Portraitreihe: Mitglieder der BVV - Ralf Olschewski (CDU)
Ralf Olschevski (DCU)
In diesem Monat stellen wir Ihnen den BVV-Abgeordneten Ralf Olschewski (CDU) vor. Er wurde 1956 in Berlin geboren und ist von Beruf Betriebsprüfer beim Finanzamt. Im Schöneberger Westen ist er Ortsvorsitzender der Partei. Zudem ist er Vorsitzender des Ausschusses für Integration und Ausländerangelegenheiten und ist im Bereich Stadtplanung, Bauen, Wohnen und Verkehr tätig. Besonders wichtig ist für ihn bei der Politik die Bürgernähe, die Arbeit für und mit den Menschen im Bezirk.

Wie führte Ihr Weg sie in die Politik?
Angefangen hat es schon in der Schule, 1974 bin ich mit 18 Jahren Mitglied der CDU geworden. Damals waren politisch bewegte Zeiten. In der Schule wurde der Vietnamkrieg, das Selbstbestimmungsrecht der Völker, Ostverträge und Ein- oder Zweistaatentheorie für Deutschland diskutiert. Eigentlich gab es zwei Hauptgründe wie ich zur Politik gekommen bin. Erstens das Interesse an Geschichte und der Wunsch mitgestalten zu können, zweitens mich in der Politik für die Überwindung der Teilung Deutschlands und Berlins einzusetzen, die ich als Berliner hautnah empfunden habe. Hier liegt auch der Grund meiner Entscheidung für die CDU, die das Ziel der Einheit als Kernpunkt in ihrem Programm hatte.

Sie sind Vorsitzender des Ausschusses für Integration und Ausländerangelegenheiten – wo sehen sie hier besondere Probleme?
Ich halte das Thema Integration für eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben und bin kein Anhänger einer multikulturellen Gesellschaft, da solche Strukturen vor der Geschichte keinen Bestand haben. Die derzeitigen Zahlen von Schülern nichtdeutscher Herkunft ohne Schulabschluss sind dramatisch, das gleiche gilt für die Arbeitslosenquote und die Zahl der Sozialhilfeempfänger. Auch das Zusammenleben ist in einigen Gebieten des Schöneberger Nordens nicht konfliktfrei. Unter dem Aspekt einer gemeinsamen Zukunft in Deutschland finde ich, dass wir etwas über den Tage hinaus denken müssen, damit nicht dauerhaft Parallelgesellschaften bei uns entstehen. Das kommt beim derzeitigen Bezirksamt zu kurz. Junge ausländische Menschen ohne Schulabschluss haben null Zukunftsaussichten. Schulen mit einem Anteil nichtdeutschsprachiger Kinder von 80-90% bieten da wenig Perspektive.

Was muss ihrer Meinung im Bereich Integration nach getan werden?
In der Integrationspolitik müssen wir einerseits mehr Bereitschaft zur Integration fordern, andererseits aber den Integrationswilligen auch ein hohes Maß an Förderung zukommen lassen. Dies gilt insbesondere beim Erwerb der deutschen Sprache, die entscheidend für eine erfolgreiche Zukunft der Zuwanderer in Deutschland ist. Es muss also bei Bildung und Erziehung angesetzt werden. Die Möglichkeiten bezirklicher Integrationspolitik sind ansonsten begrenzt. Wichtig ist, dass die Integrationspolitik den politisch Handelnden im Bezirk, insbesondere dem Bezirksamt, als ressortübergreifende Querschnittsaufgabe bewusst wird. Deshalb haben alle Parteien dem Bezirksamt einen Integrationsbericht abgefordert, in dem auch klare Integrationsziele formuliert sein sollen. Dies wird derzeit in unterschiedlichen Ausschüssen der BVV diskutiert.

Eine weitere Aufgabe liegt für Sie im Bereich Stadtplanung, Bauen, Wohnen und Verkehr. Wo sehen Sie da Ihre Schwerpunkte?
Stadtplanung ist deshalb wichtig, weil wir als Berliner damit leben müssen, was wir aus Stein und Beton produzieren. Für mich hat es Bedeutung an der Gestaltung einer schönen Stadt mitzuwirken, in der es sich angenehm leben lässt. Wichtige Projekte sind für mich derzeit die Neubebauung des ehemaligen Prälat Schöneberg, sowie der Erhalt des Flughafens Tempelhof für den Flugbetrieb, da hiervon viele Arbeitsplätze abhängig sind. Bauen, Wohnen und Verkehr sind überwiegend auf Verkehrsfragen reduziert, da auf Grund der Finanzsituation öffentliche Infrastruktur kaum mehr gebaut wird. Meine interessantesten Projekte waren die Beteiligung am Wettbewerbsverfahren für die Großbauvorhaben Potsdamer Platz, sowie beim Neubau des Axel Springer Verlages in der Kochstraße. Beide Projekte stammen aus meiner ehemaligen Tätigkeit als Bezirksverordneter im Bezirk Kreuzberg.

Sehen Sie noch weitere Probleme der Politik?
Ja, eine echte Geißel der Kommunalpolitik ist die Bürokratie. Einfachste Dinge verursachen durch unterschiedlichste Zuständigkeiten allergrößte Schwierigkeiten. So kann die Veränderung eines Straßenschildes drei Monate dauern. Für Politik braucht man einen langen Atem, denn in Berlin ist es sehr schwierig Dinge in Bewegung zu setzen, aber deshalb, um Bewegung zu erzeugen, beteiligt man sich ja an der Politik.

 

Das Interview wurde geführt von
Annika Sindram, ehrenamtliche Redakteurin

Mai 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis