Serie: Menschen in der VHS
Wenn Herbert Bos, stellvertretender Direktor der
Volksuniversiteit Amstelveen, aus der Partnergemeinde von Tempelhof-Schöneberg vor den
Toren der niederländischen Hauptstadt zum europäischen Fachaustausch nach Berlin kommt,
ist es für ihn mehr als eine Dienstreise. Die zweijährige, von der EU geförderte
Lernpartnerschaft der beiden Volkshochschulen mit Kollegen aus Rom und Wien hat gemeinsame
Programmangebote gebracht, die Partner sind sich näher gekommen, sogar Freundschaften
sind entstanden.
Als Niederländer von vornherein in der Mitte Europas, war es für den Pfarrerssohn aus
der nordholländischen Provinz ohnehin nie ein Problem, Kontakte mit Menschen anderer
Länder aufzunehmen. Im Gymnasium lernte er bereits fünf Fremdsprachen. Dies besondere
Sprachen-Talent bestimmte auch seinen Studienschwerpunkt an der Uni Amsterdam. Schon
während seines Italienisch-Studiums kamen Aufträge für Übersetzungen, Unterricht und
Artikel, die schließlich in eine Verpflichtung als Co-Autor für ein Italienisch-Lehrwerk
und die regelmäßige Mitarbeit als Sprachenlehrer an der Volkshochschule Amsterdam
mündeten.
"Die Erwachsenenbildung war nicht meine Wahl," sagt Herbert Bos, "sondern
sie hat mich gewählt." Aber auch so herum eine gute Wahl, nicht ganz frei von
familiären Einflüssen, ist doch die Mutter Klavierlehrerin und der ältere Bruder
Deutschlehrer geworden. In fünfzehn Berufsjahren, sagt Bos, hat er in der
Erwachsenenbildung nie Langeweile oder Streit gehabt. Ein Privileg für jeden Lehrer: Die
Teilnehmer/innen sind immer hoch motiviert, wollen von sich aus etwas wissen. Seit
November 2001 kommen sie zu ihm in die neue Volksuniversiteit - da weihte Königin Beatrix
das hochmoderne, neue Stadtzentrum von Amstelveen ein, in dessen Mittelpunkt die gut
ausgestattete Volkshochschule steht, zusammen mit Stadttheater, Bibliothek, Tanz- und
Musikschule, Jugendmusikzentrum und einer Artothek.
Als "Adjunkt-Direktor" der Volksuniversiteit, die als unabhängige Stiftung
organisiert ist, managt Herbert Bos das gesamte, jährlich wachsende Programm der
Einrichtung. Weit über den ursprünglichen Sprachen-Schwerpunkt hinaus plant er heute ein
umfassendes Kultur- und Bildungsangebot, das häufig auch auf aktuelle Publikumswünsche
reagiert. So ist Bos selber vom Sprachenlehrer immer mehr zum Manager seines Hauses
geworden. Die Herausgabe der völlig überarbeiteten Neuauflage seines
Italienisch-Lehrwerkes in diesem Jahr sei, so sagt er, sozusagen sein Abschied von der
Italienisch-Karriere.
Da er das Kochen, die Natur und die Oper liebt - wie er selber sagt "alle Sachen, die
mit einem guten Leben zu tun haben" - werden Herbert Bos aber die Kulturen und
Sprachen der Menschen sicherlich nicht loslassen. Und richtig: Nach Feierabend singt er
gerade in einem Chor Lieder in spanischer Sprache und plant für's Ende dieses Jahres
seine erste Afrika-Reise. "Weil es noch so viel mehr gibt", das ihn
interessiert. Im Juni kommt er aber erst mal nach Berlin.
VHS-Infotelefon: 7560-3000
Juni 2005 Stadtteilzeitung
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