Vor 60 Jahren: Widerstand gegen Hitler
 
 
Auf dem Friedhof der Matthäusgemeinde an der Großgörschenstraße erinnert ein Gedenkstein: "An dieser Stelle wurden Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck, Friedrich Olbricht, Albrecht Mertz von Quirnheim, Werner von Haeften begraben - dann wurden ihre Leichen an einen unbekannten Ort gebracht."
Die erschossenen Widerstandskämpfer sollten hier nicht ihre letzte Ruhe finden, sondern wurden nach der Exhumierung verbrannt. Die Asche wurde auf Feldern verstreut. So endete vor sechzig Jahren das missglückte Attentat auf Hitler, der Versuch, aus militärischen Kreisen der Diktatur und dem Krieg ein Ende zu setzen.

"Ich wünschte, ich könnte der dem deutschen Volk einen Film vorführen: Deutschland bei Kriegsende. Dann würde das Volk voller Schrecken erkennen , auf was wir lossteuern." Dieser Satz General Henning von Tresckows, einem Mitverschwörer, zeigt die Zweifel am Rückhalt in der Bevölkerung. Doch in der Führungsebene der Wehrmacht, die sich noch preußischen Idealen wie Gehorsam aber auch Verantwortung für Untergebene verpflichtet fühlte, gelangte man zunehmend zu der Überzeugung, dass etwas geschehen muss. Viel diskutiert wird immer noch die Frage, ob es für eine Umkehr zum Zeitpunkt des Attentats nicht zu spät war.

Sie waren nicht die Einzigen, die Widerstand leisteten. Hier aus Schöneberg kamen:

n Zu dem Kreis der "Bekennenden Kirche" zählte der Jurist Friedrich Justus Perels. Er wurde als Mitverschwörer nach dem Attentat verurteilt und hingerichtet. 1961 wurde der Maybachplatz in Friedenau nach ihm benannt.

n Der spätere Bischof von Münster, Kardinal Clemens von Galen, war in den zwanziger Jahren Pfarrer in der St. Matthiasgemeinde am Winterfeldtplatz. In Münster hält Galen 1941 drei Predigten, in denen er die Nationalsozialisten anprangert. Sie werden als Kopien in Deutschland verbreitet und später auch von den Alliierten in Flugblättern auszugsweise vervielfältigt. Aufgrund seiner mutigen Kritik am NS-Staat wird er als "Löwe von Münster" auch im Ausland bekannt.
n Der Sozialdemokrat Julius Leber, ehemaliger Reichstagsabgeordneter und aus dem Konzentrationslager freigekommen, war Mitinhaber einer Kohlenhandlung in der Torgauer Str. 20 geworden. Dort fanden Treffen zur Vorbereitung des Attentats statt. Diese Verbindung zeigt, dass der Widerstand überparteilich mitgetragen wurde. Julius Leber wurde hingerichtet. Die ehemalige Sedanstraße trägt heute seinen Namen.

Die Prozesse gegen die Beteiligten am Attentat vom 20. Juli 1944 fanden vor dem Volksgerichtshof im ehemaligen Kammergericht am Kleistpark statt, nicht im Hauptsitz des Gerichts in der Bellevuestr. 15. Die Bilder der demütigenden Verhandlungsführung unter dem vorsitzenden Richter Freisler hat wohl jeder schon mal gesehen. Ca. 180 Todesurteile wurden in der Folgezeit gefällt.

Dem Mut der Attentäter kann auch sechzig Jahre danach nur höchster Respekt entgegengebracht werden, und es ist ein Gedenken wert.

Zum 60. Jahrestag des Attentats findet eine Reihe von Veranstaltungen in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstr. 13-14 statt.
Vom 18. - 20. Juli 2004 gibt es ein ganztägiges Programm mit Filmen, Vorträgen und Führun-gen durch die Ausstellung.
Näheres erfahren Sie unter www.gdw-berlin.de oder telefonisch unter 030 / 26 99 50 00.

Marina Naujoks
ehranamtliche Redakteurin

Juli 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis