Wer ist gut? Und wer ist böse? Wer
ist wer und bleibt es auch?
Als Zuschauer des Stücks "Mit arger List",
aufgeführt vom theater strahl im Theater "Die Weisse Rose", wird man hin- und
hergeworfen in seiner Urteilsbildung. Daß Schauspieler innerhalb eines Stücks mehrere
Rollen besetzen und der Zuschauer sie in komplett veränderten Persönlichkeiten erlebt,
ist bemerkenswert und zeigt schauspielerische Leistung und Einfühlungsvermögen.
Aber in diesem Stück verändern sich nicht nur die Schauspieler in ihren verschiedenen
Rollen, sondern die Rollen in den Rollen scheinen zu mutieren. Eine Figur lernen wir
kennen als dümmlichen Trottel, der sich ängstlich zur Zielscheibe seiner Mitschüler
machen läßt. Dieselbe Person gebärdet sich im nächsten Moment aggressiv und tritt mit
geblähter Brust vor eine schwächere Person, um dann wieder in gebückter Haltung seiner
eiskalten Mutter gegenüber zu stehen.
Das Theaterstück trägt den Untertitel Angst / Macht / Schule. Das Thema ist Mobbing (to
mob = pöbeln). In "Mit arger List" wird perfekt umgesetzt, wie Mobbing
entstehen kann. Aus Angst vor Ausgrenzung oder davor, selber zum Opfer zu werden, tritt
man aus seiner eigenen Persönlichkeit heraus, paßt sich an den Humor des Stärkeren an.
Daran, wie schwierig die Welt der Jugendlichen ist, welchen extremen Gefühlen und
Zwängen sie unterworfen werden können, erinnert das Stück. Es erinnert auch daran, daß
hinter dem Gesicht des Täters noch ein ganz anderes stecken kann.
Man erfährt das Stück aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern es gibt viel zu
lachen. Die Mimik der Schauspieler ist großartig. Mit jedem Szenenwechsel erklingt eine
feurige Musiksequenz, die trotz des Schlussakkordes in GongForm nie anstrengend wird,
sondern Lust auf die nächste Runde macht. Überhaupt ist es schade, daß das Stück nach
einer guten Stunde zu Ende geht, denn durch die ständige Entwicklung der
Persönlichkeiten wird es nicht langweilig. Durch Lichteffekte schafft die Regie es,
Zeitsprünge und eine Ally Mc Bealartige Phantasie darzustellen. Auch für Musik ist
gesorgt, wenn einer der Schauspieler zur Gitarre greift und seine selbstgedichteten Lieder
spielt.
Fazit: Wenn man mal Schillers Bürgschaft in Rap-Version hören möchte, wissen will, wie
man sich mit Milch sowohl Freunde als auch Feinde schaffen kann, sein Verständnis für
die Jugend mal aktualisieren und dabei einen schönen Abend verbringen möchte, der sollte
sich "Mit arger List" ansehen.
Im September werden übrigens noch fünf weitere Stücke vom theater strahl aufgeführt.
Schreibwettbewerb
Zum Thema "abgelinkt-ausgeklinkt: Angst macht Schule", veranstaltet das
theater strahl außerdem einen Schreibwettbewerb, an dem sich alle Schülerinnen und
Schüler des Landes Berlin im Alter von 13 bis 20 Jahren beteiligen können. Die
Einzeleinsendungen (keine Gruppenarbeiten) werden in zwei Altersgruppen (13-16 und 17-20
Jahre) eingeordnet und bewertet. Eingesandt werden können Kurzgeschichten, eigene
Erfahrungsberichte, eine Theaterszene, ein kleiner Aufsatz, eine Reportage,
Tagebuchauszüge,...
Die Beiträge dürfen höchstens vier DIN-A4 Seiten lang sein, 30 Zeilen pro Seite und
max. 65 Anschläge pro Zeile. Bitte Text in dreifacher Ausführung schicken oder als
Anhang an eine Mail hängen. Einsendeschluß ist der 25. September 2005.
Die Preise richten sich nach der Altersgruppe: Teilnahme an Schreibwerkstätten, Buch- und
Sachpreise locken. Für jeden Beitrag gibt es Freikarten vom theater strahl. Die
Preisverleihung findet am 4.11.2005 statt. Die fünf besten Texte werden dort von
Schauspielerinnen und Schauspielern vorgelesen.
Einsendungen an:
theater strahl, Urbanstrasse 45, 10967 Berlin
Oder per E-Mail an:
strahl@theater-strahl.de oder
reiner_strahl@web.de
Weitere Infos unter
www.theater-strahl.de
oder unter 030-690 422 18
Spielort
"Die Weiße Rose",
Martin-Luther-Str.77, Schöneberg
Tickets und Infos unter www.theater-strahl.de oder unter 030-695 99 222
Für Lehrkräfte der Sekundarstufe I bietet das theater strahl einen Kurs an, um mit
theaterpädagogischen Methoden Konflikte szenisch aufzuarbeiten und somit zur
Gewaltprävention beizutragen.
Termine, Anmeldung und Infos unter http://www.lisum.de oder unter 030-6165 2688
Sonja Schmitz
September 2005 Stadtteilzeitung
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