Der Weihnachtsbaum - eine Ökosünde?

O Tannenbaum, o Tannenbaum 

Jedes Jahr im Dezember dasselbe: Die Nation spaltet sich in Weihnachtsflüchter und Weihnachtsenthusiasten. Dazwischen gibt es noch die kleine Truppe in der Grauzone, sie würde dem Spektakel zwar gerne aus dem Wege gehen, traut sich aber aus diversen Gründen nicht.

Für die Nichtflüchtigen beginnt - neben der Geschenkejagd - die Suche nach einem passenden, würdigen und dekorativen Weihnachtsbaum. Schwierige Entscheidung, an deren Anfang die Frage steht, ob es in der heutigen Zeit überhaupt ökologisch noch verträglich erscheint, einen Baum für ein kurzfristiges Vergnügen zu opfern. Hat man sich schweren Herzens - aber Weihnachten ohne Baum geht nun wirklich nicht - zu diesem Frevel entschlossen, steht man vor dem nächsten Problem: Tanne, Fichte, Kiefer oder (das Gewissen schlägt immer noch) etwas Künstliches? Tja, man hat es nicht leicht als Christbaum-Fan.

20-25 Millionen Nadelbäume, davon alleine ca. 16 Millionen Nordmanntannen, kommen in Deutschland zur Weihnachtszeit auf den Markt. 10-15 Jahre benötigt ein Baum, um als respektabler Weihnachtsbaum im Wohnzimmer zu Ehren zu gelangen. Mehr als 80 % aller Weihnachtsbäume entstammen mittlerweile speziellen Weihnachtsbaumplantagen in Dänemark (die größten), Polen, Ungarn, und in Deutschland hauptsächlich dem Sauerland. Aber auch in den Berliner Forsten werden Nadelhölzer für das Weihnachtsmarktgeschäft angebaut, davon ca. 29tausend ha in ökologischer Forstwirtschaft, d.h. ohne die plantagenüblichen Insektizide und Dünger (die z.B. einen gleichmäßigen Wuchs und eine intensive Grün- oder Blaufärbung der Nadeln erreichen sollen). Also, es gibt sie, die „gutes-Gewissen-Weihnachtsbäume“.

Die Art des Nadelbaums ist reine Geschmackssache, der eine mag es lieber edel, der andere mehr rustikal. Beachten sollte man allerdings einige Pflegehinweise, um möglichst lange an dem Baum Freude zu haben: nach dem Kauf kühl lagern, vor der Aufstellung das Stammende anschneiden, einen wassergefüllten Ständer verwenden, mäßig feucht halten, Tannenbäume mit Wurzelballen sollten nicht länger als 10 Tage in einem beheizten Raum stehen. Und: je kühler die Umgebung, desto länger hält sich der Baum frisch und nadelt nicht. 
In ländlichen Gegenden war und ist es üblich, den Weihnachtsbaum selber zu schlagen (selbstverständlich in Absprache mit dem Bauern oder Waldbesitzer und gegen Bezahlung!). Diese weihnachtlich-vorfreudige Aktivität müssen aber auch Berliner nicht entbehren: die 10 brandenburgischen Forstämter veranstalten zahlreicheTermine, bei denen Interessenten ihren Baum unter fachkundlicher Anleitung selbst schlagen können. Und das sind dann richtig "wilde" Bäume. Die Aktion "Waldwirtschaft - aber natürlich" strebt an, mit dem "weg" von der Kahlschlagswirtschaft und damit der Beendigung von Monokulturen, die Verjüngung des Waldes auf natürliche Weise durch Selbstaussaat, unter dem schützenden Dach der Altbäume, zu erreichen. Naturgemäß sind es damit kleinere Mengen an zur Verfügung stehenden Weihnachtsbäumen, sie sind nicht immer gerade gewachsen, haben krumme Äste, aber sie stammen aus "dem Wald von um die Ecke", ohne Dünger und ohne lange Transportwege. Stärken kann man sich bei den meisten dieser Baumschlagaktionen auch: Mit Tee oder Glühwein.

Fazit: Sie können sich das Vergnügen gönnen, den Baum selbst zu schlagen oder mangels Zeit und Lust einen ökologisch zertifizierten Baum in der Stadt erwerben - in jedem Fall aber das Prachtstück mit ruhigem Gewissen schmücken. 

Ein friedliches Fest mit einem wunderbaren Weihnachtsbaum wünscht Ihnen

Rita Maikowski

Weihnachtsbäume aus ökologischem Anbau: 
Tannen-Paradies
Sachsendamm 55/Ecke Naumann-str. (Einfahrt Tempelhofer Weg)

Weihnachtsbäume selber schlagen: Infos ab dem 1.12. unter:
www.mluv.brandenburg.de/info/weihnachtsbaeume.
und in der Tagespresse

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Dezember 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis