Die Farbwelten von Doris Hinzen-Röhrig, Malerin
 
 
"Dunkelheit ist die Abwesenheit des Lichts." (fernöstliche Anschauung)

Die Arbeiten der Malerin Doris Hinzen-Röhrig lassen uns eintauchen in eine Welt aus Licht und Farbe. Die "Verwehungen", wie die Künstlerin die zwischen Sandsturm, Wolkenschleiern und Himmelslicht oszillierenden Farbströme nennt, sind für sie Zeichen des Übergangs von einem "Aggregatzustand" des Seins zu einem anderen: von fest, erdig, dunkel zu leicht, luftig und hell. In der bewusst minimalistisch angelegten Komposition der Flächen zueinander finden sich diese "Seinsebenen" in horizontalen und vertikalen Elementen stets wieder. Auch wenn die großformatigen Werke dieses Aufeinandertreffen von Licht und Farbe vielleicht vehementer thematisieren, berühren noch die kleinsten Papierarbeiten den Betrachter. Für die Künstlerin löst die Begegnung mit Licht und Farbe die "stärksten Empfindungen von Wirklichkeit aus. Dann sind wir den Dingen ganz nah. Die Grenzen von Innen und Außen verschmelzen. Wie Leben und Tod."

Obwohl Doris Hinzen-Röhrigs Arbeiten in gewisser Weise einen in sich geschlossenen Kosmos (ab-)bilden, eben das, was sie selbst als "gefühlte Wirklichkeit" bezeichnet, ist ihr künstlerisches Arbeiten von einer beeindruckenden Offenheit und Vielfalt. Neben der Malerei entwickelt sie die Zeichnung als Ausdruckmittel, geht 1997 noch einmal "in die Lehre" an der internationalen Akademie für Gestaltung, Hamburg, und studiert bei Dorothee Rocke "Zeichnen als Experiment". Sie sucht die Anbindung an Kunstschaffende anderer Sparten. 2001 gründet Doris Hinzen-Röhrig die Künstlergruppe "Gleis-Wechsel", um interdisziplinäre Pro-jekte auf hohem künstlerischem Niveau zu realisieren. Dabei steht sie auch immer wieder vor der Aufgabe, eigene eingefahrene Gleise zu verlassen.

Diese selbst gestellten Herausforderungen ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Vita. Die Reisen und Arbeitsaufenthalte vor allem in Brasilien und Thailand, oft allein, geben einen Eindruck künstlerischer und auch menschlicher Weltoffenheit. Folgerichtig ist die lange Liste ihrer Einzel- und Gruppenausstellungen immer wieder von internationalen Begegnungen geprägt. So wird sie im April 2005 eine Einzelausstellung in Bogotá haben, die im Rahmen eines deutsch-kolumbianischen Kulturaustauschs stattfindet.

Was tut Doris Hinzen-Röhrig, wenn sie nicht malt? Sie fotografiert. Hier schließt sich ein Kreis, denn der Vater verdiente zunächst sein Geld im Deutschland der Nachkriegsjahre mit Fotografien, vornehmlich Hochzeitsfotografien, denn in dieser Zeit "wurde wie wild geheiratet". Lachend stellen wir bei unserem Gespräch fest, dass eine ganze Reihe ihrer Fotos Paare "aller Couleur" zeigen - auch Hochzeitspaare. Das, was ihre Malerei in metaphorischer Weise erzählt, spiegeln diese Fotos ganz direkt: Weltoffenheit und Lebensbejahung. Sie sind ein Plädoyer für die Toleranz, das heißt dafür, die eigenen "verkrusteten" Meinungen immer wieder in Frage zu stellen, auf der Hut zu sein vor Vorurteilen.

Wer einen Eindruck von den Arbeiten Doris Hinzen-Röhrigs erhalten will, sollte die Gelegenheit nutzen und die Gemeinschaftsausstellung von Künstlerinnen der galerie futura besuchen (Eröffnung 12.6., 17 Uhr). Unter dem Titel "Ich bin was ich bin" zeigen Künstlerinnen der Galerie neue Arbeiten. Doris Hinzen-Röhrig widmet sich für diese Ausstellung dem Thema "Himmel". Damit schließt sich auch für dieses Porträt ein Kreis, denn wo, wenn nicht im Bild des Himmels finden wir Licht- und Farbströme. Und auch hier versinkt die Künstlerin nicht in einer egozentrischen Welt, sondern tritt in den Dialog:

"Der Himmel ist mein Spiegel, mein tägliches Gegenüber, mit ihm halte ich sehr gerne Zwiesprache."

© Doris Kollmann
Stadtteilzeitung Schöneberg

Weitere Informationen:
www.dorishinzen-roehrig.com
www.credomediale.com

Kontakt:
Doris Hinzen-Röhrig,
Tel.: 030 / 859 655 63
oder e-mail: dhinzenr@aol.com

Juni 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis