Die Redaktion stellt sich vor: Annetta Mansfeld
 

Annetta MansfeldIn meinem Alter wird eine Frau Kanzlerin, 1-Euro Jobberin, Oma, wieder Hausfrau, Single ... oder Redakteurin einer Stadtteilzeitung. Seit einem Jahr betreue ich das kleine Redaktionsbüro, schreibe bevorzugt Beiträge über soziales Engagement und aktualisiere monatlich die Internetseiten dieser Zeitung. Mehr als 900 Beiträge veröffentlichte ich in der KIEZBOX, Tipps für Kiez-Veranstaltungen oder Neuigkeiten, die nicht in dieser Zeitung Platz fanden.

Ansonsten besuche ich wöchentlich die 86-jährige Helene. Wir gehen spazieren, basteln, spielen, unterhalten und freuen uns. Nach einigem Zieren tanzte sie sogar mit mir. Sie sieht, was ich nicht sehe, fährt mit dem Fahrstuhl nach Hamburg und mit der Eisenbahn ins Cafe´ – und ich bin mit ihr dann im Wunderland. Schreibe ich mal das Büchlein "Lenchen, meine Liebe"?

Ja, meine Liebe gehört den Büchern, nicht Taschen oder Schuhen. Werde ich stundenlang vermisst, lassen Sie mich ausrufen in dem Kaufhaus mit den roten Knautsch-Couchecken und dem Duft nach Kaffee. Früher, in der DDR, waren die Oasen Bibliotheken, seit meinem 6. Lebensjahr. Dort oder in väterlichen Bücherschränken fand ich Autoren wie Maupassant, Dostojewski, Zweig, Maugham, Capote, Tucholsky, Kästner, Twain u.v.m. Groß erschien die Welt aus Büchern.

Nach der Wende kam ich aus Leseland ins Buch-Schlaraffenland. Es wuchs das Spektrum: Mittelmeerküche, Dramen begabter Kinder, Basteln und Heimwerken bis zur Beziehungskiste, Comics, Ratgeber für die Chaosprinzessin, Reformlügen oder Standpunkte zu Haben oder Sein.

So bin ich reich, doch arm an Zeit. Fehlt mir etwa der Ratgeber "Simplify your life" oder sollte ich aufhören, aus Papier auch noch dreidimensionale Objekte zu falten?

Ihre Annetta Mansfeld


Dezember 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis