Clement Calder - Sprachlehrer aus Leidenschaft
 
 
Dass er ausgerechnet Sprachlehrer werden würde, war Clement Calder nicht in die Wiege gelegt. Vater, Mutter und Brüder in Philadelphia waren Musiker - auch er schloss ein musikbetontes Studium ab. Mit dem Mauerbau verschlug es ihn nach Deutschland - 1961 kam er zum Musikkorps der Army in Würzburg. Das Land, von dessen Sprache er am Anfang nicht ein Wort verstand, begann ihn zu faszinieren; die ganze Breite der deutschen Kultur von Bach bis Bierzelt. Als er nach anderthalb Jahren entlassen wurde, ging er als Student der Musikhochschule nach Berlin. Höchstens für ein Jahr, dachte er sich zuerst; und nach einem Jahr dachte er es wieder, und wieder...
Der Plan verblasste, als College-Professor für Musiktheorie und Komposition in die USA zurück zu gehen. Stattdessen machte sich Calder in Berlin einen Namen als Komponist ernster Musik. Weil es aber finanziell einfach nicht reichte, gab er nebenher Stunden und fing 1964 bei der Volkshochschule Schöneberg als Englisch-Dozent an; für 25 Mark die Doppelstunde. Damals wurde ihm noch nahegelegt, er möge den Leuten reines "Queens-English" beibringen - für einen Amerikaner eine Forderung, als müsste ein Deutscher Wienerisch unterrichten.
Clement Calder entdeckte schnell, dass er ein Talent zum Unterrichten besitzt und vor allem, dass es ihm großen Spaß macht, Erwachsenen seine Muttersprache näherzubringen. "In diesen vierzig Jahren, die ich immer wie dreißig empfinde" ist er jeden Tag gerne zum Unterricht gegangen und jede Stunde erschien ihm zu kurz und wie im Fluge vorüber. "Never a dull moment" - keinen Moment langweilig war und ist ihm die Lehrerzeit. Heute unterrichtet Calder nicht nur an der VHS, sondern auch an der Technischen Fachhochschule (mit Schwerpunkt auf technischem und Informatik-Englisch) sowie in der Industrie - er kann sich gar nichts Schöneres vorstellen.
Das Komponieren hat er irgendwann ganz aufgegeben. Calder wäre aber nicht der "bunte Hund", als den er sich gerne bezeichnet, wenn er nicht nebenbei noch als Jazz- und Rockmusiker auf der Bühne gestanden hätte, auf über 200 Veröffentlichungen als Übersetzer verweisen könnte (technische und juristische ebenso wie musikalische Werke) und neben Filmen auch, wie er heute kritisch sagt, miserable TV-Serien in Masse übersetzt hätte.
Auf eine vierzigjährige Beschäftigung zurückschauend, empfindet Calder einen deutlichen Wandel in der Volkshochschule: Hatte man in den 1960ern noch ständig mit dem hausbackenen Image der 50er zu tun, mit konservativ fest strukturierten Lehrplänen in Trimestern, so dominiere heute eine unglaubliche Vielfalt des Angebotes, angesichts derer "wir damals in Ohnmacht gefallen wären." Aber der Kern ist nach seinem Empfinden doch gleich geblieben: die Motivation der Teilnehmer/innen, der "Spaßfaktor", den kein anderer Lernort bieten kann. Und den genießt Clement Calder noch wie am ersten Tag.

Juli 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis