Stadtältestenwürde für Alfred Gleitze
 
 
In Anerkennung ihrer Verdienste um Berlin verliehen der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, und der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, Prof. Dr. Christoph Stölzl, am 7. Juli 2004 die Stadtältestenwürde an acht Frauen und Männer. Unter den Geehrten befand sich auch Alfred Gleitze. "Es ist an dieser Stelle fast unmöglich, das vielfältige Wirken von Alfred Gleitze angemessen zu würdigen.” sagte der Regierende Bürgermeister von Berlin bei seiner Laudatio.

“So viele Ämter und Funktionen waren es, die er im Laufe seines Berufslebens erfolgreich bekleidete. Und auch heute noch, wo andere im wohlverdienten Ruhestand etwas kürzer treten, dürfen zahlreiche Vereine und Initiativen auf die tatkräftige Unterstützung von Alfred Gleitze zählen. Bei vielen alteingesessenen Schöneberger Bürgerinnen und Bürgern erscheint ein Lächeln auf den Lippen, wenn man sie nach Alfred Gleitze fragt.
Man kennt und schätzt ihn im Bezirk und weit über seine Grenzen hinaus. Man kennt ihn als engagierten Politiker, der sich mit großem Elan für die Interessen der Schöneberger eingesetzt hat. Und man kennt ihn als umtriebigen Bürger, der mit anfasst, wenn irgendwo Hilfe gebraucht wird.

Viele Jahrzehnte lang hat Alfred Gleitze die Kommunalpolitik in Schöneberg geprägt. Dabei ging es ihm stets darum, die Bürgerinnen und Bürger in politische Prozesse einzubeziehen und Politik so für alle persönlich erlebbar zu machen. Unermüdlich war er im Bezirk unterwegs und setzte sich für positive Veränderungen ein.

Das hat sich bis heute kaum verändert. Nach wie vor nimmt Alfred Gleitze regen Anteil am politischen Geschehen und reißt mit seiner Begeisterung andere mit. So gelingt es ihm immer wieder, junge Menschen für Politik zu interessieren und bei ihnen ein Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl zu wecken. Und das nicht etwa, indem er nur große Reden hält. Ehrenamtlich und mit viel Elan setzt sich Alfred Gleitze für die unterschiedlichsten Belange ein. Man merkt ihm in seinen zahllosen Aktivitäten einfach an, wie sehr ihm unsere Stadt und die Interessen ihrer Bürgerinnen und Bürger am Herzen liegen.

Berlin sagt Ihnen, lieber Herr Gleitze, Dank. Senat und Abgeordnetenhaus von Berlin ernennen Sie zum Stadtältesten von Berlin.", so der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, am 7. Juli 2004 bei der Ehrung verdienter Bürgerinnen und Bürger Berlins mit der Stadtältestenwürde.

Alfred Gleitze wirkte 32 Jahre auf kommunalpolitischem Gebiet im Bezirk Schöneberg und bekleidete im Laufe seines Berufslebens erfolgreich viele Ämter und Funktionen. Er war Bezirksverordneter und Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Bezirksstadtrat für Jugend und Sport, später für das Ressort Finanzen und Wirtschaft und schließlich von 1971-1975 Bezirksbürgermeister. Und auch heute noch, im wohlverdienten Ruhestand, dürfen zahlreiche Vereine und Initiativen auf die tatkräftige Unterstützung von Alfred Gleitze zählen.

An der Verleihung der Stadtältestenwürde nahmen auch der amtierende Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg Dieter Hapel und die Tochter von Alfred Gleitze, Bezirksstadträtin für Familie, Jugend und Sport, Angelika Schöttler teil. Bezirksbürgermeister Dieter Hapel hierzu: "Mit Alfred Gleitze wurde eine außergewöhnliche Persönlichkeit geehrt, die viele Jahrzehnte lang die Kommunalpolitik in Schöneberg geprägt hat."

Er ist nun nach Dr. Ella Barowsky, Siegmund Jaroch und Werner Dolata, der vierte Stadtälteste im Kreise ehemaliger Kommunalpolitiker Tempelhof und Schönebergs.

Alfred Gleitze führte über die ganzen 60ger Jahre den Landesverband Berlin der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken. Vor allem in dieser Eigenschaft betätigte er sich landesweit über sein jahrzehntelanges bezirklich - kommunales Engagement in Schöneberg hinaus.

Er veranstaltete Groß-Zeltlager sowohl in der Bundesrepublik wie aber auch im Ausland mit Tausenden von Teilnehmern.

Die FALKEN-CAMPS in Österreich, Holland, Norwegen, Schweden erfreuten sich großer Beliebtheit und fanden Aufmerksamkeit in Presse, Funk und Fernsehen, ermöglichten sie doch einer großen Zahl von Kindern und Jugendlichen der Inselstadt eine preiswerte und erlebnisreiche Ferienzeit.

Ohne Übertreibung kann man sagen, dass die meisten jungen Menschen seinerzeit ohne ein solches Angebot überhaupt nicht aus ihrer Heimatstadt herausgekommen wären.

Zur Konzeption aller Camps ein Beispiel: Das Holland - Lager führte den Namen "Anne Frank" und selbstverständlich wurden vom nordholländischen Veranstaltungsort Callantsoog für alle Teilnehmer Tagesfahrten nach Amsterdam durchgeführt, um das Schicksal des kleinen jüdischen Mädchens am Ort des Geschehens erlebbar zu machen. Andere Ausflüge machten mit dem Problem der Landgewinnung Hollands vertraut.

Zehntausende junger Menschen führte Alfred Gleitze im Laufe der Zeit zu den Gedenkstätten nationalsozialistischen Unrechts. Die Fahrten nach Auschwitz, Bergen - Belsen, Stutthof, Maidanek, Lidice und Theresienstadt vermittelten den Teilnehmern hautnah politische Bildung. Da die Zielorte fast auschließlich im damaligen Ost-block lagen, erforderte die Durchführung nicht nur einiges Organisationstalent sondern auch große Beharrlichkeit. Die Durchsetzung der seinerzeit einmaligen Idee wurde zunächst durchaus nicht von allen politischen Kräften West-Berlins gefördert, von diesen Bedenkenträgern später aber oft (bis in diese Tage) kopiert.

Die Begegnungen einer so großen Zahl junger Menschen aus West-Berlin bei dieser Gelegenheit zum Beispiel mit einer gleichen Zahl Prager Jugendlichen wurde aber auch von der DDR besonders argwöhnisch beobachtet, wie die uns heute zugängigen einschlägigen Stasi-Akten ausweisen.

Gleitze vertrat seinen Verband auch im Landes - Jugendwohlfahrtsausschuß und im Landesjugendring, dessen Vorsitzender er 1964 wurde. Der Zusammenschluß aller seinerzeit existierenden demokratischen Jugendverbände hatte eine Bedeutung, die heute vielleicht nicht mehr so in Erinnerung ist. Beispiel: Der Landesjugendring-vorsitzende Alfred Gleitze war 1964 am 17. Juni als "Sprecher der Berliner Jugend" neben Bundespräsident Lübcke und dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt Redner vom Balkon des Schöneberger Rathaus vor 40.000 Teilnehmern der üblichen Gedenkkundgebung .

Auch im Kuratorium für den Bundesjugendplan - Sonderplan Berlin wirkte Gleitze mit. Da Berlin wegen der alliierten Vorbehalte nicht direkt vom Bund regiert werden durfte, erfolgte auch die Vergabe von Mitteln für politische Bildungsarbeit und internationale Begegnungen sowie die Bereitstellung von Personalkosten für Jugendarbeit nicht von Bonn aus.

Bleibt vielleicht noch zu erwähnen:
In den Jahren 1969/70 war Alfred Gleitze Geschworener beim Landgericht Berlin, seit 2001 amtiert er dort wiederum, jetzt als Schöffe.

Alfred Gleitze:

Geboren am 1. Januar 1934 in Berlin, verheiratet mit Frau Christa, geb. Beich, Kinder: Angelika *1963 + Andreas *1965

Ausbildung:

Volksschule in Berlin Baumschulenweg, Oberschule in Treptow, ab 1949 Lilienthal Oberschule Lichterfelde West, Abitur. Studium an der Freien Universität Berlin + Universität Freiburg / Breisgau; Fachrichtungen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.

Berufliche Tätigkeiten:

1959-1965 Leiter der Pressestelle beim Bezirksamt Kreuzberg von Berlin
1965-1969 Landesgeschäftsführer der Sozialistischen Jugend Deutschlands Die Falken LV Berlin
1969-1971 Bezirksstadtrat für Jugend und Sport in Berlin Schöneberg
1971-1975 Bezirksbürgermeister von Berlin Schöneberg
1975-1981 stellv. Bezirksbürgermeister von Berlin Schöneberg
1975-1985 Bezirksstadtrat für Finanzen und Wirtschaft in Berlin Schöneberg.

Anett Baron
Thomas Protz

Juli 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis