Andreas Baldow (SPD) In dieser
Ausgabe wollen wir Ihnen Herrn Andreas Baldow vorstellen. Er ist seit 2001 für die SPD
Mitglied in der BVV Tempelhof-Schöneberg und hier Vorsitzender im Ausschuss für Bauen,
Wohnen und Verkehr, Mitglied im Stadtplanungsausschuss sowie im Ausschuss für Natur und
Umwelt. Daneben gilt sein Engagement dem SPD-Ortsverein Lindenhof - hier ist er
Abteilungsvorsitzender - sowie der GeWo Süd (eine Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft),
bei der er Mieter und seit 1999 auch Mitglied im Aufsichtsrat ist.
Er ist in Neukölln geboren und aufgewachsen. Seit 1997 wohnt er in Tempelhof-Schöneberg
in der Lindenhofsiedlung. Nach dem Abitur begann er das Studium der Stadt- und
Regionalplanung an der TU Berlin. Taxi fahrend seinen Unterhalt sichernd wurde er
selbständiger Kaufmann mit einem Taxi-Fuhrunternehmen. Sein Studium rückte in den
Hintergrund. Doch schließlich packte ihn der Ehrgeiz, er beendete das wieder aufgenommene
Studium 1994 mit der erfolgreichen Diplomprüfung und verkaufte sein Unternehmen. Seitdem
arbeitet er im Bezirksamt Kreuzberg, heute Friedrichshain-Kreuzberg, als Stadtplaner mit
dem Schwerpunkt Gewerbeentwicklung.
Welcher Weg führte Sie in die Politik?
Ich bin in einer sozialliberalen familiären Umgebung aufgewachsen und habe schon als
Jugendlicher mein Umfeld politisch wahrgenommen. Die Ablösung des Kanzlers Helmut Schmidt
am 10. Oktober 1982 durch Herrn Kohl war für mich Anlass, am selben Tag dem SPD-Kreis
Neukölln beizutreten. 19 jährig wollte ich wissen, was da in der Politik ablief. Meine
Parteizugehörigkeit war zu der Zeit mehr passiver Natur.
Wie sind Sie in die BVV gekommen?
Durch einen Wohnungswechsel nach Tempelhof kam ich 1997 zu dem aktiven SPDOrtsverein
Lindenhof. Hier kandidierte ich schon 1999 auf einem Listenplatz für die BVV. 2001 wurde
ich dann Mitglied der BVV und stelle seitdem meine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen
den bauenden Bereichen in der BVV zur Verfügung.
Sie sind Vorsitzender im Ausschuss Bauen, Wohnen und Verkehr. - Welches Thema
ist hier Ihr Schwerpunkt und wo sehen Sie besondere Probleme?
Als Ausschussvorsitzender habe ich natürlich die gebotene Neutralität zu
wahren. Zuletzt konnten wir als Schwerpunkt die Veloroute in Tempelhof voranbringen.
Ansonsten liegt mir als Stadtplaner der großflächige Einzelhandel (Verkaufsflächen mit
1.200 qm und mehr) bei der Bezirksentwicklung besonders am Herzen. Wir wollen verhindern,
dass die Kaufkraft aus unserem Bezirk abgezogen wird. Dabei soll das neu entstehende
Einkaufszentrum am Walter-Schreiber-Platz ein Gegenpol zur "Schlossgalerie" am
Rathaus Steglitz bilden.
Eine Aufgabe bleibt der Einzelhandel. Die Einkaufsstraßen sind allerdings besser als ihr
Ruf. Die Einzelhändler sollten sich auf ihre Möglichkeiten besinnen und mit gemeinsamen
Aktionen wie gemeinsames Marketing bzw. gleichen Ladenschlusszeiten ihre At-traktivität
für die Kundinnen und Kunden stärken. Damit könnten sie die Abwanderung der Kaufkraft
verhindern. Welcher Kunde fährt in das nächste Einkaufszentrum, wenn die vertrauten
Läden in der Einkaufsstraße im Kiez genauso lange geöffnet haben?
Wo sehen Sie Ihr politisches Engagement bestätigt?
Besonders erfreulich war für mich, dass wir die Lindenhof-Grundschule als
Ganztagsgrundschule erhalten konnten. Dem Engagement der Gemeinnützigen
Wohnungsgenossenschaft GeWoSüd verdankt der Bezirk die Umgestaltung der vorhandenen Kita
zu Aufenthaltsräumen für die Schule sowie die Einbeziehung der Hausmeisterwohnung in die
Nutzung. Er erhielt eine Wohnung in der Lindenhofsiedlung.
Das neue Nahverkehrskonzept BVG 2005 plus hat viele Änderungsforderungen im Bezirk
hervorgerufen. Ich freue mich, dass wir als BVV unter Abwägung des Machbaren eine
Nachbesserung für die Bürgerinnen und Bürger im Bezirk erreicht haben.
Was ärgert Sie bei Ihrer politischen Tätigkeit?
Die Sache steht oft nicht im Vordergrund von Abstimmungen und Beschlüssen.
Es werden aufschiebende Anträge gestellt, häufig aus parteipolitischer Verstimmung, weil
der eigene Antrag von der gegnerischen Partei nicht angenommen wurde. Hier wünsche ich
mir mehr Sachlichkeit.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Der Tempelhofer Damm soll seine Attraktivität zurück erhalten.
Bei neuen Bauvorhaben müssen die gewachsenen Strukturen einbezogen werden.
Ich wünsche mir viel Engagement der Bürgerinnen und Bürger wie bei der Dürerkiez- oder
Rheinstraßen-Initiative. Sie zeigen, dass jeder, der will, im kommunalen Bereich etwas
bewegen kann.
Das Interview führte
Bärbel Schneider
Ehrenamtliche Redakteurin
September 2005 Stadtteilzeitung
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