Eröffnung des Uwe-Johnson-Saales im Hotel Friedenau
Johnson langweilig? Nie und nimmer!

Uwe Johnson Stimmungswetter - trübe, regnerisch, ungemütlich - trotzdem sehr viele Gäste, ein voller Saal zur Freude von Christa Moog. Sie begrüßte die Gäste und erklärte, wie es zu der Namensgebung kam: Seit gut einem Jahr fanden Filmabende im Hotel statt. Franco Sepe begleitete eine italienische Filmreihe überaus fachkundig mit vielen Anekdoten, denn er kannte manche der Filmschaffenden. Da die Hausherrin Schriftstellerin ist, bot sich im Anschluß eine Veranstaltungsreihe Literatur an. Dafür schlug Franco Sepe "Uwe Johnson Salon" als Namen vor. Denn zum einen logierte Uwe Johnson hier im Hotel (ehemals Hospiz Friedenau) - zum anderen wohnte er viele Jahre in der Stierstraße 3 und in der Niedstraße 14.

Als Christa Moog so nebenbei den Satz, Uwe Johnson sei eigentlich ein langweiliger Schriftsteller gewesen, fallen ließ, gab es gleich heftigen Protest von Frau Staudermann, Initiatorin vieler Lesungen u. a. im Bücherkeller. Diese Lebendigkeit setzte sich fort. Frau Moog berichtete, dass sich der Tod Uwe Johnsons auf der Frankfurter Buchmesse 1984 wie ein Lauffeuer herumsprach. Die Schriftstellerin Eva Zeller (Lutherin) warf ein, dass der Journalist T. Jens (Sohn von Inge und Walter Jens) sofort in Johnsons Haus "einbrach". "Nein!" erwiderte Frau Blankenburg, Chronistin des neuen Friedenau Buches, "Der Suhrkampverlag bat Herrn Jens dorthin zu reisen."

Linda und Isabell, Töchter des Hauses, lasen Textpassagen von Uwe Johnson vor. Hier wirkte sein Stil sehr lebendig. Dann erfreute Gudrun Blankenburg die Anwesenden mit Passagen aus ihrem Friedenau Buch: von der Gründerzeit - Frieden Auen - über Generationsgeschichten der Gießerei Noak zu Grass und der Kunstszene um ihn. Zur Überleitung las sie Texte von Uwe Johnson, die seine Wohnungen in Friedenau beschreiben, eben auch im Hospiz Friedenau.
Aus der Stierstr. 3 brachte Frau Kerfak einen Brief mit von Uwe Johnson, der an sie gerichtet war, las ihn vor und erzählte von Begegnungen mit ihm und der Tochter.

Der frühere Wirt vom Bundeseck, der manches niedergeschrieben hat, erinnerte sich gut an Uwe Johnson. Er war oft dort Gast, oftmals im Gespräch mit Schriftstellerkollegen. Es ging lebendig und süffig zu. Ein Freund von Uwe Johnson bestätigte die Treffen mit der Bemerkung: "Er war ein guter Kumpel im Gespräch und als Gast erfreute er mit seinen Bieren und Schnäpsen damals den Wirt.“

Zwei Stunden waren schnell verflogen, Frau Blankenburg signierte ihre Bücher. Die Hausherrin lud zu Sekt und Schnittchen ein und kündigte eine nächste Lesung an. Frau Moog dankte fürs Lesen / Signieren Frau Blankenburg, ebenso den Töchtern Isabell und Linda und besonders Frau von Woyski - sie hatte den Abend organisiert, Einladungen verschickt, telefoniert - mit je einem Blumenstrauß und den Gästen fürs Kommen.

E. Karbe - Bilderbär

.
November 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis