Menschen mit Ideen gesucht, die etwas bewegen wollen!
Transatlantischer Ideenwettbewerb USable 2005/2006

Foto: David Ausserhofer, Quelle: Körber-StiftungDen transatlantischen Ideenwettbewerb USable schreibt die Körber-Stiftung seit 1998 aus. Jeder, der die USA aus eigener Erfahrung kennt, kann gute Ideen einreichen, die auch in Deutschland dazu beitragen können, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Das innovative transatlantische Projekt will gleichzeitig auch ein Forum sein für Menschen, die - angeregt von persönlichen Erfahrungen in den USA - Probleme vor der eigenen Haustür anpacken und einen Beitrag für ein besseres Zusammenleben leisten wollen. Die Körber Stiftung unterstützt die Preisträger bei der Erprobung der Ideen in Deutschland ideell und in erheblichem Maße auch finanziell. Pro Ausschreibung werden Preisgelder und Förderhilfen in Höhe von 150.000 Euro für "nützliche" (englisch= usable) Ideen zur Verfügung gestellt.

Noch bis zum 31. Oktober 2005 läuft die fünfte Ausschreibung. Zum Thema "Transitions in Life. Hilfe bei Übergängen" werden soziale, integrative, pädagogische oder bildungspolitische Praxismodelle gesucht, die Menschen bei der Bewältigung von Übergangssituationen helfen können.
Durch die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse, in denen sich viele traditionelle Strukturen auflösen und sich auch Biographien rasant verändern, bedarf es einer Begleitung und Hilfestellung, um Übergänge meistern zu können. Wenn z.B. der ausgewählte Beruf heute nicht mehr Beschäftigung und Auskommen bis zur Rente garantiert, sind Netze hilfreich, die Menschen bei Jobwechsel oder Arbeitslosigkeit auffangen. Oder wenn klassische Familienformen nicht mehr existieren, müssen auch die Kindererziehung und die Betreuung älterer Menschen neu gestaltet werden.

In den bereits stattgefundenen vier Ausschreibungsrunden zu unterschiedlichen Rahmenthemen sind bislang über 2000 Ideen zusammengekommen. Darunter sind auch zahlreiche prämiierte Berliner Ideen, aus denen Projekte und Initiativen entstanden: Nach dem Vorbild von "Beginning with Books" in Pittsburgh, Pennsylvania, hat die Berliner Sozialarbeiterin Carmen Stürzel das Vorleseprojekt "Lesewelt" initiiert, für Kinder, die zuhause ohne Bücher leben oder aus ausländischen Familien stammen. Seitdem lesen in öffentlichen Bibliotheken über 100 ehrenamtliche Lesepaten vielen Kindern regelmäßig vor. Aus diesem Projekt entstand die bundesweite Kampagne "Deutschland liest vor". Auch das Projekt "Kinderwelten" wurde 2004 mit dem USable-Ideenpreis ausgezeichnet. Die Dipl. Pädagogin Petra Wagner aus Berlin stieß auf die Arbeit der kalifornischen Erziehungswissenschaftlerin Louise Derman Sparks, die bewiesen hat, dass Kinder Vorurteile übernehmen, indem sie früh Botschaften aus ihrer Umgebung entschlüsseln und bewerten.
Darf beim Spielen ein Mädchen, das gern Dornröschen sein möchte, dick sein? Darf Rapunzel kurze rote Stoppelhaare haben oder gar ein König Drosselbart von einem afrikanischen Jungen gespielt werden?
Petra Wagner adaptierte ein pädagogisches Programm, um Diskriminierungen bereits im Kindesalter abzubauen. Dabei arbeiten Erzieherinnen in den Kindertagesstätten mit Personal Dolls. Personal Dolls sind handgenähte, etwa 80 cm große, bewegliche Puppen, die Kinder unterschiedlicher Herkunft darstellen: Jede hat eine eigene Persönlichkeit, einen Namen, eine Familie, eine Geschichte, Vorlieben und Abneigungen. Die Puppe sitzt auf dem Schoß der Erzieherin und diese spricht für die Puppe in der dritten Person - ohne dabei ihre Stimme zu verstellen. Die Kinder können sich durch gleiche oder unterschiedliche Merkmale mit den Puppen identifizieren, Vorurteile abbauen und sie schnell als Freunde anerkennen. Die Erzieherin kann auch so auf unfaires Verhalten indirekt hinweisen, ohne mit dem Finger auf ein Kind zu zeigen.
In der Schöneberger Kindertagesstätte INA.Kinder.Garten, Neue Steinmetzstrasse1-3 arbeiten bereits Erzieherinnen erfolgreich wird mit der Personal Doll.

Für die Wettbewerbsteilnahme "Transitions in Life. Hilfe bei Übergängen" gibt es zwei Möglichkeiten: Im USable-Ideenwettbewerb geht es darum, eine konkrete Idee zu beschreiben und Vorschläge für ihre Übertragung nach Deutschland zu unterbreiten. Oder wer viel versprechende Konzepte aus den USA kennt, sie aber nicht selbst in Deutschland umsetzen will, kann sich dem Thema auch journalistisch nähern - im USable-Textwettbewerb - und so authentisch Beobachtetes wiedergeben, wie Amerikaner in Übergangssituationen gesellschaftliche Hilfe erfahren oder organisieren.

Susanne Döhler

Infos zum Wettbewerb oder Projekten unter:
www.usable.de
Körber-Stiftung
Kehrwieder 12
20457 Hamburg
Telefon 040 - 80 81 92 - 0
E-Mail info@koerber-stiftung.de

September 2005  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis

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