Leib und Seele - helfen mit Wort und Tat
Der Diakonieladen in der Rubensstraße 87

Der Diakonieladen

Gehen wir durch die Rubensstraße und nähern uns dem Grazer Platz, fällt unser Blick seit kurzem auf ein weißes Banner, das zwischen Hauswand und Baum gespannt ist und auf dem in blauer Schrift "Diakonie" zu lesen ist. Dahinter steckt der neu eröffnete Diakonieladen der Evangelischen Phillippus-Nathanael-Kirchengemeinde. Pfarrer Thomas Lübke hat dieses Projekt ins Leben gerufen und lindert nun, mit Hilfe der Berliner Tafel e.V., die Armut der Bedürftigen im Kiez. Jeden Montag, zwischen 15 und 17 Uhr, können sich diese, nach Vorlage eines amtlichen Bescheides und einer Spende von einem Euro, Lebensmittel abholen.

Ebenso kann man sich für einen Euro montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr in den Regalen des kleinen Ladens Kinderkleidung von den ehrenamtlichen Mitarbeitern herausgeben lassen.

Ausserdem bietet der Diakonieladen nach vorheriger Anmeldung Beratungsgespräche an. Diese finden jeden Abend ab 18 Uhr statt und bieten:
– Beratungsangebote vom Diakonischen Werk Tempelhof-Schöneberg e.V.
– Grundkurse über den christlichen Glauben
– Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen
– Informationen über Hilfsangebote anderer Träger
– Mittagstisch, dienstags bis freitags ab 14 Uhr (in kleinem Umfang)
– Rechtsauskunft zu Fragen des Familienrechts am 2. Mittwoch ab 18 Uhr
– Rechtsauskunft zu Fragen des Arbeits- und Sozialrechts am 1. und 3. Montag ab 18 Uhr
– Rechtsauskunft zu Fragen des Mietrechts am 1. Mittwoch ab 18 Uhr
– Seelsorgerische Gespräche
– Tausch / Ausgabe von Kinderkleidung und Spielzeug
– Wiedereintrittsstelle in die Evangelische Kirche

Bisher haben sich 30 Ehrenamtliche gefunden, um die Initiative am Leben zu erhalten. Aber es werden immer noch Menschen gesucht, die, in welcher Form auch immer, ihren Beitrag dazu leisten möchten, Menschen, die von der Armut unseres Staates betroffen sind, zu unterstützen.
Gesucht werden:

a) Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen, die die "Initiative gegen Armut" praktisch unterstützen. Wann, wie und in welchem Umfang kann jeder selber entscheiden. Je mehr Menschen mitmachen, umso stärker werden die Schultern Einzelner entlastet. Dringend gesucht werden Mitbürger, die bereit sind, Lebensmittelspenden mit dem eigenen Pkw abzuholen.

b) Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen mit Fachkenntnissen, die das Beratungsangebot unterstützen bzw. ergänzen können.

c) Sachspenden in Form von Kinderkleidung und Kinderschuhen.

Da die Betriebskosten einschließlich Telefonkosten im Diakonieladen durch Spenden finanziert werden, hilft ein regelmäßiger finanzieller Beitrag sehr.
Spendenkonto: Ev.Phil:Nth.Kg, EDG, BLZ 210 602 37, Kto 780 766, Zweck: Leib und Seele (Spendenbescheinigung kann ausgestellt werden).

Während ich mit dem Pfarrer vor dem Diakonieladen stand und mich über die Initiative informierte, freute ich mich immer mehr an der Idee, daß hier Kirche lebendig wird. Die Kirche, als ein Ort, an dem Menschen sich besinnen, gemeinsam beten und singen, ist gut, erfüllt aber doch noch nicht vollständig den Zweck. Kirche ist vor allem das Bewußtmachen von Gemeinschaft und Zusammenleben. Ein gutes Gemeinschaftsgefühl entsteht durch Frieden und dem Gefühl der Geborgenheit. In dieser Gemeinde, scheint mir, ist ein guter Grundstein gelegt worden, damit sich die Mitbürger geborgen fühlen, sei es, weil sie Hilfe bekommen, sei es, weil sie zusammen mit anderen Menschen Hilfe geben.
Plötzlich steht eine kleine Person neben Pfarrer Lübke und mir. Die kleine, dünne Frau in ihrer Tigerfellmuster-Hose und der löchrigen Lederjacke hüpft für ihre sicherlich über 50 Jahre agil herum. Aus ihrem leicht verwirrten Reden höre ich heraus, daß sie sich freut über den Laden, nur das mit dem Bescheid vom Sozialamt hat sie nicht gewußt. Ob der Pfarrer ihr nicht mit ein wenig Geld aushelfen könnte. Ich bin überrascht, als ich beobachte, wie dieser sein Portemonnaie herausholt und ihr einen zehn Euro-Schein gibt. Nachher erzählt er, sie kennen sich. So zweimal im Monat bekommt sie einen Schein von ihm, den sie am Anfang des neuen Monats tatsächlich feinsäuberlich im Briefumschlag zurückzahlt. Schön, daß Menschen wie diese Frau nun nicht mehr nach Geld fragen müssen, deren Verwendung ihnen vielleicht nicht so nützlich ist wie Lebensmittel, Kleidung und Beratung.

Sonja Schmitz

Diakonieladen Rubensstrasse 87
Tel/ Fax.: 030–70 72 05 49
Öffnungszeiten: Mo-Fr 11–18 h

Oktober 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis