Die armen Vandalen

Wenn die wüssten! Für alles müssen sie heute herhalten, jede Form von sinnloser Zerstörungswut oder auch nur kindischer Kritzelei wird sofort Vandalismus genannt. Dabei bedeutet „Vandalen" ursprünglich „die Beweglichen" oder „die Wandelbaren".

Wäre das nicht schön, wenn die heutigen „Vandalen" auch beweglich wären und - statt die Spielplätze unserer Kinder zu zerstören - ihre Kreativität sinnvoll einsetzen würden?

Klar, wir Eltern finden die Grafittis auf Spielgerüsten, Rutschen, Häuschen und Wänden meistens alles andere als schön. Es sieht verwahrlost aus, irgendwie Bronxmäßig. Nach überschüssiger Energie, die wir nicht kontrollieren können. Das passt uns nicht, geht gegen unseren Ordnungssinn.
Betrachten wir es mal von der anderen Seite: diejenigen, die ihre „tags" auf den Spielplätzen hinterlassen, haben da meist vor kurzem selber noch gespielt. Es sind immer noch „die Kleinen", denn den echten Sprayern wären Spielplätze viel zu piefig, Null Herausforderung.

Für die Anfänger an der Spraydose aber, die sich hier unplanmäßig austoben, ist es ein Riesending: verboten, ein Wagnis, ein unübersehbares Zeichen „ich war hier".

Eigentlich steckt dahinter also genau das, was wir bei unseren Kindern sehen möchten, nämlich Mut, Eigeninitiative und sogar etwas Kreatives.

Wohlgemerkt, wir reden hier ausschließlich von Grafittis, nicht von dümmlichen Schnitzereien oder gar zerstörten Geräten. Auf jeden Fall würde es sich lohnen, diese „wilde" Energie in für alle akzeptierbare Bahnen zu lenken. Das ist in erster Linie Sache der Eltern, sofern sie mitkriegen, dass ihre Kinder Grafittis sprayen (letztendlich auch wegen der Haftbarkeit).

Aber auch so genannte Spielplatzpaten könnten hier aktiv werden. Spielplatzpaten sehen auf „ihrem" Platz nach dem Rechten, schauen darauf, dass der Sand sauber ist und die Geräte in Ordnung sind und sagen gegebenenfalls der zuständigen Spielplatzkommission Bescheid, wenn ein Missstand auffällt.

Sie könnten auch Spray-Kids ansprechen. Die meisten sind nämlich durchaus gutwillig und kapieren auch, dass es für kleinere Kinder, vielleicht sogar die eigenen Geschwister, schöner ist, wenn ihre Spielgeräte im Ursprungszustand bleiben.

Wenn die heutigen Vandalen so beweglich wie ihre historischen Namensvettern sind, dann finden sie mit Sicherheit auch ein sinnvolleres Betätigungsfeld - und die alten Vandalen müssen sich nicht im Grabe umdrehen.

Wenn Sie Spielplatz-Paten werden möchten, finden Sie weitere Informationen im Internet (http://kids-partnership.de/spielplatzpaten.htm), beim Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Koordination Spielplatzkommission, Frau Dagmar Jotzo, Tel.: 7560 3494 oder e-mail: jotzo@ba-temp.verwalt-berlin.de .

Ansprechpartner sind auch weiterhin Barbara und Reto Gantenbein vom Verein Kids-Partnership e.V. 
Sie erreichen uns unter 857 57 466 in der 
Fregestrasse 73, 
12159 Berlin 
oder per E-Mail info@kids-partnership.de
http://www.kids-partnership.de.
Reto Gantenbein


 Stadtteilzeitung - März 2004 - zurück zum Inhaltsverzeichnis