Vielfältig und häßlich - Kaiser-Wilhelm-Platz

Über die Auswertung der "Diplomarbeit über den Kaiser-Wilhelm-Platz" (Teil 1)

Meine Umfrage haben 137 Personen, davon 79 aus den direkt angrenzenden Kiezen beantwortet. Das Alter der Teilnehmer/Innen lag zwischen 24 und 75 Jahren. Fast alle Teilnehmer sprachen Deutsch als Muttersprache.

Am interessantesten sind die Antworten aller, die den Platz kennen, auf die beiden Fragen: "Was gefällt Ihnen besonders gut?" (93) und "Was gefällt Ihnen nicht?" (110). Sie beziehen sich auf die Themenbereiche: Angebot (an Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Dienstleistungen und Freizeitmöglichkeiten), Verkehr, Gestaltung und Atmosphäre.

Das Angebot des Einzelhandels mit vielen kleinen Läden der unterschiedlichsten Branchen, der Gastronomie, des Dienstleistungsbereich mit Banken und Post sowie der Freizeitmöglichkeiten wie Bibliothek, Schwimmbad und Fitnesstudios gefallen den Befragten besonders. Allerdingswaren nur 5 Teilnehmer der Ansicht, sie würden im Stadtteilzentrum alles bekommen, was sie brauchen.

Die Vielzahl der Billigläden und die teilweise niedrige Qualität der Produkte und der Leerstand von Geschäftsräumen wurde von den meisten beklagt. Karstadt wurde 4 mal als "ramschig" bezeichnet gegenüber seinem Angebot in Steglitz und Tempelhof.

Die gute Verkehrsanbindung, die Verkehrsberuhigung in der Crellestraße sowie die kurzen Wege wurden in wenigen Antworten gelobt.

Es überwiegt der Eindruck von zu viel Straßenverkehr, Benachteiligung der Fußgänger, ungünstig geschalteter Ampeln, fehlender Fußgängerüberwege und zu schmaler Bürgersteige. Weniger bemängelt werden der noch nicht gebaute S-Bahnhof Kolonnenstraße, zu wenige bzw. zu teure Parkplätze und fehlender Witterungsschutz an den BVG-Haltestellen sowie die Zusammenlegung aller am Platz verkehrende Linien auf eine Haltstelle.

Die Gestaltung des Kaiser-Wilhelm-Platzes erhielt die Prädikate hässlich, trist, fantasielos, lieblos. Er wird nicht mehr als Platz wahrgenommen. Die Breite der Hauptsraße mit ihren hässlichen Gebäuden der Nachkriegsmoderne und die ungepflegten Hausfassaden werden bemängelt.

Positive Antworten beziehen sich auf die Platane und die Gedenktafel auf dem Platz sowie Bäume generell. Die "alten Häuser" und der zentralen und urbanen Charakter des Kaiser-Wilhelm-Platzes sind wichtige Merkmale für die Befragten.

Die vielfältige, multikulturelle und lebhafte Atmosphäre im Stadtteilzentrum wird vielstimmig gelobt, besonders hervorgehoben wird dabei die Akazien- und die Crellestraße.

Dagegen wird der Lärm und der schlechte Pflegezustand in der Hauptsraße, der Kolonnenstraße und auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz sehr negativ wahrgenommen. Der Zustand des "Prälaten" wird nur von 5 Personen beklagt.

Die Feurig- und Ebersstrasse werden im Zusammenhang mit dem Stadtteilzentrum kaum genannt.

Auf meine Frage an die Anwohner: "Welche Veränderungen wünschen Sie sich?" haben 96 Personen mit 216 einzelnen Vorschlägen geantwortet.

So werden vom Handel mehr Qualität der und Auswahl an Produkten gewünscht, es werden aber auch Branchen bzw. Produktgruppen vermisst (höherwertige Bekleidungsfachgeschäfte, Fischgeschäft, Schuhfachgeschäft, Unterhaltungselektronik, Schreibwarengeschäft, Photoladen).

Beim Angebot der Gastronomie wird ein schönes Straßencafé mit Kinderspielecke gewünscht, vielleicht auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz.

Für den Freizeitbereich werden nicht-kommerzielle Sportmöglichkeiten (Tischtennis, Federball) in Hallen und Parks erwartet, auch ein traditionelles Kino sollte das Angebot bereichern. Bänke zum Ausruhen ohne Verzehrzwang fehlen zum Verschnaufen im Stadtteilzentrum.

Eine ausführliche Version finden Sie im Internet unter www.stadtteilzeitungen.de/kwp.htm

Stephan Günthner

Mai 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis