Leserbrief zum Thema Ein-Euro-Jobs - Gemeinnützig?


  
Dank an Annetta Mansfeld und Wolfgang Kotsch zur Berichterstattung über die 1-€-Jobs. Der Zuweisung zu solcher Tätigkeit soll eine Wiedereingliederungsvereinbarung vorausgehen, was i.d.R. so nicht gehandhabt wird. Die Gemeinnützigkeit solcher Arbeit könnte evtl. noch mit dem Gedanken der Zwangsarbeit versöhnen. Warum jedoch müssen wieder irgendwelche "Träger" daran verdienen? Ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur verdient, eine Firma/ Verein verdient, eine Beschäftigungsgesellschaft verdient - und die Arbeit macht der 1€-Jobber; ohne dass ihm Arbeitskleidung gestellt wird und allein für die Kosten der Fahrkarte arbeitet er mehr als eine Woche!

Wo ist der Qualifizierungseffekt, wenn Akademiker in Küchen arbeiten, wie in Kreuzberg und Schöneberg angeboten? Groteskerweise veröffentlicht die Arbeitsagentur Broschüren mit dem Titel "Bildung lohnt sich". Und was ist mit Pisa?!
Bekämen die 1€-Jobber für ihre Tätigkeit reguläres Gehalt, wären sie sowohl von der Arbeitsagentur als auch von diesen "Beschäftigungsgesellschaften" unabhängig und behielten ihre Würde. Auch das große S auf der BVG-Karte würde entfallen und der Fahrer erhielte lediglich Informationen zur Gültigkeit der Fahrkarte, nicht auch noch über das Einkommen des Fahrgastes.

Die vielgepriesene Rentenanwartschaft, die über die 1-€-Jobs erworben werden kann, beträgt im Rentenfall 4,30 €.
In Neukölln wurden letzte Woche "Parkwächter" auf 1-€-Basis mit T-Shirts ausgestattet, damit auch der letzte Nachbar über den Sozialstatus des Trägers Bescheid weiß?

Es hat in Deutschland eine lange Tradition Menschen zu stigmatisieren. Nochmals Dank an die beiden Autoren.
T. Kaufhold

P.S. Die Handwerkskammer hat inzwischen eine Stelle zur Überprüfung der Zusätzlichkeit von 1-€-Jobs eingerichtet:
Herr Liegott, Handwerkskammer Berlin, Blücherstr. 68, 10961 Berlin, Fax: 030 / 25903-235.

 

 

Juli/August 2005  Stadtteilzeitung Inhaltsverzeichnis

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