Wissenswertes zum Titania-Palast
Februar - Filmfestspiele, auch in Friedenau und Steglitz? Nein, die "Musike" spielt jetzt am Potsdamer Platz. Das war früher anders.

Das Innenleben des Palastes, aus  DER TITANIA-PALAST, Edition Hentrich 1992 (51949 Byte)Der Titania-Palast an der Schloßstrasse gehörte seit seiner Eröffnung 1928 zu den luxuriösesten Lichtspielhäusern Berlins. Im Jahr 1951 fanden die ersten Internationalen Filmfestspiele hier statt. Doch danach wurde bezüglich des Standorts Kritik laut: Keine Räume für Pressekonferenzen, schlechte Akustik, sogar die Nähe des Born-Marktes mit seinen Fischständen wurden bemängelt. Der Anfang vom Ende?

Errichtet wurde der Titania-Palast 1926-27, genau zu der Zeit, als der Tonfilm seinen Durchbruch hatte. Das Düsseldorfer Architektenteam Jacobi, Schloenbach und Schöffler entwarf ein monumentales Gebäude, das dem damaligen Geschmack entsprach, man denke nur an Filme wie "Metropolis". Licht kam als Gestaltungsmittel zum Einsatz, ein Novum in der damaligen Zeit.

Ein fast dreißig Meter hoher Lichtturm setzt die Gebäude-Ecke markant in Szene: Hier war der Beginn der Schloßstraße und der Eingang zur Traumwelt. Dieses architektonische Motiv wurde in den letzten Jahren bei der Errichtung von neuen Gebäuden zitiert, z.B. bei dem Bürogebäude "KU 70" von Helmut Jahn am Adenauerplatz.

Der Name "Titania" wird laut Literatur mit der "Titanic" in Verbindung gebracht und war ebenfalls der seinerzeit aktuelle Trend, denn drei weitere Kinoneubauten in den zwanziger Jahren wurden so benannt (Titania-Lichtspiele in Bottrop, Leipzig und Stettin).
Doch mir erscheint eine andere Quelle möglich: Die Elfenkönigin "Titania" aus dem "Sommernachtstraum" kann die Patin gewesen sein. Im starken Gegensatz zur streng sachlichen Fassade war die gesamte Innenraumgestaltung von Rundungen im Art-Deco-Stil bestimmt.

Meine eigenen Erlebnisse in diesem Haus beschränken sich auf einen Kochkurs bei der BEWAG. Sehr profan, ich weiß. Aber ich lernte dieses Gebäude in der Phase des Niedergangs kennen, und die BEWAG ist deshalb erwähnenswert, weil sie als fester Mieter in den siebziger und achtziger Jahren dazu beitrug, dass der Titania-Palast vom Abriß verschont blieb.

Erst 1984 stellte man die Fassade unter Denkmalschutz, da war aber von der inneren Pracht nichts mehr übrig, weil im Zuge eines Umbaus in den sechziger Jahren das Gebäude komplett entkernt und mit mehreren Geschossdecken versehen wurde.

1995 besann man sich auf die alte Tradition, es entstand wieder ein Kino im Haus. Diesmal entsprechend der Marktbedürfnisse mit mehreren modernen Sälen. Als die Berichte über die Renovierung erschienen, wurde ich gefragt: Titania-Palast, wo ist das in Steglitz? Er war in Vergessenheit geraten. Und trotz der positiven Entwicklung der letzten zehn Jahre würde ein bisschen Glamour von damals nicht schaden...
Marina Naujoks

 

Februar 2005  Stadtteilzeitung Inhaltsverzeichnis

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