Portraitreihe: Menschen in der VHS
Bernd Proske - "Vater" des VHS-Fotolabors


Foto: Andreas Elsner

Als Ende der 80er Jahre das Schöneberger VHS-Haus am Barbarossaplatz neu ausgestattet wurde, war es Bernd Proske, Fotograf und Fotokursleiter aus Leidenschaft, der das Konzept für ein festes VHS-Fotolabor hatte und es zusammen mit dem damaligen Leiter, Manfred Meisner, in die Tat umsetzte. Bis heute ist Proske so etwas wie der gute Geist dieses Labors geblieben; längst nicht mehr der einzige Kursleiter im Fotobereich, aber immer noch ein "Spiritus Rector", der treu rund um Dunkelkammer und Entwicklerbad für Ausstattung und Erhalt dieser Fachräume sorgt.

Angefangen hatte Bernd Proske in der Riesengebirgsschule, vor 27 Jahren, mit dem ersten Schöneberger VHS-Foto-Kurs-Angebot, zwei Mal in der Woche. Noch heute gibt es den "Mittwochstermin" von einst, aus dem viele Fortgeschrittene hervorgegangen sind, deren gemeinsame Foto-Gestaltungen schon Stoff für einige Ausstellungen am Barbarossaplatz hergegeben haben. Erst mit den neuen Räumen wurde Anfang der 90er Proskes Angebot um Kurse einer weiteren Dozentin ergänzt. Heute ist das Labor fünf Tage in der Woche und an den Wochenenden ausgelastet; in jüngster Zeit wurde das Programm noch erweitert um Kurse für digitale Fotografie und Fotobearbeitung.

Bernd Proske ist Autodidakt, ein Foto-Freak so lange er denken kann. Der freundliche Urberliner (dem allerdings "drei Monate Berlin fehlen", da er in Burg bei Magdeburg geboren ist) begann zunächst ein Mathe- und Physik-Lehrerstudium. Die wilde 68er-Zeit kam dazwischen und die Tatsache, dass es für Lehrer wieder einmal keine Stellen gab. Von der Schülerfotografie kommend, mischte sich Proske nun ins politische Berlin ein, arbeitete von 1970 an für die Presse, fotografierte sozialkritisch für Publikationen in "SO 36", machte im Bürgerini-Umfeld der "Fotowerkstatt Rotfilter" mit. Von dort war es nur noch ein kleiner Schritt dahin, das eigene Interesse an der Fotografie mit anderen Leuten teilen zu wollen. Engagierten Amateuren will er zeigen, wie man mit einer erschwinglichen technischen Ausstattung Fotos von professionellem Anspruch machen kann.

Stellt man Bernd Proske heute die Frage, was es denn neben seiner Familie mit zwei erwachsenen Töchtern, dem Job in der Obdachlosenhilfe in Charlottenburg-Wilmersdorf und der Fotografie noch in seinem Leben gebe, hört man die simple Antwort: "Eigentlich nix Wichtiges." Das kauft man ihm nicht ganz ab - vor allem, wenn man ihn eine Lanze für "seine" Obdachlosen brechen hört, die von den Hartz-Gesetzen im Grunde genommen völlig vergessen worden seien. Aber seine Begeisterung fürs Fotografieren und für seine VHS-Gruppen glaubt man ihm ohne weiteres. Und sie beruht auf Gegenseitigkeit: Wer könnte sich an der VHS, aber erst recht unter seinen Kursteilnehmer/innen die Foto- und Labor-Arbeit ohne Bernd Proske vorstellen, den Mann mit der beigen Outdoor-Weste, die genauso fest zu seinen Kursen gehört wie die unentbehrliche Pausen-Zigarette ?!

 

Mai 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis                         

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