Jugendliches Engagement in Südafrika
Kommunikation ist das A und O

Seit Ende August 2005 absolvieren Felix Kloss und Felix Platz, beide 20jährig, ein Sozialpraktikum in Südafrika. Ihr Einsatzort ist die Ethembeni - "Place of Hope" - Grundschule in Inchanga. In ihrem neuen Bericht erfahren wir mehr über ihre Arbeit vor Ort:

Unsere Freiwilligen-Hütte ist noch nicht errichtet, deshalb wohnen wir bei einer Gastfamilie, ungefähr zwanzig Autominuten von der Schule entfernt. Jeden Morgen nimmt uns unsere Gastfamilie mit dem Auto mit nach Hillcrest, wohin die beiden Söhne zur Schule gebracht werden. Von dort aus fahren wir mit einer Lehrerin unserer Schule weiter, die uns auch nachmittags wieder zurück nach Hause mitnimmt.

Momentan können wir daher nur während der Schulzeit arbeiten. Während dieser Zeit konzentrieren wir uns darauf, den Unterricht in der Sprachtherapie noch effektiver zu gestalten. Darüber hinaus helfen wir bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien bis hin zur Begleitung einzelner Schüler auf die Toilette.

Ich, Felix Platz, habe vor gut zwei Wochen begonnen, mit einem Jungen aus der Special Class sehr intensiv zu arbeiten.

Simphiwe ist 14 Jahre alt und schon seit vielen Jahren Schüler der Ethembeni Schule. Er hat ein großes Sprachproblem und ist nur sehr schwer zu verstehen. Es bedarf sehr vieler Geduld und Zeit, um mit ihm zu kommunizieren, Geduld und Zeit, die viele ihm gegenüber nicht aufbringen. Daher ist er meist sehr aufgeregt beim Reden, wohl auch aus Angst, dass sich sein Gesprächspartner schnell wieder abwendet.

Die Sprachtherapeutin, die vor einigen Wochen die Schule verließ, musste sich vorrangig um jüngere Schüler kümmern. Sie hatte den 14jährigen mehr oder minder aufgegeben.

Heute kann er daher weder lesen noch schreiben, aber er kann schon einigermaßen gut bis zehn zählen. Um diesen Zustand zu ändern, arbeite ich viermal die Woche eine gute Stunde mit ihm am Computer und versuche so, ihm die Unterrichtsinhalte aus der AAC-Klasse (Argumentative Alternative Communication) zu vermitteln. Da Simphiwe nicht einmal seinen Namen auswendig nachzeichnen kann, bin ich gerade dabei, ihm dies beizubringen; er macht, wenn auch eher langsam, gute Fortschritte.

Ich habe die Idee, mit ihm eine kleine "Tafel" zu entwickeln, die er immer bei sich hat und mit der er kommunizieren kann. Da er weder lesen noch schreiben kann, muss die Tafel sicherlich vorerst aus vielen Bildern bestehen, auf die er zeigen kann.

Aber ich stehe bei meiner Arbeit sehr schwierigen Fragen und ein paar Problemen gegenüber:
Wie kann ich die kleine Tafel am besten gestalten? Nur mit Bildern? Oder auch schon mit Buchstaben, Silben, Wörtern und Sätzen? Was kann ich kombinieren und wie aufbauen? Wäre es zuviel, diese Tafel auch noch mit dem Erlernen von z.B. Lesen und Schreiben zu verknüpfen und sollte ich mich überwiegend auf die Kommunikation konzentrieren, oder kann man das gar nicht trennen?

Auch habe ich so den Eindruck, dass Simphiwe mich ganz allein für sich haben will. Er ist eifersüchtig und geht sehr grob mit anderen Kindern um, die ihn stören, wenn ich mit ihm beschäftigt bin. Wie kann ich diesem Verhalten entgegenwirken? Wie lasse ich ihn mehr selbstständig werden, so dass er nicht von mir abhängig wird?

Mrs. Foster, seine Klassenlehrerin und ich, also seine zwei Hauptansprechpartner und Vertrauenspersonen, sind in ca. einem halben Jahr nicht mehr da. Sie geht in den Ruhestand, und mein Einsatz hier ist beendet. Was passiert dann? Wie kann ich schon im Vorfeld diesen Wechsel für ihn gut vorbereiten? Oder auf was sollte ich z.B. bei unserem gegenseitigen Verhältnis achten?

Liebe Leser und Leserinnen der Stadtteilzeitung, ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mich bei meiner Arbeit mit Simphiwe durch Hinweise, Anregungen, Ideen und Erfahrungen z.B. aus den Bereichen der Sprach- und Kommunikationstherapie und der Pädagogik unterstützen könnten. Ausführlichere Informationen zu diesem Projekt finden Sie in einem speziellen Artikel auf unserer Homepage: www.isivalo.de/Simphiwe.pdf.

Sie können auch mit mir direkt Kontakt aufnehmen unter meiner E-Mail Adresse: felix.platz@berlin.de

Felix Platz

April 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis