Jugendliches Sozialengagement in
Südafrika
Seit Ende August 2005 absolvieren Felix Platz und Felix
Kloss aus Friedenau, 19- und 20jährig, ein Sozialpraktikum in Südafrika. Sie arbeiten an
der Ethembeni School in der Nähe von Inchanga mit körper- und
sehbehinderten Kindern und Jugendlichen. In ihrem Vor-Ort-Bericht schildern sie uns ihre
persönlichen Eindrücke und Erlebnisse:
"Drei Wochen sind wir jetzt in Südafrika und haben seit dem Abschied von unseren
Familien und Freunden schon viel gesehen, erlebt und gelernt.
Bei unserer Ankunft in Johannesburg verpassten wir gleich den Anschlussflug nach Durban.
Unser Gepäck war auch nicht da, aber es kam mit der nächsten Maschine an.
Wir erlebten zusammen mit sieben anderen Freiwilligen zehn schöne Tage in Monteseel, eine
an einer wunderschönen Klippe des Indischen Ozeans gelegenen Siedlung.
In diesen Tagen erhielten wir sehr viele Informationen von den drei Freiwilligen, die im
letzten Jahr in Südafrika mit ihrem Sozialpraktikum begannen. Sie erzählten uns viel
über das Land mit den vorhandenen Problemen, über die Leute mit ihrer Mentalität und
über die Projekte, in denen wir arbeiten werden. Zum Beispiel hörten wir Vorträge von
Schulangestellten zu Themen wie Gesundheit, Religion und Bräuchen. Jeder von uns dachte
sich drei Fragen aus, die wir jedem Referenten stellten. So erfuhren wir, dass eine weiße
Frau die Apartheid gar nicht so schlimm empfunden hat. Eine schwarze Frau hingegen
erzählte uns von den Erniedrigungen und Verboten, die sie während ihrer Kindheit
ertragen musste.
Die Teile von Südafrika, die wir bisher gesehen haben, sind sehr gegensätzlich. In
Durban, einer touristisch orientierten Stadt mit einer Strandpromenade und riesigen
umzäunten Hotelkomplexen, sahen wir bettelnde Straßenkinder. Nur durch eine Autobahn
getrennt, befindet sich auf der einen Seite ein Township und auf der anderen Seite eine
luxuriöse, weiße Villengegend. Vor einem mehrstöckigen, klimatisierten und sehr
westlich wirkenden Einkaufszentrum sitzen Frauen in der heißen Mittagssonne auf Decken
und verkaufen Obst und andere Gegenstände.
Sobald wir auf die Straßen gehen, werden wir mit diesen Gegensätzen konfrontiert, und
uns beiden wird bewusst, wie gut wir es eigentlich zuhause haben. Wir besitzen genügend
Geld, wenn wir Hunger haben, uns "mal eben" ein Brot im Supermarkt zu kaufen,
und am Eingang fragen uns Kinder nach 2 Rand für Essen. (8 Rand = 1 Euro). Wir waren
geschockt, als ein junger Mann vor uns auf die Knie sank, um nach einer Zigarette zu
betteln.
Obwohl enorme gesellschaftliche Gegensätze bestehen, sind wir durch die offene und
freundliche Art der Menschen und der Atmosphäre Südafrikas dem Land verfallen. Wenn wir
auf die Leute nett und offen zugehen, z.B. die Kassiererin im Supermarkt nicht auf
Englisch, sondern auf Zulu grüßen oder als Weiße mit dem Taxi, die hier Minibusse sind,
fahren, so freuen sich die Schwarzsüdafrikaner richtig, weil sie merken, dass es auch
"andere Weiße" gibt, die keine Unterschiede machen und ihre Kultur
respektieren. Das soll aber nicht heißen, dass alle Weißen hier untolerant, respektlos
und "ängstlich vor den gefährlichen Schwarzen" sind, aber wir haben schon
einige Personen und Orte kennen gelernt und gesehen, die diese Vorurteile des
"reichen Weißen" bekräftigen. Umso wichtiger ist unser Verhalten und Auftreten
in der Öffentlichkeit.
Das gilt auch den Schülern der Ethembeni School gegenüber, mit denen wir seit ungefähr
zwei Wochen arbeiten. Durch die offene und liebenswerte Art der Kinder wurden wir sofort
in die Gemeinschaft aufgenommen und haben gemeinsam viel Spaß und Freude.
Ab und an gibt es auch frustrierende Momente, aber insgesamt hatten wir uns die Arbeit mit
behinderten Kindern viel schwieriger vorgestellt. Die Kinder gehen mit ihren Behinderungen
gut um. Einige müssen im Rollstuhl sitzen und brauchen mehr Hilfe und andere müssen nur
auf die Toilette begleitet werden.
Alle hier in der Ethembeni School, die Lehrer, Schüler/innen und Housemothers, lassen uns
spüren, wie sehr sie sich freuen, dass wir hier sind.
Wir sind erleichtert, dass unser Anfang hier so reibungslos ablief, und freuen uns auf die
nächsten Herausforderungen, die das schöne Südafrika für uns bereithält."
Felix Kloss und Felix Platz
Weitere Infos unter www.isivalo.de
redaktionelle Betreuung:
Susanne Döhler
Oktober 2005 Stadtteilzeitung
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