20 Jahre Friedenauer Kammerkonzerte
Alte Musik auf historischen Instrumenten

Seit dem Frühjahr 1986 wird in Friedenau Alte Musik auf historischen Instrumenten oder originalgetreuen Nachbauten dargeboten. Die Begründer der Friedenauer Kammerkonzerte, Bradford Tracey und Rolf Junghanns, konnten sich dabei auf eine Aufführungspraxis stützen, die in Berlin entstanden war:

1902 zog die Musikinstrumentensammlung in den Neubau der Königlichen Hochschule für Musik ein und diente damit Forschung und Praxis. Um 1930 erkannte der junge Pianist Fritz Neumeyer (1900-1986) durch Studien in der Sammlung, dass die Musik vergangener Jahrhunderte bei der Wiedergabe auf unserem heutigen Instrumentarium wesentlich verändert wird, weil sich die historischen Instrumente in Klang und Spielweise von den heutigen grundlegend unterscheiden. Er begann als junger Kapellmeister selbst historische Tasteninstrumente zu sammeln, um Musik des 16. bis 19. Jahrhunderts in ihrem ursprünglichen Klangbild aufführen zu können. Für seine Sammlung fand er 1974 auf Schloß Krozingen geeignete Räume. Neumeyers Schüler Bradford Tracey und Rolf Junghanns erbten die Sammlung.

Tracey, 1979 an die Hochschule der Künste in Berlin berufen, und Junghanns beschlossen, in einer der Kammermusik angemessenen Atmosphäre auf den historischen Instrumenten zu musizieren und diese auch einem interessierten Publikum vorzuführen. In dem wilhelminischen "Kronprinzen-Haus" in der Friedenauer Isoldestraße fanden die beiden Musiker Räumlichkeiten, die sie in eigener Initiative und weitgehend mit eigenen finanziellen Mitteln renovierten und in einen Kammermusiksaal mit Nebenräumen umbauten. Beide verschuldeten sich und lösten Lebensversicherungen auf, um ihren Tram zu verwirklichen. Die Architekten Achatzi und Backmann schufen einen kleinen Konzertraum, in dem auf Wunsch der Initiatoren die Musik wie einst in Schloss und Kirche klingen sollte.

1986 wurde der Kammersaal eingeweiht. Ein Teil der Instrumente der oben erwähnten Sammlung bildete in den ersten Jahren den Schwerpunkt der musikalischen Veranstaltungen mit Musik des Barock, der Klassik und der Romantik. Vokalsolisten und nahezu das gesamte Spektrum der in diesem Zeitraum gebräuchlichen Instrumente kamen hinzu. Was im Bereich der Alten Musik einen Namen hatte und hat, ist seit vielen Jahren in diesen Räumen zu Hause.

Die Friedenauer Kammerkonzerte erlebten Höhen und Tiefen. 1987 starb Bradford Tracey, 1993 auch Rolf Junghanns. Das bedeutete nicht nur den Verlust der Initiatoren und künstlerischen Träger dieser Einrichtung. Die Instrumente wurden nach dem letzten Willen von Junghanns in die Sammlung nach Bad Krozingen zurückgeführt. Das Engagement der bereits mit Beginn der Konzerttätigkeit 1986 gegründeten "Gesellschaft der Freunde der Friedenauer Kammerkonzerte e.V." unter ihrer langjährigen Vorsitzenden, Frau Karen Greve, verhinderte das Aus der Kammerkonzerte und den Verlust des Kammersaales. In dieser Phase half die Hochschule der Künste mit engagierten Lehrern wie Christoph Huntgeburth und übernahm die Räumlichkeiten als Probe- und Aufführungsstätte, wodurch einige historische Tasteninstrumente dort wieder ihren Standort fanden. Neubeginn des Konzertbetriebs war 1994, bis 1998 unter der Geschäftsführung der Musikmanager Folkert Uhde und Tilman Harckensee.

Seit Anfang 1999 führt die Gesellschaft der Freunde den Konzertbetrieb in eigener Regie. Schwierigkeiten wie der weitgehende Ausfall der UdK-Mittel für die Saalmiete überbrückten private Sponsoren. Mit dem erneuten Engagement der UdK für den Saal werden jährlich mehr als 20 Friedenauer Kammerkonzerte in der traditionell hohen Qualität angeboten.


Kammersaal Isoldestraße 9, 12159 Berlin:
Tel. und Anrufbeantworter:
030 - 859 19 25,
Fax: 030 - 85 40 93 04
e-mail: friedenauer@freenet.de
Informationen und Konzertvorschau
http:\\people.freenet.de/friedenauer

April 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis