Der Charme des Akkordeons

Akkordeon-Centrum jetzt auch in Berlin

Sergej Makarenko (27) ist ein Mann von schnellen Entschlüssen. Mit 13 Jahren ging der junge Ukrainer aus dem Elternhaus auf die Musikberufsschule nach Kiew, er wollte Musiker werden, das wusste er. Aber wovon leben? Er wollte Dirigent werden, nun ist er Akkordeonspieler, der moderne Musik auf hohem Niveau spielt, wie er sagt. In Russland wird viel Akkordeonmusik gemacht; Sergej wollte die westlichen Einflüsse kennenlernen und das Leben im Westen und kam vor vier Jahren nach Deutschland, nach Kassel, wo ein Onkel von ihm lebt und wo er ein Aufbaustudium absolvierte. Sein Geld verdiente er mit Akkordeonmusik auf Partys und als Straßenmusiker. Er begann Deutsch zu lernen, denn man muß doch verstehen können, was die Leute auf der Straße zu einem sagen, will ihre Fragen beantworten. 

Auf Empfehlung seiner Lehrerin ging er anschließend nach Hamburg zum renommierten Akkordeon-Centrum Brusch, einer begehrten und respektierten Adresse unter den Lieferanten und Herstellern, das über die Jahre zu einem Publikumsmagnet wurde, zu dem Besucher und Kunden über Hunderte von Kilometern anreisen. Sergej Makarenko gab Konzerte und Unterricht, lernte Instrumente reparieren und verkaufen. Das Hamburger Akkordeon-Centrum hatte auch viele Berliner Kunden, so dass eines Tages die Frage aufkam: warum nicht eine Filiale in Berlin eröffnen? "Willst du nach Berlin gehen?" wurde Sergej von Henning Schober, dem jetzigen Inhaber des Hauses Brusch, gefragt. Der fragte seine Frau, und 20 Minuten später stand wieder ein Entschluß fest: wir gehen nach Berlin!

Nun sind sie also hier, Sergej Makarenko, seine Frau Elena und Töchterchen Mila, gerade ein Jahr alt geworden. Sie sind meine neuen Nachbarn. "Hier im Westen kann man erreichen, was man sich vorgenommen hat!" sagt Sergej. In der Holsteinischen- Ecke Peschkestraße in Steglitz in der Nähe des Walther-Schreiber-Platzes leitet er die Berliner Filiale des Akkordeon-Centrum Brusch, unterstützt von Uwe Hartenhauer, der speziell für den Bereich Bandoneon zu-ständig ist, der Handzuginstrumentenmacherin Sandra Rothe und Manager Thomas Lau. Der einstige Kinderladen wurde für ihre Zwecke umgebaut, auf langen Regalen stehen sie, die kostbaren Markeninstrumente von Borsini, Hohner, Brandoni, Artigiana und vielen anderen bekannten Herstellern - Piano- und Knopfakkordeons, Bandoneons, Konzertinas und-und-und. 200 Instrumente sind sofort verfügbar und können auch über den Online-Shop bestellt werden (www.akkordeoncentrum.de). Sergej Makarenko beherrscht sie alle. In der zweiten Ausbaustufe der Berliner Filiale soll auch Musikunterricht angeboten werden, dann wird er seine Kenntnisse weitergeben. Ich freue mich schon auf das erste Konzert!

Am 2. Oktober wurde Eröffnung gefeiert, viele Gäste waren gekommen, nicht zuletzt der virtuose Berliner Altmeister auf dem Bandoneon, Karl Oriwohl, und Mundharmonika-Profi Igor Flach. Bis in die Nacht hinein konnte man an diesem warmen Spätherbsttag musikalische Klänge in den Straßen hören. "Wenn Henning Schober das in Berlin realisiert, was er bereits in Hamburg getan hat, dann wird die Kulturszene in Berlin bald aufhorchen können - und mit ihr die Akkordeonisten und Harmonikaspieler in der Hauptstadt und Umgebung..." sagt Expansionsmanager Thomas Lau.

Wir wünschen viel Erfolg!

Sigrid Wiegand

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Dezember 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis