Ausstellung in der Schwartzschen Villa
Krieg + Ernährung 1939-1946

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges änderte sich für die Berliner Bevölkerung vieles im Alltag. Die Organisation der Ernährung war von wesentlicher Bedeutung. Die Nationalsozialisten wollten eine Wiederholung der desaströsen Verhältnisse während des Ersten Weltkriegs vermeiden - waren sie doch einer der Auslöser für die Revolution 1918/1919.

Die nationalsozialistische Regierung vermittelte den Eindruck, dass die Versorgung mustergültig organisiert war. Das Wirtschaftsamt und das Haupternährungsamt beim Magistrat sowie die bezirklichen Ernährungsämter waren in Berlin vorwiegend für die Organisation verantwortlich. Die Ernährungsämter mussten monatliche Ernährungsberichte an die Hauptverwaltung senden. Diese streng vertraulichen Berichte stehen häufig im Widerspruch zu öffentlichen Verlautbarungen und geben ein realistisches Bild der Lage wieder.

Die Propaganda suggerierte eine in Wirklichkeit nicht vorhandene Gleichbehandlung der Bevölkerung. Diese Gleichbehandlung war ohnehin nur für die Mitglieder der )Volksgemeinschaft" vorgesehen. Die "anderen" - wie Juden, Zwangsarbeiter/innen und Häftlinge - erhielten grundsätzlich weniger. In den Konzentrations- und Vernichtungslagern wurden auch Ernährungs-Experimente ausgeführt. Daran beteiligt war der Arzt Ernst Günther Schenck, tätig im SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt in Lichterfelde.

Die Ernährungslage in Deutschland war zunächst besser als in den anderen kriegführenden Staaten. Das lag auch am umfassenden Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in der Landwirtschaft, unter anderem auf der Domäne Dahlem. Vieles wurde zudem in den von Deutschland besetzten Ländern beschlagnahmt - ein Raubzug an Lebensmitteln, der die dortigen Lebensbedingungen extrem verschlechterte. In den Schulen wurden die Kinder über "Ersatz"-Lebensmittel und den sorgfältigen Umgang mit heimischen Wertstoffen nach dem Motto "Kampf dem Verderb" belehrt.

Seit der Kriegswende in Stalin-grad Anfang 1943 und vor allem mit dem Vormarsch der Alliierten auf das Gebiet des Deutschen Reiches verschlechterte sich die Versorgungslage in Deutschland zunehmend. Der Lebensmittelnachschub aus den vormals besetzten Ländern blieb aus.

Mit dem Ende des Krieges am 8. Mai 1945 - der militärischen und politischen Niederlage - und danach wurde die Situation noch dramatischer: Die Landwirtschaft funktionierte nicht mehr. Sehr viele Flüchtlinge mussten verpflegt werden. Die sowjetische Besatzungsmacht bemühte sich um die Versorgung mit dem Nötigsten. Ab Juli 1945 waren Steglitz und Zehlendorf Teil des US-amerikanischen Sektors. Der besonders kalte Winter 1945/ 1946 bedeutete für die Bevölkerung eine harte Belastung. Hamsterfahrten und Schwarzmarkt gehörten zum Alltag.

Die Ausstellung hat das Ziel, regionalgeschichtliche Aspekte in einen größeren Zusammenhang einzuordnen.

Eröffnung: 10. Mai 2005
Schwartzsche Villa, Grunewaldstraße 55, 12165 Berlin (Steglitz),
Infos: 902 99 22 12
Öffnungszeiten: Di-Fr sowie So 10-18 Uhr, Sa 14-18 Uhr
Verkehrsverbindung: U+S Rathaus Steglitz
Eintritt: 1,50 Euro, mittwochs Eintritt frei!

Doris Fürstenberg

Begleitprogramm:

24. Mai, 20 Uhr:
Vortrag von Christoph Köpke
Ernährungsforschung am Beispiel Ernst Günther Schenck, SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptmann
Christoph Köpke hat sich intensiv mit Ernst Günther Schenck befasst. Er ist vielen Menschen durch den Film "Der Untergang" bekannt, dort taucht er als der "gute Arzt im Führerbunker" auf. Christoph Kopke beschreibt den Werdegang eines Arztes und Wissenschaftlers, seine NS-Karriere, aber auch die Zeit nach 1945.

7. Juni 2005, 20 Uhr,
Vortrag von Horst Müller
Bundesministerium f. wirtschaftliche Zusammenarbeit): Ernährungsprobleme in aktuellen Kriegsgebieten.
Der Vortrag beschreibt die Vorgehensweise des Bundesministeriums in aktuellen Kriegsgebieten, wenn vor Ort versucht wird zu helfen. Vor allem werden Hilfsmaßnahmen zur Ernährung der Bevölkerung beschrieben.

www.zwischen-krieg-und-frieden.de

 

Mai 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis                         

Für Besucher aus der Kiezbox: ZURÜCK ZUR KIEZBOX