Alte / neue Berlinoperette von Walter
und Willi Kollo hat Premiere im Schloßparktheater 
Foto: Jens Janke, Georgina Cakos, Dagmar Biener, Marta
Helmin
Die Geschichte.
Was fängt man heutzutage mit so einer Story an: Junges Paar liebt sich und kommt
nicht zusammen, weil sie adlig ist und er "nur" Schlosser. Er geht nach Amerika,
um sein Glück zu machen, und sie versprechen sich ewige Treue, und daß sie aufeinander
warten wollen. Aber als er nach 20 Jahren als "gemachter Mann" zurückkommt, ist
sie längst verheiratet, weil man seine Briefe an sie unterschlagen hat und sie glaubte,
er habe sie vergessen. Sie müssen also entsagen.
Die Inszenierung.
Nun könnte man sich auch heute Gründe vorstellen, warum aus einer jungen Liebe
nichts wird und die Liebenden von einst bei einem späten Wiedersehen feststellen: es ist
vorbei! Man kann aber auch, wie hier geschehen, eine Rahmengeschichte erfinden, ein Spiel
im Spiel, in der die Geschichte von dunnemals in der Gegenwart verfilmt werden soll, man
also einen Grund hat, das Ganze noch einmal aufzurollen und mit heutigen Augen zu
betrachten: Die "gute alte" Zeit - was hatten die für Sorgen! Gleichzeitig kann
man aber auch die schmissige Musik von damals wieder unter die Leute bringen und zeigen,
was die doch noch für einen Schwung hat, der einen richtig mitreißen kann: "Die
Männer sind alle Verbrecher" (allzeit aktuell), "Untern Linden, untern Linden,
da spaziern die Mägdelein" (wie heute noch, wenn auch eher als 'girlies', aber
sicher aus ähnlichen Gründen), und natürlich "Das war in Schöneberg, im Monat
Mai" (auch da hat sich nicht soviel geändert). Man kann das Alte auf die Schippe
nehmen und es gleichzeitig genießen und sich über die bekannten Kollo-Melodien freuen -
von nur vier Musikern temporeich und mitreißend auf Keybords, Blasinstrumenten und
Percussions dargeboten - die den meisten, außer vielleicht den ganz Jungen, noch vertraut
sind.
Wieder hat der künstlerische Leiter des Schloßparktheaters, Andreas Gergen, der auch
Regie führt und zusammen mit Christian Struppeck die Neufassung erarbeiter hat,
hervorragende Darsteller und künstlerische Mitarbeitet verpflichtet und mit ihnen
zusammen eine glänzende Inszenierung auf die Beine gestellt, die großen Spaß macht und
viel Beifall erhielt. Witzige Regieeinfälle und sein besonderes Talent, auf der kleinen
Bühne des Schloßparktheaters mit einer Handvoll hervorragender Darsteller rasante
"Massenszenen" auf die Beine zu stellen, zum Beispiel mit ein paar passenden
Musiktakten sozusagen einen "Cancan ohne Cancan" darzustellen, so daß die
Zuschauer förmlich die fliegenden Beine und rauschenden Rüschenröcke zu sehen meinen,
bringen immer wieder Jubelstürme hervor.
Die Darsteller.
Mit wem soll man anfangen? Vasiliki Roussi und Matthias Freihof als die jungen und
später die alten Liebenden (und am Ende als ihre eigenen Urenkel beim Film), Andreas
Mannkopff, der alte Baron, Tobias Bonn und Jens Janke als die Hallodris von adligen
Neffen, Dagmar Biener, die auf Anstand bedachte Tante, Horst Schultheis, der Justiziar,
Marta Helmin, die Zofe und nicht zuletzt Georgina Chakos als die leichtlebige Angostura -
alle tragen mit viel Charme und Temperament zum Erfolg der neuen, alten "swinging
Operette" WIE EINST IM MAI bei.
Zum Schluß wird in einem rauschenden Finale Berlin gefeiert: "Solang' noch unter'n
Linden, die alten Bäume blüh'n, kann nichts uns überwinden, Berlin bleibt doch
Berlin!". Es regnet Goldflitter, und das Gesamt-Berliner Herz gerät einem in
Wallung. Wer hätte gedacht, daß sich die alte Klamotte noch so aufmöbeln läßt!
Großer Beifall für eine gelungene Aufführung!
Täglich bis Ende Juli 05: 20.00 h (außer Mittwochs: 18.30 h und Sonntags: 16.00 h)
Top Ticket Line: 01805/44 44
Sigrid Wiegand
Mai 2005 Stadtteilzeitung
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