Kunstbuch-Buchkunst in Schöneberg
Zweifaches traditionelles Familienhandwerk


Unübersehbar hebt sich nicht nur die pastellgrüne Hausfassade in der Langenscheidtstrasse. 4 von denen der angrenzenden Gebäuden ab, auch unübersehbar befindet sich in dessen Parterre-Ladengeschäft die Galerie "Kunstbuch-Buchkunst".

Die Idee einer Fusion von einem Verkaufs- und Schauraum von bildender Kunst und handgefertigten Büchern hatte vor gut zwei Jahren das Künstler-Ehepaar Uliane Borchert und Thomas Schelenz. Beide führen jeweils in der dritten Generation die Familientradition fort, die Malerei und das Buchbinderhandwerk.
Thomas Schelenz und Juliane Borchert
Uliane Borchert wurde 1943 in Bütow in eine Malerdynastie hineingeboren. Sie sagt über sich selbst: "Mein Großvater, meine Großmutter, mein Vater waren Maler, auch meine drei Jahre ältere Schwester studierte an der Kunsthochschule, und mir fiel auch nichts Besseres ein als Malerin werden zu wollen."
Nach einer Buchbinderlehre studiert Uliane Borchert von 1964 bis 1970 an der Hochschule für bildende Künste Berlin freie Grafik bei Prof. Stabenau und Malerei bei Prof. Dörries. Sie beendet ihr Kunststudium als Meisterschülerin. Von 1970 bis 1983 arbeitet sie als Kunsterzieherin in einem Heim für benachteiligte weibliche Jugendliche. Seit 1981 unterrichtet sie Schüler in Malerei und Grafik und erteilt Kunstunterricht für Bewerbungen an Hochschulen, Mappenberatung und Seminare. Seit 1983 ist sie als freischaffende Malerin, Graphikerin und Bühnenbildnerin tätig. Darüber hinaus schreibt und gestaltet sie bibliophile Bücher.
Uliane Borchert freut sich besonders auf ihre nächste große Ausstellung in der VHS Steglitz-Zehlendorf. Ab dem 3. Februar 2006 werden dort für zwei Monate auf drei Etagen ihre Werke über die Aspekte ihres Schaffens berichten. Sie arbeitet gegenständlich und expressiv, die Bilder sind geprägt von Menschen, Landschaften, Interieurs und Textbildern. Dabei steht ihr Mut zur Kontur gleichwertig zur Farbe und vermittelt den satten Ausdruck ihrer Lebensfreude.

Thomas Schelenz übernahm 1984 in der dritten Generation das Familienunternehmen. Als Papierhandlung, Leihbücherei und Buchbinderei gründete sein Großvater, der Buchbindermeister Adolf Schelenz, im Jahre 1907 in Berlin-Charlottenburg seinen Betrieb. Im zweiten Weltkrieg zweimal ausgebombt, wurde mit einfachsten Mitteln der Neuanfang gewagt; das Schlafzimmer der Wohnung ist gleichzeitig Werkstatt und mit den wenigen geretteten Werkzeugen wird am Küchentisch der Betrieb fortgesetzt. Anfang der 50er Jahre übernahm sein Sohn Rudolf Schelenz die Leitung und Verantwortung und machte den Betrieb zu einer renommierten Berliner Bibliotheksbuchbinderei. Um auf rasant veränderte Marktbedingungen besser reagieren zu können, schlossen sich 1994 die beiden traditionellen Berliner Buchbinderfirmen Möller und Schelenz zur Möller+Schelenz Buchbinderei oHG zusammen. Seit 2003 ist der Buchbindermeister Thomas Schelenz alleiniger Inhaber des Unternehmens, das eine vielfältige und sehr individuelle Produktpalette anbietet. Zum Repertoire zählen u.a.: Neubindungen, Buchreparaturen, die fachgerechte Restaurierung von wertvollen Büchern, Bindungen von Fachzeitschriften für Anwälte und Steuerberater, ungewöhnliche Formate als Skizzen- und Schreibbücher.
Die Erfahrungen und die Kenntnisse altbewährter Handwerkstechniken, verknüpft mit modernen Methoden des Buchbindens, werden selbstverständlich an junge Auszubildende weitergegeben. In den letzten Jahren stellte die Möller+Schelenz Buchbinderei regelmäßig Bundes- und Landessieger im Wettbewerb der Auszubildenden.

Die Galerie "Kunstbuch-Buchkunst" stellt Arbeiten von international arrivierten als auch ganz jungen lokalen Künstlerinnen und Künstler aus, in der Gegenüberstellung von verschiedenen Erfahrungshorizonten. Malerei, Installation, Photographie, Grafik und Buchkunst werden darüber hinaus ergänzt durch Lesungen, Bildbesprechungen, Farbseminare und Kunstunterricht.

Susanne Döhler

Aktuelle Ausstellung bis zum 23.11.2005
Gerit Koglin - no stars, but stripes
"Die Figuren bewegen sich vom Betrachter weg und gleichsam in das Bild hinein, in einen genau bestimmbaren Raum. Die starke malerische Farbigkeit seiner Bilder füllt andererseits Lebendigkeit in diese scheinbar unterkühlte Welt."

vom 26.11. bis 24.12.2005
Weihnachtsausstellung von Künstlerinnen und Künstler der Galerie

Kunstbuch-Buchkunst
Langenscheidtstr. 4, 10827 Berlin, Tel.: 78 71 88 46

Öffnungszeiten
Di.-Fr. 11-19 Uhr, Sa. 11-16 Uhr

www.kunstbuch-buchkunst.de

November 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis