MONDSCHEINTARIF
Solostück nach dem Bestseller von Ildikó von Kürthy
Solo-Performance: Britta Focht


Ildikó von Kürthy - ist das nicht diese Frau, die die Literaturkritik naserümpfend in einen Topf mit Hera Lind und Konsorten wirft? Nun, ich habe sie nicht gelesen, aber mich hat lange nichts mehr so amüsiert wie die Solo-Performance von Britta Focht nach dem gleichnamigen Buch von Ildikó von Kürthy. Mag es an der Schauspielerin liegen, die, angetan mit rosa Puschen, souverän und temperamentvoll die Bühne füllt und mit verzweifelter Selbstironie ihr Leben und ihre eigenen Unzulänglichkeiten Revue passieren läßt, während sie darauf wartet, dass "er" endlich anruft. Es ist Samstagabend, da wollte er sich melden – aber: wann ist "Samstagabend"? Über diese und andere existenzielle Fragen läßt sich trefflich meditieren und räsonnieren, und das muß man Frau von Kürthy lassen: sie trifft genau den Punkt! Man mag ihre Erkenntnisse für Binsenweisheiten halten – wahr sind sie trotzdem, das ist ja gerade das Vertrackte; es sind sozusagen Binsen"wahrheiten", und der Wiedererkennungseffekt ist groß. Wer kennt nicht diese brisante Mischung von euphorischer Hochstimmung und tiefsten Selbstzweifeln, die die frisch Verliebten beiderlei Geschlechts (nehme ich mal an) umtreibt? Die weiblichen Zuschauer jedenfalls (die Rezensentin eingeschlossen) können nur immer wieder mit großem Vergnügen und verständnisinnigem Schmunzeln oder von Lachen geschüttelt feststellen: genauso ist es! Man kann nicht zum ersten Rendezvous gehen, wo alles noch offen und unsicher ist, wenn die Haare nicht sitzen oder ein plötzlicher Schnupfen die Nase rötet und tropfen läßt. Sich zu geben, wie man ist, kann man sich allenfalls leisten, wenn man sich sicher geliebt weiß – aber: wie ist man eigentlich? Auch so eine Frage, die die Protagonistin verzweifeln läßt und die sich wohl jede(r) ab und zu stellt. Intelligent und witzig weiß I. von Kürthy unsere Schwächen – besonders in solchen Extremsituationen wie der Begegnung mit dem anderen Geschlecht – zu beschreiben; ob der "Auserwählte" nun unbedingt ein Chefarzt sein und am Ende als Märchenprinz dastehen muß, darüber läßt sich allerdings streiten. Oder auch nicht.

Sigrid Wiegand

Nächste Aufführungen: Freitag, 10. Februar und Sonnabend 11. Februar 2006
Kleines Theater, Südwestkorso 64,D-12161 Berlin
www.kleines-theater.de

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