Serie Ehrenamt - Ehrenamtlicher Besuchsdienst für alte, pflegebedürftige und kranke Menschen
 
 
Immer öfter treffen die Pflegedienste der Sozialstationen des Nachbarschaftsheims Schöneberg auf ältere, kranke Menschen, die ihren Lebensabend gerne in ihren eigenen vier Wänden beschließen möchten. Häufig wohnen sie schon Jahrzehnte in ihrer Wohnung. Oft fühlen sie sich, bedingt durch ihre eingeschränkte Mobilität, sehr einsam. Ihren Wunsch nach Gesellschaft, Ansprache und Unterhaltung können Verwandschaft oder die Nachbarschaft immer öfter nicht erfüllen. Hier möchte der ehrenamtliche Besucherdienst Abhilfe schaffen.

Stellvertretend für viele Mitbürgerinnen und Mitbürger, die mit ihrem sozialen Engagement diesen Menschen Gesellschaft und Anteilnahme entgegenbringen, möchte ich heute von Frau Friedel und Frau Bauer berichten.

Frau Friedel fühlte sich auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Betätigung vom Programmheft des Nachbarschaftsheims angesprochen. Ein Besuch am Informationsabend für ehrenamtliche Mitarbeit stellte den Kontakt zu Frau Lichtenstein her, die den ehrenamtlichen Besucherdienst organisiert.

Frau Friedel ist Mutter von drei Mädchen. Die lassen ihr am Vormittag immer etwas Zeit für sich selber. Diese Zeit wollte sie gerne mit älteren Menschen teilen. In jungen Jahren konnte sie soziales Engagement am Beispiel der eigenen Mutter erfahren. Als ausgebildete Sozialarbeiterin hat sie zuletzt auf einer privaten Pflegestation mit alten Menschen gearbeitet.

Als sie sich bei Frau Lichtenstein vom Nachbarschaftsheim nach dem ehrenamtlichen Besucherdienst erkundigte und Ihre Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit anbot, war das ein Glücksfall für die betagte Frau Bauer. Sie wird von den pflegerischen Diensten der Sozialstation Cranachstraße des Nachbarschaftsheims Schöneberg betreut. Dort wissen sie um ihr Alleinsein und ihre Ängste.
Die Pflegezeiten werden von der Krankenkasse nach Pflegestufen bemessen - da gibt es keine Zeit für ein längeres Gespräch oder eine Unterhaltung. Der Fernseher musste Frau Bauer soziale Kontakte ersetzen. Seit Mai 2004 bekommt Sie Besuch von Frau Friedel. Einmal wöchentlich unterbricht sie mit Gesprächen die Einsamkeit der Frau Bauer. Beim ersten Besuch wurde Frau Friedel von einer Mitarbeiterin der Sozialstation Cranachstraße begleitet, die beide miteinander bekannt machte.

Kürzlich habe ich Frau Friedel während ihres Besuchs bei "ihrer" alten Dame begleitet, natürlich mit deren Zustimmung. Sie hat mich vorher darauf vorbereitet, dass Frau Bauer etwas schwer hört und auch nicht mehr so gut sieht. Jede Woche ruft sie zur verabredeten Zeit bei ihr an, um ihren anstehenden Besuch anzukündigen. Kurze Zeit später wird uns nach dem Klingeln die Haustür geöffnet. Frau Bauer wartet schon an der Wohnungstür. Der Fernseher läuft noch. Frau Bauer bittet, dass der Ton abgeschaltet wird. Wir setzen uns ins Wohnzimmer. Frau Friedel fragt Frau Bauer nach ihrem Befinden und bringt damit unsere Unterhaltung, die dann zum größten Teil von Frau Bauer bestritten wird, in gang. Sie berichtet uns, was sie heute zum Mittag essen wird. Sie erklärt uns, dass ihre Schwiegertochter mit Tiefkühlkost dafür sorgt, dass der Pflegedienst ihr immer Mittagessen nach ihrem Geschmack zubereiten kann. Dabei kommt sie ins Plaudern, und wir erfahren Interessantes aus ihrem Leben und von ihrer Familie. Ihr inhaltsvolles Leben birgt auch heute genügend Gesprächsstoff. Die eine Stunde vergeht wie im Fluge. Zum Schluss zeigt sie mir noch ihre Loggia, die ihr einen schönen Ausblick in die Natur bietet. Dabei verabreden beide Frauen, wenn das Wetter gut ist, beim nächsten Besuch einen Spaziergang zu machen.

Auf dem Rückweg frage ich Frau Friedel nach ihrer Motivation zu ihrem Engagement. "Ich möchte meine sozialen Kontakte außerhalb der Familie neu beleben.“ sagt sie. „Ich kann gut mit Kindern und alten Menschen umgehen. Da ich selber drei Kinder habe, wollte ich ehrenamtlich den Kontakt zu alten Menschen pflegen, zumal ich beruflich viel mit ihnen gearbeitet habe."

Vielleicht fühlen Sie sich auch einsam und sind noch gesund und mobil. Wenn Sie Zeit und Freude daran haben, mit Menschen Kontakt zu pflegen, können Sie beim ehrenamtlichen Besuchsdienst mit Ihrem Einsatz Befriedigung und Erfüllung - ja sogar Bereicherung für das eigene Leben erfahren. Frau Lichtenstein vom Nachbarschaftsheim Schöneberg, Pflegerische Dienste gemeinnützige GmbH, berät Sie gern.
Rubensstraße 28, 12159 Berlin
FON: (030) 850 73 99 17
Fax: (030) 850 73 99 22
franziska.lichtenstein@nachbarschaftsheim-schoeneberg.de

Bärbel Schneider
ehrenamtliche Redakteurin

Oktober 2004  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis