Vom Deutschkurs-Teilnehmer zum
Schauspielstar
Es klingt wie aus dem Film: Da kommt ein
Junge aus der argentinischen Pampa in die USA, jobbt als Kellner und Autowäscher, die
Liebe verschlägt ihn nach Berlin, nach einem Monat steigt er vom Tellerwäscher zum Koch
auf, tanzt in Tango- und Salsashows, dreht mit 80 Euro Budget seinen ersten Kurzfilm und
drei Jahre später ist er schon als Moderator im Berliner "Mundo Latino TV" und
bundesweit in Schauspielrollen auf deutschen Bildschirmen zu sehen.
Unglaublich und doch eine reale Lebensgeschichte: von Gaston Bacchiani, einem
italienischstämmigen Argentinier, der seit 2002 in Deutschland lebt.
Fünfhundert Kilometer südlich von Buenos Aires als Sohn eines Geschäftsmanns geboren,
erhielt Bacchiani zunächst eine Ausbildung zum Betriebswirtschaftslehrer, gründete drei
Firmen, merkte aber bald, dass in der kränkelnden südamerikanischen Wirtschaft kein
Geschäft zu machen war. 27-jährig verkaufte er alles und zog auf Reisen seinem Glück
hinterher. "Alles ist möglich im Leben, du musst nur daran glauben", hatte ihn
sein Vater gelehrt - dem eigenen Schicksal eines Lebens im Rollstuhl trotzend. Immer
optimistisch, voller Selbstvertrauen und mit dem ihm eigenen Charme ließ sich Gaston von
seinem Lebensmotto leiten: "Wenn du deinem Herzen folgst und dein Inneres kennst,
wirst du glücklich sein".
So folgte er der Einladung einer Deutschen nach Berlin und arbeitete, "wie alle, die
kein Deutsch können", zunächst in einem lateinamerikanischen Restaurant. Schnell
wuchs in Bacchiani aber die Überzeugung, dass sein Deutsch für ein dauerhaftes Leben und
Arbeiten in der neuen Heimat nicht ausreichen würde. Weil er schon viel Gutes von ihren
Deutschkursen gehört hatte und sie für ihn direkt um die Ecke lag, kam er zur VHS
Tempelhof-Schöneberg. Dort bekam er die "Starthilfe", für die er seinen
Lehrer/inne/n noch heute dankbar ist: In 900 Kursstunden lernte er so intensiv Deutsch,
dass sich ganz neue, ungeahnte Chancen für ihn eröffneten.
Hatte er es sich zu Hause gegen den Willen der Eltern noch nicht getraut, beruflich auf
die Bühne zu wechseln, verdiente sich der gutaussehende junge Mann jetzt in Berlin mit
Film-Komparsenrollen ein kleines Zubrot. Dabei wurde sein Tanz-Talent entdeckt, und Gaston
bekam Engagements in Salsa-Shows, mit denen er dann sogar in Los Angeles gastierte.
"Sie sind doch Argentinier - tanzen Sie nicht auch Tango?", fragte man ihn
dabei. Er konnte es nicht, lernte es aber in Berlin, wurde als Partner einer Tangolehrerin
engagiert und trat mit einer Tanzrevue im Tränenpalast auf. Dort entdeckte jemand sein
Schauspieltalent.
Im Juli war Gaston Bacchiani in "Tango Mortale" bereits als Krimi-Darsteller im
ZDF zu sehen. Parallel dazu nimmt er intensiven Schauspielunterricht und hat eine eigene
Buch- und Filmproduktion gegründet (www.gaston1.com). Jetzt kam die Zusage deutscher
Produzenten, dass er 2006 die Hauptrolle in seinem ersten, eigenen Kinofilm spielen kann.
Er erzählt die Geschichte eines Jungen, der aus Argentinien nach Deutschland kommt...
September 2005 Stadtteilzeitung
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