Michal Majchrzak
Theater-Multitalent

Der Mann kommt einem spontan bekannt vor - kein Wunder, denn die Liste seiner kleinen Fernseh-Engagements ist lang. In Serien wie "Großstadtrevier" oder "Polizeiruf 110" muss er häufig den bösen Mafioso oder den Verbrecher mit dem polnischen Akzent spielen. Eine späte, bittere Ironie in der Biografie des Schauspielers und Regisseurs Michal Majchrzak, musste er doch 1983 wegen seiner aktiven Unterstützung der Gewerkschaft Solidarnosc sein Heimatland verlassen.
Den Neuanfang musste sich der junge Schauspieler, der nach dem Studium in Lodz schon große Rollen am staatlichen Theater gespielt hatte, erst erkämpfen. 1984 kam er ans Hamburger Thalia-Theater, bald folgten auch erste Film- und Fernsehrollen. Aus Abenteuerlust, weil er etwas von der Welt sehen wollte, gab Majchrzak nach einigen Jahren das feste Engagement auf und schloss sich eiem Tourneetheater an. Dort verletzte er sich jedoch bei einem Bühnenunfall so schwer, dass er nicht mehr auf der Bühne stehen konnte, jahrelang gegen den Rollstuhl kämpfte.

Michal Majchrzak konzentriert sich seitdem ganz auf Film- und Fernsehrollen sowie auf die Arbeit im Synchronstudio. Und auf die Regie, seine zweite Theater-"Passion": Heute inszeniert Majchrzak Theaterstücke, Opern, Marionettenspiele, Kinder- und Jugendtheater - oft in mehrsprachigen Produktionen. Seit über zehn Jahren ist er zudem Prinzipal der Theaterwerkstatt "Homo Faber", die aus einem Kurs der VHS Tempelhof hervorgegangen ist. In diesem Frühjahr bringt sie das achte Stück heraus - Max Frischs "Don Juan". Inzwischen sind es bis zu 20 Menschen im Alter zwischen 20 und 73 Jahren, die einen harten Kern bilden und zwei Mal wöchentlich proben.

Michal Majchrzak ist voller Bewunderung für "sein" Ensemble, das in der Freizeit inzwischen jährlich rund 20 Auftritte absolviert und mit den Stücken sogar auf Tournee geht. Seine Gefühle auf der Bühne nicht nur darzustellen, sondern auch wirklich zu erleben, koste viel Kraft, sagt Majchrzak, "es verlangt alles von den Menschen". Die Ansprüche des Profi-Regisseurs an die Amateur-Schauspieler sind dabei nicht geringer als die an ihn selbst: Als talentierter Maler gestaltet Majchrzak auch noch Bühnenbild und Programmheft, macht Entwürfe für die Kostüme und ist "nebenbei" für Bühnentechnik und Beleuchtung zuständig.

Auch bei der nächsten Aufführung im Gemeinschaftshaus Lichtenrade am 12. und 13.März wird Multitalent Majchrzak hinter den Kulissen wirbeln, damit die begeisterten Schauspieler vom Theater "Homo Faber" im Rampenlicht richtig rüberkommen. Klar, dass er dabei alles "fest im Griff" hat - sogar den treuen Probenbegleiter, seinen schwarzen Hund, der nach gelungener Aufführung beim Abbau der Kulissen mithilft.


 Stadtteilzeitung - März 2004 - zurück zum Inhaltsverzeichnis