Geschichten aus dem Kiez
Das summende Postamt

Ecke Westarpstraße am Bayrischen Platz findet sich für Menschen mit geübtem Blick doch tatsächlich ein wirklich kleines, Künstler würden sagen "entzückendes Postamt": Das betrifft nun nicht nur die kleine Räumlichkeit, bittschön auf neuestem Stand inklusive frisch erneuertem Produktangebot. Nein, das "entzückend" muss ich vor-ab erstmal kurz weitergeben an das wirklich bemerkenswert zu-vorkommende und kompetente Personal da hinter den Schaltern.

Wie man sich vorstellen kann, ist dieses Postamt das Einzige in weitem Umkreis und dementsprechend extrem frequentiert. So stehe ich geduldig in der Warteschlange an und höre als absoluter Opernfan ("Fan - sagte ich - nicht Spezialist!) die liebliche Melodie der "Arie aus (?!) "Ariadne auf Naxos": "Väterchen teures höre" eines Handyklingeltones aus der Handtasche der vor mir stehenden Dame (ich neige zu unkontrollierten Gefühlsausbrüchen bei bestimmten Opernarien). So kam sie dann auch gar nicht groß zum Sprechen, denn ich jubelte sträflich spontan:" Sie haben ja die Arie der Ariadne auf Naxos als Klingelton!! Verdutzt- irritiertes "wie jetzt…ja… ja…jaaaaaa-stimmt ja - wußte ich ja gar nicht". Ich fange an, die Melodie zu summen…sie summt…ich summe.. "Väääterchen teures höööre, hier ist nun ja……."Aus der ernstgesichtigen Warteschlange wird eine Smileyschlange: "Wo bleibt der Szenenapplaus?" Der wäre aber auch recht unangemessen gewesen, denn zu Hause fiel mir doch peinlichst berührt ein, diese Arie ist aus Puccinis "Gianni Schicchi". Mal ehrlich, hätten Sie das gewusst oder besser unter den Postschalter gefegt? Ach Väterchen, lass es mal egal sein und lass uns weiter schwelgen.

Es gibt Wichtigeres, summt (trotzdem) vergnügt Ihre
Elfie Hartmann

April 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis