserzeit fand der Markt selbstverständlich auf dem Schlossplatz statt. Es gab nicht
nur heile Welt: Arme Kinder, die oft zur Heimarbeit herangezogen wurden, verkauften dort
selbstgebasteltes Spielzeug mit den Worten "Nur einen Dreier für das
Schäfchen!" Damals war noch die Sitte des Kurrende-Singens bekannt (currere=laufen),
bei der die Jungen von Haus zu Haus gingen, um mit Gesang die Bewohner zu erfreuen und
weihnachtliche Gaben einzusammeln. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt das Quempas-Singen
während der Christmesse. Es begann frühmorgens und dauerte Stunden.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fand der Berliner Weihnachtsmarkt in den
Messehallen unter dem Funkturm statt. Dort gab es Einkaufsmöglichkeiten und laute
Unterhaltung. Die großen Hallen vermittelten aber nicht die Atmosphäre, die der Besucher
erwartete, keine Weihnachtsstimmung. Aber was ist das überhaupt? Eben doch das
Zusammenrücken in Kälte und Dunkelheit, das Genießen der Speisen und des Lichtes.
Nun, möchten Sie die Spuren alter Bräuche auf den Weihnachtsmärkten suchen? Hier einige
Beispiele außer- und innerhalb unseres "Zeitungskiezes": Neben den großen
Märkten in der City laden der Adventsmarkt auf der Domäne Dahlem am 11. und 12. Dezember
2004 sowie die Advent-Künstlerstation am Bahnhof Mexikoplatz an allen Advents-Sonntagen
zu einem Bummel ein.
Ebenfalls an allen 4 Advents-Sonntagen findet der Weihnachtsmarkt auf dem Winterfeldtplatz
statt. Nicht nur die Architektur der Spreewald-Schule, bei der Hinrich Baller die für
seine Werke charakteristische Formsprache zeigt, ist sehenswert. Es lohnt sich, beim
Besuch auch einen Blick in die St.-Matthias-Kirche zu werfen.
Die Kirchenfenster wurden vom Künstler Hermann Gottfried aus Bergisch-Gladbach zwischen
1987 und 1993 völlig neu gestaltet. Er nannte sein Werk "gläserner Schrein".
Die künstlerische Gestaltung mit starken Linien und Kontrasten fasst den Kirchenraum als
Einheit zusammen und erzählt die christlichen Inhalte in gegenständlicher Form.
Die katholische St.-Matthias-Kirche, die in den Jahren 1893-95 von Engelbert Seibertz
errichtet wurde, sollte erst am den Wittenbergplatz stehen, wurde aber im protestantischen
Preußen als zu starke Konkurrenz zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche angesehen. So
entschied man sich für den neu bebauten Winterfeldtplatz als Standort.
Aber egal wo, lassen Sie sich
verzaubern von den Düften und den Lichtern, der Musik und der andächtigen Stille. Wir,
die Mitglieder der Zeitungsredaktion, wünschen Ihnen und Ihren Lieben frohe und
besinnliche Festtage und ein neues Jahr, in dem sich Ihre Wünsche erfüllen sollen.
Marina Naujoks
Dezember 2004 Stadtteilzeitung
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