Der John-F.-Kennedy-Platz
Rathaus Schöneberg
Weinfest im Rudolf-Wilde-Park

John-F.-Kennedy-Platz, der Platz, der über die Grenzen Berlins hinaus berühmt wurde durch die denkwürdige Rede des US-Präsidenten, die mit den Worten in deutscher Sprache endete: "Ich bin ein Berliner!" Der Berlin-Besuch Kennedys am 26.6.1963 gab den Berlinern mitten im Kalten Krieg die Zuversicht, nicht allein gelassen zu werden. Das "Chruschtschow-Ultimatum" lag erst kurze Zeit zurück. Die Bedrohung durch die Sowjet-Union war noch nicht vorüber. Alles, was unter dem Begriff "Entspannungspolitik" zusammen gefasst werden kann, begann erst einige Jahre später.

An die Unterstützung Amerikas in dunklen Zeiten erinnert auch die Freiheitsglocke, die mittags um zwölf Uhr schlägt. Sie wurde 1950 von Lucius D. Clay, einem der "Väter" der Luftbrücke, den Berlinern als Geschenk übergeben. Der Klangkörper ist eine Nachbildung der Liberty Bell in Philadelphia und trägt die Aufschrift "That this world under god shall have a new birth of freedom" (Möge diese Welt mit Gottes Hilfe eine Wiedergeburt der Freiheit erleben).

Warum fand dies alles in Schöneberg statt? Unser Rathaus hatte zeitweilig überregionale Bedeutung, hier war der Regierungssitz West-Berlins. Diese Sonderstellung verlor es nach der Wiedervereinigung. Am 24. September 1991 fand die letzte Senatssitzung statt. Danach wurde zurückgekehrt zum normalen Alltag der Kommunalverwaltung und – politik.

Aber was heißt normal? Das Rathausgebäude ist Ausdruck des Bürgerstolzes einer aufstrebenden Stadt vor den Toren Berlins. Der Vorgängerbau am Kaiser-Wilhelm-Platz war zu klein geworden. So ist in den Jahren 1911-14 nach einem Entwurf der Architekten Peter Jürgensen und Jürgen Bachmann auf einer Baufläche von 9.450 Quadratmetern ein repräsentativer Bau mit ca. dreihundertsiebzig Diensträumen entstanden. Es wurde damals gelästert, die vier Figuren am Turm symbolisierten die fünf Sinne. Nur vier, weil den Schönebergern der Geschmack abhanden gekommen sei. Schon damals wurde nicht jedes Bauwerk sofort vom Bürger angenommen.

Der Platz vor dem Rathaus wurde nach Rudolph Wilde, dem ersten Bürgermeister Schönebergs nach Verleihung der Stadtrechte 1898, benannt. 1963, nach dem Tode Kennedys erhielt der benachbarte Stadtpark den Namen "Rudolph-Wilde-Park" als Ersatz für die Platzumbenennung in "John-F.-Kennedy-Platz".

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Rathaus schwere Schäden. Beim Wiederaufbau wurden Turm und Fassade in vereinfachter Form wiederhergestellt. Die letzte grundlegende bauliche Instandsetzung fand zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 statt. Die Schmalseiten des "Goldenen Saals" werden seitdem von zwei Gemälden geschmückt. Auf dem einen hat der Maler Matthias Koeppel die damaligen Senatsmitglieder vom Hügel am Martin-Gropius-Bau zum Preußischen Landtag, dem heutigen Sitz des Abgeordnetenhauses, schauen lassen. Fast prophetisch zu diesem Zeitpunkt.

Neben den zahlreichen Veranstaltungen im Rathaus findet "die Musike" auch auf dem John-F.-Kennedy-Platz statt: Ab und zu gibt es ein Ständchen oder Tanzdarbietungen von Gruppen aus den Partnerstädten, wie demnächst, und zu besonderen Anlässen, wie dem Aufstellen der Weihnachtsbäume, noch einen Becher Glühwein dazu.

Dienstags und freitags ist Wochenmarkt. Fisch und Geflügel, Obst und Gemüse werden von Händlern angeboten, die seit Jahren ihre zufriedene Stammkundschaft haben. Ebenso ist in den Geschäften und gastronomischen Einrichtungen rund um den Platz und in den Seitenstraßen eine freundliche Bedienung und ein Schwätzchen mit den Gästen selbstverständlich.

Der Trödelmarkt am Wochenende dagegen ist nicht bei allen Anwohnern beliebt. Dieses Thema ist ein "Dauerbrenner" und soll an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden.

Aber nun kommt der Mai! Der Monat, der in dem legendären Lied von Walter Kollo besungen wird und in dem es heißt, dass das Küssen in Schöneberg dann üblich wäre. Gelegenheit dazu sowie zu anderem Amüsement bietet

"Ein Fest für Europa" am 8. und 9. Mai 2004 von 11- 21 Uhr auf dem John-F.-Kennedy-Platz und im Rudolph-Wilde-Park

Blumenstände und Musikdarbietungen werden Feststimmung verbreiten. Gefeiert werden die 40jährigen Städtepartnerschaften mit Penzberg, Ahlen und Wuppertal. Zu bemerken ist auch, dass Schöneberg vor 740 Jahren das erste Mal urkundlich erwähnt wurde.

Die Winzergenossenschaft aus Bad Kreuznach wird wieder ein Weindorf im Rudolph-Wilde-Park aufbauen. Mittelpunkt ist der Brunnen, der von Paul Wolf errichtet wurde und seit 1912 den von August Gaul modellierten, aus Kupfer getriebenen vergoldeten Hirsch auf der Muschelkalksäule trägt. Der Hirsch ist das Wappentier des Bezirks Schöneberg. Warum ein Hirsch? Diese Frage konnte ich noch nicht klären.

 

Marina Naujoks

Mai 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis