Kinderschutz in Tempelhof-Schöneberg
Schutzengel für das Kindeswohl


Schutzengel sind in Mode und tummeln sich in Katalogen und auf Ladentheken. Wirklich freuen kann sich aber jeder, der einen mit bürgerlichem Namen hat. Ein Kind vertraut von Natur aus vor allem dem Schutz durch die Eltern, Mama oder Papa, und wird von denen gehegt und gepflegt – so gut wie möglich. Es kann Umstände geben, da klappt dieser Schutz nicht oder nicht mehr. Das Kind ist in Not; es muss Gewalt, Vernachlässigung oder Missbrauch erleben. Dann gibt es staatlicherseits das Recht und die Pflicht, die Lebenssituation des Kindes zu prüfen.

Natürlich können sich Eltern oder ein Elternteil selbst um Hilfe bemühen. Vielfältig sind die Angebote. In akuten Situationen sollten Angehörige oder Nachbarn reagieren, im Notfall auch die Polizei zu Hilfe rufen.

Entsteht anhaltend der Eindruck, das Wohl eines Kindes ist massiv gestört, sollte ein Hinweis an das Jugendamt erwogen werden. Hier sind auch Institutionen wie Kitas oder Schule gefordert. Wie jetzt die Jugendstadträtin Angelika Schöttler informierte, gibt es für die Prüfung der familiären Umstände nun verbesserte und verbindliche Regelungen. Für Kinder bis 14 liegt seit Juli 2005 der Stuttgarter Kinderschutzbogen zugrunde. Zwei Sozialarbeiter bewerten nach festgelegten Kriterien in der Familie, ob Hilfe nötig ist und welche. Ernährung, Schlafplatz, Kleidung, Körperpflege, Schutz vor Gefahren, Aufsicht und Betreuung, Sicherung der medizinischen Versorgung, Gewalt sowie emotionale Zuwendungen werden geprüft. Alle Mitarbeiter nutzen in allen Familien den gleichen Einschätzungsmaßstab. Trotzdem kann es keine 100%ige Garantie geben für richtiges Handeln, den richtigen Zeitpunkt oder für einen objektiven Maßstab für die beste Hilfe.
Zum Schutz des Kindes werden der Familie unterstützende Angebote gemacht, um die Situation zu verbessern. Wird Hilfe nicht angenommen, bleibt der Zustand unverändert oder ist das Kind akut gefährdet, muss eingegriffen werden mit Auflagen bis hin zur Inobhutnahme und der Beantragung von Sorgerechtsentzügen. Das Kind verlässt die eigene Familie und wird von einer Pflegefamilie oder Kriseneinrichtung aufgenommen.

Erstmalig liegt eine statistische Auswertung über die Häufigkeit der Fälle vor. In den letzten zwölf Monaten hatte das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg in Schönberg-Süd 35, in -Nord 8, in Friedenau 12 und Lichtenrade 27 bestätigte Fälle. Seit 2005 gab es in Mariendorf 13, ab 2004 in Tempelhof 31 und in Marienfelde 58. Insgesamt gab es 224 Hinweise und Prüfungen; 184 mal bestätigte sich die Not eines Kindes.
Die Missachtung des Kinderschutzes gibt es in allen Bevölkerungsgruppen und Schichten. und geht oft einher mit anderen Problemen und Defiziten wie Sucht oder psychischen Störungen. Bei sozial ärmeren Familien wird dies eher für andere wahrnehmbar.

Not von Kindern hat immer damit zu tun, wie Menschen miteinander umgehen. Da Weihnachten vor der Tür steht, hier einige Tipps, die kein Geld kosten, überraschen und Freude bereiten: Schenken Sie Aufmerksamkeit und Komplimente, loben Sie, machen Sie deutlich, jemand zu schätzen, versuchen Sie, auch bei Konflikten noch wohlwollend zu sein. Und erzählen Sie mal diese alte Geschichte: Der Chef rügt und beleidigt seinen Mitarbeiter, der brüllt zu Hause das Kind an, das heult den ganzen Abend, die Mutter tritt entnervt den Hund und der entwischt, trifft den Chef und beißt ihm in den Hintern ...

Annetta Mansfeld

Telefon: Kindernotdienst 61 00 61, Jugendnotdienst 34 999 34, Jugendamt/Tagesdienst über 7560-0.


Dezember 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis