Ein Friedhofsführer der besonderen Art
Leben und Sterben in Friedenau

Die edition Friedenauer Brücke hat mit dem Buch "Der Künstlerfriedhof" eine Geschichte Friedenaus und seiner frühen Bewohner herausgebracht. Über die Aufzählung der vielen Künstler, Literaten, Wissenschaftler, Kommunalpolitiker, Geschäftsleute und anderer Persönlichkeiten und ihrer Grabstätten hinaus erzählen die Autoren vom Leben in Friedenau von seiner Gründung im späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Wir erfahren, wer die Gestaltung der ehemaligen Villenkolonie vor den Toren Berlins maßgeblich geplant und beeinflußt hat, wer hier wie gebaut, künstlerisch und wissenschaftlich gearbeitet hat, wer mit seinem Wirken den Ruf Friedenaus als kreative Wohnidylle begründete und hier seine letzte Ruhestätte fand.

In drei Kapiteln wird über die Entstehung und Entwicklung sowohl Friedenaus als auch seines Friedhofs berichtet, über den Friedhof aus architekturhistorischer Sicht, und im umfangreichsten Teil werden die hier ruhenden Persönlichkeiten und ihre Grabstätten in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt. Dabei erfahren die Leser nicht nur Geburts- und Sterbedaten, sondern auch Lebens- und Zeitgeschichten, Schicksale und Familienverflechtungen und ihre Bedeutung für unseren Stadtteil. Die meisten Berichte sind mit Fotos oder Zeichnungen illustriert und vermitteln so ein lebendiges Bild der ersten Friedenauer und der Zeit, in der sie lebten. Selbst Kenner des Friedhofs werden erstaunt sein, wen wir alles auf unserem Friedhof beherbergen und dass er seinen Beinamen "Künstlerfriedhof" nicht allein Marlene Dietrich und Helmut Newton verdankt. 

Die architekturhistorische Betrachtung widmet sich dem Friedhof als Bau- und Gartendenkmal, der Urnenhalle - dem sog. Columbarium - , den großen Wandgräbern, ihren Schöpfern und ihrer städtebaulichen und künstlerischen Bedeutung. So finden sich unter den Schöpfern der zahlreichen Grabdenkmäler namhafte Berliner Bildhauer wie Georg Kolbe, Bertel Thorvaldsen, Valentino Casal und Hans Dammann, und ein Spaziergang über den Friedhof kann zu einem Kunsterlebnis werden.

Es ist ein geschmackvolles, handliches Buch entstanden, sorgfältig recherchiert und mit reichhaltigem Bildmaterial versehen. Stadtpläne des alten und neuen Friedenau laden zum Vergleich ein, und authentische Texte aus der Gründerzeit des Stadtteils berichten aus dem frühen Friedenauer Leben. Ein ausführliches Literatur- und Quellenverzeichnis und ein Verzeichnis der Abbildungen im Anhang bewahren den Text vor störenden Fußnoten. Ein Friedhofsplan und eine praktische Liste mit Verkehrsverbindungen, Öffnungszeiten und Verwaltungsadressen erleichtern Interessierten den Weg nach Friedenau und zu seinem Künstlerfriedhof. Ein spannendes und eindrucksvolles Leseerlebnis!

Sigrid Wiegand

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Der Künstlerfriedhof in Friedenau.
Nach einer Idee von Helmuth Pohren-Hartmann
unter Mitarbeit von Hermann Elbling und Evelyn Weissberg
edition Friedenauer Brücke, Berlin 2006

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Dezember 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis