Was lange währt - wird es endlich
gut?

Foto: Anfang der fünfziger Jahre waren
die Überreste des S-Bahnhofs Kolonnenstraße in Schöneberg noch gut zu erkennen.
Die Abbildung ist dem Bildband "Berlins S-Bahnhöfe - Ein dreiviertel
Jahrhundert" von Jürgen Meyer-Kronthaler und Wolfgang Kramer, erschienen im
bre.bra.verlag entnommen.
Seit 1984 sollte an der Julius-Leber-Brücke wieder ein
S-Bahnhof entstehen. Die Fertigstellung war für 1986 geplant. Aber immer kam etwas
dazwischen: die Übernahme der S-Bahn in West-Berlin durch die BVG, die Einheit der Stadt,
alles führte zu neuen Überlegungen und Umplanungen. Dann wurde doch Einigung erzielt,
wurden die Pläne ausgearbeitet und weitgehend abgestimmt, das Geld von Bund, Land und
Bahn zur Verfügung gestellt und von Berlin der Auftrag an die Bahn erteilt.
Nach vielen Monaten der Planerstellung ist nun ist ein wichtiger Schritt getan: Die Pläne
sind beim Eisenbahnbundesamt (EBA) zur Prüfung eingereicht. Offiziell heißt das: Das
Plangenehmigungsverfahren ist eingeleitet.
Wie geht es weiter? Bis Ende Februar 2005 konnten andere Träger öffentlicher Belange
beim EBA Stellungnahmen abgeben, die bis August ausgewertet werden. Im März soll zwischen
Bahn und Land ein Vertrag unterschrieben werden. Die Ausführungsplanung soll im September
vorliegen, die Ausschreibung im Januar 06 erfolgen. Bei einer Bauzeit von zwölf
Monaten wäre der Bahnhof frühestens im Januar 2007 fertig, reichlich zwanzig Jahre
später als einmal vorgesehen. Aber immerhin, er wird zu einer Belebung für den Handel
und zur Attraktivitätssteigerung für die Gegend um Insel und Kaiser-Wilhelm-Platz
beitragen. Die Planer prognostizieren täglich 17.300 Bahnkunden, die auf den beiden
Außenbahnsteigen aus- oder einsteigen. Beide Bahnsteige werden etwa 150 m lang, beide
erhalten Treppenzugänge auf der Nord- und auf der Südseite der Julius-Leber-Brücke und
je einen Aufzug auf der Nordseite. Die Brücke selbst wird neu gebaut, die Lücke zwischen
Fußgängersteg und Fahrbahn verschwindet, die Bushaltestellen für die Linien 104 und 187
sollen auf die Brücke verlegt werden.
Für die Baumaßnahme, die übrigens 6,4 Mio Euro kosten soll, müssen zwei Zufahrtsrampen
- von der Crellestraße und von der Monumentenstraße / Czeminskistraße aus - angelegt
werden. Lärm wird sich in der Bauphase nicht vermeiden lassen.
Und noch etwas: An der Czeminski- und Cheruskerstraße sind 100 Fahrradabstellplätze
vorgesehen.
Diese Planung stellten die DB Station und Service, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
und Bezirksamt am 17. Februar im Rathaus Schöneberg in einer öffentlichen Versammlung,
moderiert von Frau Dr. Ziemer, Bezirksstadträtin für Gesundheit, Stadtentwicklung und
Quartiersmanagement, vor. Wenn alles so läuft, wie es vorgestellt wurde, gibt es in zwei
Jahren wieder einen S-Bahnhof an der Kolonnenstraße, ob er so heißen mag oder
Julius-Leber-Brücke, wie es die Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung einmal
empfohlen hatte, bleibt nocch offen.
Rainer Thamm
März 2005 Stadtteilzeitung
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