Portraitreihe: Mitglieder der BVV
Die BVV-Abgeordnete Denise Marx


Denise Marx (parteilos) (51116 Byte)

In diesem Monat ist die BVV-Abgeordnete Denise Marx meine Interviewpartnerin. Sie ist im Sommer 2004 aus der PDS ausgetreten und nimmt Ihr Amt zur Zeit parteilos wahr. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Soziales, für Frauen, für Gesundheit und für Bildung und Kultur.

Frau Marx ist kurdischer Abstammung und lebt seit dem 7. Lebensjahr in Deutschland. Sie ist in Berlin-Schöneberg aufgewachsen und ging hier zur Schwielowsee-Grundschule. Später wohnte sie in Rudow, machte Abitur und eine Ausbildung zur MTA und PTA (medizinisch-technische und pharmazeutisch-technische Assistentin). Sie hat als PTA gearbeitet und über den 2. Bildungsweg Dokumentation in der medizinischen Forschung studiert und in dieser Qualifikation gearbeitet bis sie 1999 erkrankte. Sie spricht außer Deutsch und Türkisch auch Kurdisch und etwas Armenisch.

Welcher Weg führte Sie in die Politik?
Ich arbeite seit meiner Oberschulzeit ehrenamtlich für Amnesty International und Pro Asyl. Der Krieg auf dem Balkan hat mich zum Eintritt in die PDS veranlasst, da ich Pazifistin und gegen jegliche Art von Krieg bin. Diese Einstellung habe ich in der PDS vorgefunden und war dort seit 1999 Mitglied. Ich habe 2001 für das Abgeordnetenhaus und auf Platz zwei der BVV-Liste kandidiert. Ich war stellvertretende Bezirksvorsitzende der PDS Tempelhof-Schöneberg und Mitglied des Landesrates der PDS.

Warum sind Sie aus der Partei ausgetreten?
Ich habe die Partei verlassen, weil sie bei Problemen wie dem Sozialticket zwar immer oppositionell auftritt, vom rot/roten Senat aber anders entschieden wurde. Ich nehme mein Mandat sehr ernst und wollte (konnte) diese Entscheidung nicht mittragen. Mir ist unverständlich, wie die PDS Hartz IV einerseits bekämpft andererseits in Regierungsverantwortung die Durchsetzung mitträgt.

Worin besteht Ihre politische Arbeit?
Ich halte wöchentlich donnerstags von 14 bis 16.30 Uhr im Rathaus Schöneberg Raum 2036 meine Sprechstunde ab. Ich setze mich sehr für Migranten ein und bin ihnen bei Sprachproblemen behilflich. Ich begleite sie auf Wunsch zum Sozialamt.
Ich habe mich um türkische Übersetzungen der Formulare für das Arbeitslosengeld II nach Hartz IV bemüht. In den Moscheen im Kiez habe ich den Menschen die Anträge erklärt.
Welches sind Ihre politischen Schwerpunkte?
Mein Engagement liegt in der Gesundheits-, Sozial-, Migranten- und Frauenpolitik.

Was liegt Ihnen hier am Herzen?
Beim Sozialamt fehlt es an DolmetscherInnen für Türkisch und Arabisch. Außerdem sind die Unterlagen, die den Migranten vorgelegt werden, nicht mehrsprachig. Hier wünsche ich mir mehr Eigeninitiative des Bezirks zu Gunsten seiner nicht Deutsch sprechenden Bewohner/innen. Gesundheitstage für Migranten in allen Bezirken betrachte ich als notwendig. Mein Engagement gilt den Jugendlichen in Schöneberg-Nord. Diese Menschen müssen wir von der Straße weg bekommen und ihnen berufliche Perspektiven aufzeigen.

Was ärgert Sie bei Ihrer politischen Tätigkeit?
Der Mensch steht oft nicht im Mittelpunkt von Beschlüssen und Entscheidungen der BVV, obwohl sie für ihn getroffen werden. Kommunale Demokratie sollte bürgernah sein.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Ich will mein Mandat behalten, denn meine Wählerinnen und Wähler haben mich wegen meiner politischen Einstellung gewählt.
Im übrigen werde ich die Programme der anderen Parteien in Ruhe lesen und nach inhaltlicher Nähe suchen, die mir eine neue politische Heimat geben könnte.

Bärbel Schneider
ehrenamtliche Redakteurin der Stadtteilzeitung

 

Februar 2005  Stadtteilzeitung Inhaltsverzeichnis

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