Ich bin auf den grünen Zweig gekommen
Raritäten in Friedenau


"Schon wieder Weihnachten" hört man immer wieder stöhnen, und um dem noch "einen drauf" zu setzen, stöhnt es sich doch noch viel elitärer "Was soll man denn nun wieder jemandem schenken, der schon a l l e s hat?“ Ein Hohn für alle, die sich nämlich überhaupt kein Geschenk leisten können. Oder doch?: Da ist dann - wie schön - Kreativität gefragt und Fantasie. Vielleicht besinnt man sich ja auch auf die vielfältigen Dinge, die wenig oder gar nichts kosten (und immens glücklich machen können; mal drüber nachdenken lohnt sich). Sind nicht allein schon die Gedanken wertvoll, wie man wen glücklich machen könnte, auch wenn man meint, auf keinen grünen Zweig mehr zu kommen. Nun bin ich gleich beim Titel des Artikels. Hier in Friedenau habe ich nämlich eine kleine Insel für´s Gemüt entdeckt, und selbige nennt sich "ZUM GRÜNEN ZWEIG".

Dort findet man sich unversehens in einem kleinen Geschäftchen im 18. Jahrhundert wieder - mindestens... Ab 12.00 Uhr täglich kann man eintreten und seine Augen spazieren führen. Der Inhaber, ein Spandauer und gelernter Dekorateur, betreibt sein Geschäft seit 30 Jahren, vorher in der Hauptstraße. Während eines Gespräches kam mir der Gedanke, die Leser der Stadtteilzeitung an meinen Empfindungen doch einfach teilhaben zu lassen.

Man wird auf Wunsch unaufdringlich beraten und ansonsten in Ruhe gelassen. Ein hauptsächliches Angebot gibt es eigentlich nicht, jedoch könnte man Historismus, Jahrhundertwende oder auch Jugendstil als Schwerpunkt erkennen. Von historischen Ansichtskarten, Oblaten aus Uromas Poesiealbum über Textilien aus den zwanziger Jahren oder auch vereinzelt hochwertigen Einzelstücken kann man vieles entdecken. Gesucht wird auch was, es handelt sich ja um An- und Verkauf. Zum Beispiel ist die Nachfrage nach alten Käthe-Kruse- Puppen da. Aus den zwanziger Jahren sind Zeitungen, Filmprogramme oder auch alte Postkarten gefragt. Der Inhaber Frithjof Kuhlmeyer tätigt vereinzelt auch Wohnungsauflösungen, und so findet man mit etwas Glück auch Ungewöhnliches.

Ich habe erstaunt festgestellt, dass sich sein Angebot doch irgendwie von anderen Antiquitäten- oder Trödelläden abhebt und denke, dass man wirklich mal hinein- statt nur vorbeischauen sollte. Mir hat die Unterbrechung meiner Eileinkaufstour sehr gut getan. Einfach so... hinein... was sich daraus ergibt, ist doch letzten Endes unwichtig und individuell verschieden. Es geht auf die besinnliche Jahreszeit zu - und warum nicht mal zurückversetzt ins 19. Jahrhundert pausieren?

Kaufen, handeln oder verkaufen - alles ist möglich, muss aber nicht. Labsal für ´s Gemüt jedenfalls wünscht Ihnen

Elfie Hartmann

Zum Grünen Zweig
Schmiljanstr. 18, Tel. 852 33 18

Dezember 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis